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Gibt es die Frühjahrsmüdigkeit wirklich?Sieben Mythen über den Schlaf – und was an ihnen dran ist

Lesezeit 2 Minuten
Junge Frau reibt sich die Augen vor ihrem Laptop

Genug geschlafen und trotzdem nicht wach, kann das an der Jahreszeit liegen?

Der Kölner Schlafmediziner Michael Feld erklärt, welche gängigen Behauptungen über den Schlaf stimmen und welche nicht.

Warme Socken im Bett fördern das Einschlafen

Das stimmt. Vor allem bei älteren Leuten ist das wissenschaftlich untersucht. Kopf kühl, Füße warm, das macht den besten Doktor arm.

Ein Glas Rotwein am Abend fördert den Schlaf

Ein strenger Kollege würde sagen: Bloß nicht. Ich sage: ja. Die Dosis ist entscheidend. Ein Gläschen in Ehren erleichtert das Einschlafen. Bei mehr Gläsern wird der Schlaf gestört und man schnarcht auch mehr.

Wer abends Fernsehen guckt, schläft schlecht

Nicht unbedingt. Wenn Sie keine Schlafprobleme haben, können Sie Fernsehen gucken, bis der Arzt kommt, selbst im Schlafzimmer. Jemand, der Schlafstörungen hat, sollte das nicht tun – schon gar keinen brutalen Tatort.

Bei Vollmond schläft man schlechter

Spannende Frage. Gefühlt würden viele sagen: stimmt. Wissenschaftlich gibt es bislang aber keinen Pack-an. Bestätigt ist nur, dass Schlafwandler bei Vollmond mehr schlafwandeln.

Jahreszeiten beeinflussen die Müdigkeit

Stimmt. In den dunklen Monaten brauchen wir mehr Schlaf, weil wir nicht so viel helles Licht haben. Im Winter schneien auch mehr Menschen mit Schlafstörungen in die Praxis. Die Frühjahrsmüdigkeit, unter der manche leiden, scheint durch hormonelle Umstellungen bedingt zu sein. Da kann man schon mal zwei Wochen im Quark hängen.

Sobald Frauen ein Kind bekommen, ist es für immer mit dem guten Schlaf vorbei

Nein. Je kleiner das Baby, desto unruhiger und regelmäßiger ist der Schlaf. Mit zunehmendem Lebensalter sollte sich der Schlafrhythmus einpendeln. Wann das eintritt, da kann man mehr oder weniger Glück haben.

An Schlaflosigkeit kann man sterben

Theoretisch stimmt das. Wenn jemand über Jahrzehnte schlecht schläft, kann das Depressionen oder Herzinfarkte zur Folge haben. Trotzdem sollte man mit solchen Aussagen vorsichtig sein. Menschen mit Schlafstörungen sind ja schon total gestresst und haben Angst, dass sie krank werden. Woran man wirklich stirbt, ist die Schlafapnoe, bei der man an Atemaussetzern leidet. Das sind aber häufig gerade Patienten, die durchaus viel schlafen, aber dafür eben sehr schlecht, ohne es zu merken.

Dr. Michael Feld ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Schlafmediziner. Er hat eine Praxis mit Schlaflabor in Frechen. Er hat in Köln studiert und promoviert und mehrere Bücher zum Thema Schlaf veröffentlicht.