Rückkehr vom Urlaub in BerufWarum man das „Post Holiday Syndrome“ ignorieren kann
- In den letzten Tagen des Urlaubs, mit der Perspektive bald wieder am Arbeitsplatz erscheinen zu müssen, sinkt bei vielen die Stimmung.
- Im Internet liest man in dem Zusammenhang immer wieder von dem sogenannten „Post Holiday Syndrome“.
- Das gibt es aber nicht, sagt Neurologe Dr. Magnus Heier. Zumindest nicht als ernsthafte depressive Störung.
Der Urlaub geht für viele zu Ende, die Rückkehr an den Arbeitsplatz steht an: Schreibtisch statt Strand. Der Übergang kann schlimm werden. Schlimmer noch: Bei vielen der widerwilligen Heimkehrer scheint die depressive Symptomatik schon in den letzten Urlaubstagen zu beginnen – aus Angst vor der Arbeitswelt zu Hause. Fachleute sprechen auch vom „Post Holiday Syndrom“, der Depression nach dem Urlaub (oder eben schon in den letzten Urlaubstagen). Und dann gibt es natürlich Tipps, wie der Übergang am wenigsten belastend zu gestalten sei.
Geht’s noch? „Post Holiday Syndrom“? Die Angst vor der Rückkehr an den Arbeitsplatz? In meinen medizinischen Lehrbüchern taucht der Begriff nicht auf. Aber er klingt zu wissenschaftlich, um erfunden zu sein. Im Internet dagegen findet man Artikel zum Thema zuhauf. Interessant sind die Absender der Berichte: Zeitschriften, Reiseportale.
Sogar eine Betriebskrankenkasse gibt Tipps gegen die Depression – und natürlich „bento“, die inhaltlich eher dünne Version des SPIEGEL. Viele befragen Psychologen, viele bekommen die Bestätigung, wie belastend der Übergang in den Alltag ist. Hinter den bedrohlichen Überschriften wird das Syndrom manchmal viel kleiner: Dann ist etwa von einem „leichten Stimmungstief“ die Rede. Das trifft es schon eher.
Aber muss diese vorübergehende Unlust zum medizinisch-psychologischen Problem hochgeschrieben werden? Ist es wirklich nötig, eine Stimmungsschwankung mit dem Begriff „Syndrom“ zu adeln?
Morbus Mohl
Ist es nicht! Zumal der Mensch überaus verführbar ist: Wer von „dem Grauen“ des ersten Arbeitstags liest, dem graut es irgendwann wirklich (und wer jedes Halbjahr über die medizinischen Probleme der Zeitumstellung liest, der bekommt fast zwangsläufig Schlafprobleme).
Und dafür gibt es in der Medizin wirklich einen Begriff: den „Morbus Mohl“. Hans Mohl war zwar kein Arzt aber Moderator der überaus erfolgreichen Sendung „Gesundheitsmagazin Praxis“, einem Format, das viele Jahre lang medizinisch aufgeklärt hat. Aber es gab eben auch den Effekt, dass viele Zuschauer die in der Sendung vorgestellten Symptome an sich selbst beobachteten – und am nächsten Tag in großer Zahl in die Arztpraxen strömten: Morbus Mohl, die Mohl´sche Krankheit.
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Ein Syndrom, das mit dem Ende der Sendung natürlich nicht ausstarb. Und ein Syndrom, das ständig neu befeuert wird: im Fernsehen, in Zeitschriften, überall. Vielleicht wäre es an der Zeit, ein bisschen das Ignorieren von Krankheitsgeschichten im Netz zu lernen. Vielleicht ist es gesunder, nicht alles Gesundheitssendungen aufzusaugen. Und Berichte, wie den über das „Post Holiday Syndrom“, einfach zu überlesen.
Zumal eine Blitzumfrage überraschendes zutage förderte: Viele freuen sich auf ihren Job. Für viele ist der Urlaub eine Auszeit, hochwillkommen, aber eben nur für kurze Zeit. Für viele sind die Akkus nach einem Urlaub wieder voll – und sie starten mit neuer Energie. Darüber gibt es aber keinen eingängigen Begriff.