Schlafstörungen sind häufig und nehmen im Alter zu. Die Ursachen sind unterschiedlich, doch vielen hilft ein Tipp, weiß unser Kolumnist.
Neurologe rätDas ist die universelle Hilfe beim Einschlafen und Durchschlafen
Schlafstörungen sind häufig: Bei über 40 Prozent der über 65-Jährigen sind sie sogar chronisch. Bei der Hälfte davon haben sie erhebliche Nebenwirkungen, etwa den Verlust der Konzentration, Stimmungsschwankungen, erhebliche Müdigkeit über den Tag, gefährliche Stürze in der Nacht. Schlafstörungen sind nicht banal.
Allerdings war ich schon irritiert über die Frage eines 16-Jährigen nach irgendwelchen Mitteln für besseren Schlaf. Die Bereitschaft, irgendetwas einzunehmen, ist auf ungesunde Art groß, bei den Älteren sowieso – Schlafmittel sind die am meisten und auch am leichtfertigsten verschriebenen Medikamente überhaupt. Dabei wäre ein gründliches Vorgespräch eigentlich zwingend: Um was für eine Schlafstörung geht es überhaupt? Ist das Einschlafen gestört oder das Durchschlafen, finden die Patienten nicht in den Schlaf oder wachen sie nachts auf und können nicht wieder einschlafen?
Ältere schlafen einfach kürzer
Übersehen wird oft, dass sich mit dem Alter auch das Schlafmuster ändert. Ältere schlafen einfach kürzer. Sie wachen nachts öfter auf und werden durch Geräusche schneller wach. Hinzu kommt bei Menschen ohne Arbeit und Beschäftigung eine Unterforderung und Vereinsamung, die den Schlaf stört. Das als normal zu akzeptieren, ist schon ein Teil der Lösung. Wer beim nächtlichen Aufwachen um jeden Preis und sofort wieder einschlafen will, wird scheitern. Stehen Sie auf, lesen Sie!
Und schließlich: Es gibt innere Rhythmen – eine Nachteule kann um zehn Uhr abends eben noch nicht einschlafen. Machen Sie einfach die Nacht zum Tag und den Morgen zur Nacht. Andere Ursachen sind ganz banal und altersunabhängig: Im Augenblick etwa ist es nicht nur auf der Straße, sondern meist auch im Schlafzimmer zu warm. Dünne oder gar keine Decken sollten selbstverständlich sein. In unserem Haus haben Bewohner in besonders heißen Nächten ihre Matratzen in den Keller gelegt und dort übernachtet – und gut geschlafen, wie sie sagten.
Lauwarm duschen, statt verschwitzt und überhitzt ins Bett zu gehen
Wer keinen Keller hat: Schon eine wassergefüllte Sprühflasche bringt erstaunliche Abkühlung, wenn die kleinen Tröpfchen langsam verdunsten. Statt verschwitzt und überhitzt ins Bett zu gehen, kann man auch noch lauwarm duschen. Eine bewährte Hilfe beim Einschlafen, vor allem bei Älteren, ist starker Kaffee mit Koffein. Wir haben das an der Uniklinik im Nachtdienst immer wieder probiert: Einige Patienten konnten danach überhaupt nicht mehr einschlafen (was keinen großen Unterschied zu vorher machte), andere schliefen sehr schnell ein.
Eine weitere Einschlafhilfe der unschlagbaren Art sind Podcasts mit Kopfhörer: Das Handy sollte so eingestellt sein, dass es sich nach einer Podcastfolge abschaltet und nicht unendlich weiterspielt. Viele Bekannte und Patienten nutzen Podcasts tatsächlich erfolgreich zum Einschlafen (einige sogar meinen eigenen Podcast). Es funktioniert, wenn es nicht zu laut und nicht zu aufregend ist. Der Knopf des Kopfhörers fällt dann alleine aus dem Ohr. Podcasts sind universell: gegen Einschlaf- und gegen Durchschlafstörungen.