Rillen, Flecken, VerformungenWas Fingernägel über unsere Gesundheit preisgeben
Köln – Der perfekte Nagel sollte robust sein, leicht glänzen und gepflegt aussehen. Im hinteren Bereich des Nagels ist der sogenannte helle Halbmond zu sehen. Die Nagelform kann sich von Mensch zu Mensch etwas unterscheiden. Doch nicht immer entsprechen die Nägel an Fingern und Zehen solchen Idealvorstellungen. Mitunter sind sie verfärbt, weisen Rillen in ihrer Struktur auf und sind manchmal auch verformt.
Solche Veränderungen können – müssen aber nicht zwingend – ein Hinweis auf eine Erkrankung sein und sind deshalb in der Regel ein Fall für den Hautarzt. Möglicherweise liegt es an Rückständen von Nagellack oder aggressiven Reinigungsmitteln. Auch zu enge Schuhe wirken sich manchmal ungünstig auf die Zehennägel aus. Manche Veränderungen können laut Dermatologe Eckart Haneke sogar auf Herz-, Lungen- oder Lebererkrankungen hinweisen. Warum sich manche Krankheiten auch in diesen Veränderungen der Fingernägel zeigen, ist bis heute nicht bekannt. Eine Rolle könnte spielen, dass die Krankheit Durchblutungsverhältnisse und Stoffwechsel verändert.
Da der Blutkreislauf die Hornplatten der Finger versorgt, lassen sich an ihrem Zustand gesundheitliche Störungen deutlich ablesen. „Handelt es sich dabei um eine innere Erkrankung, spiegelt sich dies allerdings erst drei bis vier Monate später auf den Nägeln wider“, erläutert Heiko Traupe von der Poliklinik für Hautkrankheiten der Universität Münster. Eine Nierenentzündung zum Beispiel zeige sich durch Querrillen, die nicht mit der Zeit herauswachsen.
Fingernägel Rillen, Verfärbungen oder Verformungen: Wer sich seine Fingernägel genau ansieht, kann viel über seine Gesundheit erfahren:
Bräunliche oder blau-schwarze Nägel
Sind die Nägel bräunlich oder blau-schwarz verfärbt, hat sich vielleicht nach einer Verletzung ein Bluterguss gebildet. Grund für eine Blaufärbung kann aber auch schwarzer Hautkrebs (Melanom) oder ein Muttermal sein. Wächst ein blauer Nagel mit der Zeit nicht heraus, sollte man das unbedingt einem Hautarzt zeigen.
Gelbe oder braune Nägel
Ein Nagelpilz dagegen zeigt sich durch eine gelbliche bis bräunliche Verfärbung. Außerdem wird der Nagel bröckelig. Bei einer Schuppenflechte sehen die Nägel ganz ähnlich aus. Auch Medikamente wie Antibiotika verfärben manchmal die Nägel, ergänzt Hautarzt Reinhard Mrotzek.
Wenn sich die Form des Nagels verändert
Nicht nur die Farbe, auch die Form der Nägel kann sich verändern. Ein Hinweis auf Eisenmangel kann es zum Beispiel sein, wenn die Nägel wie ein Löffel in der Mitte abgesenkt und vorn nach oben gebogen sind.
Weiße Flecken und Streifen
Weiße Flecken in den Nägeln hat jeder hin und wieder mal. Das ist aber überhaupt nicht schlimm. „Man geht davon aus, dass kleine Traumen am Nagel, etwa Stöße oder kleine Verletzungen, diese örtlich leicht veränderte Nagelplatte entstehen lässt“, sagt Ulrike Junius-Walker vom Institut für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Sichtbar wird das durch die weißen Nagelverfärbungen. Das seien im Endeffekt winzige Lufteinschlüsse in der Nagelplatte. Mangelerscheinungen, wie oft behauptet wird, sind weiße Flecken und Streifen dagegen nicht.
Brüchige, splitternde Nägel
Verschiedene Chemikalien, mit denen wir im Alltag hantieren, können brüchige Nägel verursachen. Denn Waschmittel, Spülmittel oder Seife entziehen der Haut und den Nägel wertvolles Fett, die Nägel werden auf Dauer ausgelaugt. Darum wird die Nagelplatte porös und splittert an der Spitze. Besser: Bei der Hausarbeit Schutzhandschuhe tragen. Aggressiver Nagellackentferner trocknet nicht nur die Haut aus, er kann auch die Nägel angreifen. Tipp: Nach dem Nagellackentfernen die Hände und Nägel mit einer fettigen Creme einschmieren und einwirken lassen.
