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Schlaganfällen vorbeugenWie man sich genügend bewegt, ohne gleich Sport zu treiben

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Bewegung im Alltag ist das neue Wundermittel, zählt auch Shoppen?

Köln – Knapp 300.000 Menschen erleiden jährlich einen Schlaganfall, er ist damit hierzulande die dritthäufigste Todesursache. Das ruft auch der bundesweite Tag gegen Schlaganfall am 10. Mai in Erinnerung, der dieses Jahr unter dem Motto: „Bewegung im Alltag wirkt Wunder“ steht. Und damit nicht ein hartes Sportprogramm meint, sondern Aktivitäten, die auch Sportmuffeln zupasskommen. Doch wie viel Bewegung muss es sein? Zählt schon Shoppen dazu? Die Gesundheitswissenschaftlerin Friederike Prisett von der Deutschen Schlaganfall-Hilfe und der Kölner Sportwissenschaftler Professor Ingo Froböse klären auf.

Welche Krankheiten kann ich mit Bewegung im Alltag vermeiden?

Bewegung wirkt Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder einem erhöhten Cholesterinspiegel entgegen, sagt Prisett. Doch seit der Corona-Pandemie bewegen sich mehr Menschen viel zu wenig. Viel zu viele auch schon davor, wie Froböse betont: „Wir verbannen Bewegung zunehmend aus unserem Alltag. Fahrstuhl, Scooter, E-Bikes – alles ist automatisiert, dadurch haben wir keine ausreichenden Reize mehr für unseren Körper.“ Nur 20 bis 25 Minuten bewege sich der durchschnittliche deutsche Mann am Tag.

Wie wirkt sich Bewegung auf den Körper aus?

Körperliche Aktivität ist laut Froböse, „ein wunderbares Medikament, weil es keine Nebenwirkungen hat. Das Immunsystem wird stimuliert und aktiviert, dadurch wird die Abwehr dauerhaft besser, die Durchblutung erhöht und mehr Sauerstoff in den Körper transportiert. Bei einem Spaziergang erhöht sich die Durchblutung von der ersten Sekunde an um 30 Prozent."

Wie viel muss ich mich bewegen, um Krankheiten zu verhindern?

Wie eine britische Studie jetzt nachgewiesen hat, genügt nur ein Spaziergang pro Woche, um gesundheitlich viel zu erreichen. Erstaunlich auch: Wer sich zuvor gar nicht bewegt hat, erzielt dadurch einen größeren Effekt auf seine Gesundheit als sportlichere Menschen, die ihre Aktivitäten steigern. Das bedeutet: Bislang inaktive Bewegungsmuffel erzielen mit dem geringsten Aufwand den größten Nutzen.

Und mit wieviel Bewegung kann ich einem Schlaganfall vorbeugen?

Moderate Bewegung im Alltag genügt, um das persönliche Schlaganfall-Risiko laut WHO um 50 Prozent zu senken. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Erwachsenen, pro Woche mindestens 150 Minuten moderat aktiv zu sein, und zwar über die Woche verteilt, etwa je 30 Minuten an fünf Tagen in der Woche .„Dabei geht es um aerobe Aktivitäten, mit denen ich Puls und Atem ein bisschen erhöhe. Bewegungen also, bei denen ich zwar noch reden kann, aber nicht mehr singen könnte“, sagt Prisett. Dazu zähle auch ein schnellerer Spaziergang zum Bäcker oder leichte Gymnastik.

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Wer es ein wenig anstrengender mag, sollte sich laut WHO pro Woche 75 Minuten mit hoher, also als anstrengend empfundener Intensität bewegen, etwa schnell laufen, Rad fahren oder schwimmen.

Welche Tätigkeiten im Alltag wirken sich wie auf den Körper aus?

Selbst Shoppen, Gärtnern, Hausarbeit und Tanzen wirken sich positiv auf die Gesundheit aus, wie die Deutsche Schlaganfall-Hilfe auf ihrer Homepage aufzeigt. Dort findet sich auch ein Bewegungsrechner, mit dem man versteckte Aktivitäten im Alltag ermitteln kann. Wer regelmäßig zu Fuß einkaufen geht, kurbele den Kreislauf an und beuge sogar Schlaganfällen vor. Studien beweisen, dass anstrengende Hausarbeiten wie Saugen oder Fenster putzen sich bei Über-Sechzigjährigen positiv auf die kognitive, körperliche und sensomotorische Leistungsfähigkeit auswirken. Präventive Allzweck-Maßnahme sei auch, sich auf Musik zu bewegen. Tanzen fördere den Gleichgewichtssinn, verbessere die Standfestigkeit, was die Sturzgefahr verringere und bringe das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel in Schwung, wodurch der Körper Blutfette und Zucker schneller abbauen könne.

Wie können Menschen, die nicht mehr so beweglich sind, aktiver werden?

Ingo Froböse und Friederike Prisett sind sich einig: Man kann in jedem Alter und mit jedem Trainingszustand anfangen. Wer nicht mehr so fit im Laufen ist, könne etwa Übungen im Sitzen mit den Armen machen, um seinen Puls zu erhöhen. „Und man kann sich selbst beim Zähneputzen etwas Gutes tun, indem man sich auf ein Bein stellt und das Gleichgewicht schult“, sagt Prisett. (Mit dpa)