Ärzte sind wegen mehrerer Fälle von Rachitis in Schottland alarmiert. Die Behörden sehen einen Zusammenhang zu zunehmender Armut.
Säuglinge und Kinder betroffenKrankheit aus dem 19. Jahrhundert kehrt vermehrt zurück
Eine eigentlich vor allem aus dem 19. Jahrhundert bekannte Krankheit tritt in Schottland wieder vermehrt auf: Es seien im vergangenen Jahr 442 Fälle von Rachitis registriert worden, teilten die britischen Gesundheitsbehörden mit. Dies sei ein deutlicher Anstieg. 2018 habe die Zahl der Rachitis-Fälle in Schottland noch bei 354 gelegen. Rachitis ist eine Knochenkrankheit, Erkrankte leiden beispielsweise unter X- oder O-Beinen.
Ursache für die Erkrankung ist ein schwerer Mangel an Vitamin D durch zu wenig Sonnenlicht oder Mangelernährung, in manchen Fällen bedingt auch ein Mangel an Phosphat die Knochenerweichung. Kinder mit Rachitis können unter Knochenschmerzen leiden und langsamer als andere Kinder wachsen.
Rachitis-Fälle in Schottland: Schwerer Mangel an Vitamin-D-Mangel als Ursache
„Die gravierendsten Folgen [eines Vitamin-D-Mangels] sind die Entkalkung und letztendlich die Erweichung der Knochen. Bei Säuglingen und Kindern kann dies zum Krankheitsbild der Rachitis führen, das heißt zu schwerwiegenden Störungen des Knochenwachstums und zu bleibenden Verformungen des Skeletts inklusive Aufreibungen im Bereich der Wachstumsfugen“, schreibt das Robert Koch Institut (RKI) in einem Bericht von 2019 zu dem Thema. Aktuelle Berichte zu dem aktuellen Anstieg von Rachitis in Schottland gibt es beim RKI nicht.
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Auch defekter Zahnschmelz, eine verlangsamte Zahnentwicklung und ein erhöhtes Kariesrisiko werden von Experten als mögliche Symptome genannt.
Rachitis ist eine Knochenerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Die Behandlung besteht in der Regel in einer Ergänzung von Vitamin D, gegebenenfalls zusätzlich von Calcium oder Phosphat. Zur Prophylaxe wird geraten, Säuglingen bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres Vitamin D in einer täglichen Einzeldosis zu verabreichen. Eine der Rachitis ähnliche Erkrankung kann auch bei Erwachsenen auftreten, wird dann allerdings als Osteomalazie bezeichnet.
Rachitis: Forscher sehen Zusammenhang mit Armut
Als Risikofaktoren für einen Vitamin-D-Mangel bei Kindern nennen Ärzte und Wissenschaftler unter anderem fehlende Sonneneinstrahlung, einen dunklen Hauttyp sowie eine mangelhafte Ernährung.
Im 19. Jahrhundert war Rachitis wegen Mangelernährung vor allem in den Armenvierteln Großbritanniens weit verbreitet. Mehr als drei Viertel der nun neuen Fälle traten 2022 in der Region um die Stadt Glasgow auf.
Die Region ist eine der ärmsten in Schottland, fast ein Drittel der Kinder leben nach Schätzungen der lokalen Behörden in Armut. Gesundheitsexperten sehen einen Zusammenhang zwischen Armut, mangelhafter Ernährung und sogenannten viktorianischen Krankheiten wie Rachitis. Auch die Fallzahlen von Tuberkulose und Scharlach sind in Schottland zuletzt gestiegen. (pst mit afp)