Querrillen
Meist sind Rillen, die quer über den gesamten Nagel reichen, durch eine Verletzung der Nagelwurzel entstanden. Es können aber auch Erkrankungen wie Magen-Darm-Probleme, Grippe mit Fieber und bei Kindern Masern Querrillen nach sich ziehen. Besonders wichtig ist es dann, den Nagel zu beobachten: Wächst der Nagel nach der Erkrankung nicht normal nach, ist dies ein Anzeichen dafür, dass der Organismus durcheinander geraten ist. In diesem Fall sollte ein Arzt konsultiert werden.
Längsrillen
Längsrillen auf der Nagelplatte sind häufig und sehen einfach nicht schön aus. Die gute Nachricht ist: Das ist überhaupt nicht schlimm. Die (eher) schlechte: Längsrillen sind genetisch bedingt. Bei den meisten Menschen sind die Längsrillen eine Alterserscheinung, sie können sich bereits ab 35 Jahren bilden. Ursache ist vermutlich, dass die Nagelwurzel unregelmäßig arbeitet.
Blasse Nägel
Extrem blasse Nägel können ein Indiz für eine Leber- oder Nierenstörung sein, so der Mediziner Professor Hans Wolff von der Dermatologischen Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Gelbliche, verdickte Nägel (Yellow-Nail-Syndrom)
Bei dem so genannten Yellow-Nail-Syndrom, einer Verdickung und Gelbfärbung der Nagelplatte, sollte der Betroffene laut Professor Wolff einen Arzt konsultieren: „Dahinter kann sich eine ernsthafte Lungen- und Bronchialerkrankung verbergen.“ Achtung: Nagelverdickungen sehen fast immer gelblich aus, weil das die Farbe von Horn ist, woraus Nägel bestehen. Verdickungen können sich auch einfach nur durch Druck bilden (vor allem an den Zehennägeln), sind aber sehr oft Anzeichen für einen Nagelpilz.
Bröselige Partikel unter den Nägel
Sind die Nägel besonders an der Spitze bröselig, kann das ein ernstes Anzeichen einer ansteckenden Pilzerkrankung sein, die auf jeden Fall ärztlicher Behandlung bedarf. Bei der Therapie ist allerdings Geduld erforderlich.
Aufgewölbte Nägel (Uhrglasnägel)
Sind die Nägel stark gewölbt, entsteht das nie durch äußere Einflüsse. Jedoch kann diese Nagelform auch genetisch bedingt sein. Dann sind Uhrglasnägel kein Grund zur Sorge. Treten die stark gewölbten Nägel aber auf einmal innerhalb kurzer Zeit auf, können sie ein Hinweis auf eine körperliche Störung sein. Dann sollten die Uhrglasnägel unbedingt mit einem Internisten abgeklärt werden. Denn häufig sind Uhrglasnägel die Folge einer chronischen Erkrankung der Lunge und/oder des Herzens (z.B. Lungenemphysem, Lungenfibrose, Rechts-Links-Shunt).
Löffelnägel
Die Nägel können Mangelerscheinungen des gesamten Organismus widerspiegeln, erläutert die zertifizierte Fußpflegerin Barbara Weigel. Wenn ein ausgeprägter Eisenmangel vorliege, bildeten sich manchmal sogenannte Löffelnägel aus: „Das sind Fingernägel, deren Platte in der Mitte eingesunken ist und die neben dem Fehlen von Eisen unter anderem auf Blutarmut hinweisen können.“
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Wichtig ist, dass Betroffene mit Nagelveränderungen, die nicht herauswachsen, zum Arzt gehen. „In 95 Prozent aller Fälle kann ein Hautarzt beim Anblick der Veränderungen eine Diagnose stellen“, erklärt Reinhard Mrotzek. Vermutet er eine Infektion, bringt in der Regel ein Abstrich oder eine Gewebeprobe Klarheit. Äußerlich kann die Infektion mit Tinkturen oder Nagellacken behandelt werden, die Antimykotika enthalten. „Diese Wirkstoffe wirken gezielt gegen Pilze“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer.
Wer ausreichend Obst und Gemüse, Milchprodukte, Nüsse und Fisch isst, schafft beste Voraussetzungen dafür, dass Nägel nicht spröde und brüchig aussehen, sondern gesund wachsen. Regelmäßig schneiden und feilen ist ebenfalls ein Muss. Ideal sind leicht abgerundete und der Nagelform angepasste Nägel. So ist die Gefahr gering, dass sie einwachsen oder man sich mit den Ecken irgendwo verhakt und so dem Nagel schadet. ( sar / mit dpa)