CoronaWarum auch PCR-Tests manchmal ein falsches Ergebnis anzeigen können
Köln – Eine normale Erkältung oder doch Corona? Hat der Risikokontakt mich infiziert oder nicht? Die sicherste Antwort auf diese Fragen gibt ein PCR-Test, immer wieder als „Goldstandard“ bezeichnet. Doch was genau heißt das? Ist das Ergebnis eines PCR-Tests immer richtig oder kann er auch mal falsch sein? Um die Antwort vorwegzunehmen: Auch ein PCR-Test kann mal daneben liegen. Das ist allerdings die große Ausnahme.
Wie genau ein Test ist, wird durch Sensitivität und Spezifität definiert. Beide werden in Prozent angegeben. Die Sensitivität zeigt, wie viele positive Proben ein Test als solche erkennt. Je niedriger sie ist, desto mehr positive Proben werden fälschlicherweise als negativ ausgewertet – die sogenannten falsch-negativen Fälle. Die Spezifität beleuchtet die andere Seite der Medaille. Sie gibt an, wie viele negative Proben ein Test als negativ erkennt. Bei einer Spezifität von 100 Prozent ergibt der Test bei allen negativen Proben auch ein negatives Ergebnis. Ist sie jedoch niedrig, gibt es vermehrt falsch-positive Fälle.
Im Optimalfall liegen beide, also Sensitivität und Spezifität, bei 100 Prozent. Nun ist das bei Prozessen, an denen Menschen beteiligt sind, so eine Sache mit der 100-Prozent-Quote. Irgendwie und irgendwo können immer Fehler passieren. Deshalb liegen sowohl Sensitivität als auch Spezifität von PCR-Tests bei über 99,99 Prozent, wie das Kölner Labor Dr. Quade und Kollegen schreibt. Aber eben nicht 100 Prozent. Dr. Quade und Kollegen hat in der Pandemie schon über eine Million PCR-Tests durchgeführt. Ob und wie viele davon ein falsches Ergebnis lieferten, kann das Labor nicht sagen.
Negativer PCR-Test trotz Infektion: Womöglich ein schlechter Abstrich
Doch wie genau kann es nun passieren, dass ein PCR-Test ein falsches Ergebnis hervorbringt? Dafür gibt es verschiedene Gründe, wie das Labor Dr. Quade und Kollegen erklärt. Fällt ein PCR-Test negativ aus, obwohl die Person infiziert ist (dies kann später über Antikörper im Blut nachgewiesen werden), kann dies unter anderem an einem schlechten Abstrich liegen. Die Probe wurde schlichtweg nicht so gründlich entnommen, wie sie es sollte und weist keine oder nicht genug Viruspartikel auf, obwohl sie im Körper hinreichend vorhanden sind. Bei Testzentren, in denen kein medizinisches Personal arbeitet, scheint dieser Fehler durchaus möglich. „Vereinzelt sind Personen erkrankt, die wiederholt in Abstrichen negativ waren“, schreibt das Labor dazu.
Bei schwer erkrankten Patientinnen und Patienten mit einem Immundefekt könne das Virus zudem zum Teil nicht mittels eines Rachen- oder Nasen-Rachenabstrichs, sondern nur durch Proben aus den tiefen unteren Atemwegen nachgewiesen werden. Und auch eine zu frühe Probenentnahme, also kurz nach der Ansteckung, wenn noch kaum Coronaviren im Körper vorhanden sind, kann zu einem falsch-negativen Ergebnis führen, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schreibt.
Unterschieden werden muss bei der Sensitivität auch zwischen PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden, und sogenannten PoC-NAT-Tests, die ähnlich wie PCR-Tests funktionieren, aber vor Ort ausgewertet werden können. Sie werden beispielsweise in einigen Notaufnahmen verwendet, da sie ein schnelles Ergebnis liefern können. Dafür sind PoC-NAT-Tests nicht ganz so sensitiv wie PCR-Tests.
Falsch-positiv: Kontaminierte Probe eine Erklärung
Auf der anderen Seite gibt es auch die Möglichkeit, dass ein PCR-Test ein positives Ergebnis ergibt, obwohl die betreffende Person nicht infiziert ist – dieses Szenario ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Passieren kann es in der Theorie trotzdem, etwa dann, wenn es zu einer Verwechslung oder Kontamination kommt. „Dies ist insbesondere möglich, da in vielen Teststellen, zum Beispiel Testzentren, kein medizinisches Personal tätig ist. Dies ist aber kein analytischer Fehler“, schreibt das Labor Dr. Quade und Kollegen.
Trotzdem könne es „bei unsachgemäßer Handhabung“ auch während des Prozesses in einem Labor zur Kontamination kommen. Weil die Sensitivität der PCR-Tests so hoch, die Nachweisgrenze für das Virus aber niedrig ist, reichen hier schon winzige Mengen. Als dritten Grund nennt das Labor Viruspartikel, die Genesene zum Teil nach ihrer Infektion noch ausstoßen, die aber nicht mehr ansteckend sind. Hier könne der Test auch nach Monaten noch positiv ausfallen – das sei aber sehr selten.
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Dass es nur äußerst selten zu falschen Ergebnisse kommt, scheint auch für Virusvarianten, einschließlich Omikron, zu gelten. „Wir konnten bei dem von uns verwendeten PCR-Test im Laufe der Pandemie und der verschiedenen Varianten keine Auffälligkeiten bezüglich Sensitivität oder Spezifität feststellen“, schreibt das Labor Dr. Quade und Kollegen. Aber: „Für zukünftige Varianten ist dies nicht auszuschließen.“