Richard Morgan hat mit 73 das Rudern angefangen und wurde mit 93 Weltmeister. Muskelabbau im Alter ist also kein Schicksal.
Weltmeister mit 93Warum es wirklich nie zu spät ist, mit Sport anzufangen
Sport ist gesund! Dieser Satz ist ebenso richtig wie banal. Aber bei vielen Leserinnen und Lesern mag sich das Gefühl einschleichen, dass dieser Zug für sie selbst längst abgefahren ist. Denn ebenso offensichtlich ist natürlich auch, dass der gesundheitliche Nutzen umso größer ist, je früher man anfängt. Oder angefangen hätte.
Kann es noch entscheidend sein, wenn man sich erst mit 50, mit 60 oder 70 entschließt, endlich sportlich zu werden? Ja, kann es! Um das zu belegen, hilft ein Blick auf Richard Morgan. Der Mann ist 93 Jahre alt – und Weltmeister seiner Klasse im „Indoor-Rudern“. Diese Sportart findet als Wettkampf nicht auf dem Wasser, sondern in Hallen statt. Und die Teilnehmer sitzen nicht in Booten, sondern auf einem Rudertrainer auf dem Trockenen. Mit dem Rudergerät wird dann eine Renndistanz von 2000 Metern simuliert. Richard Morgan tritt in der Klasse Leichtgewicht, 90-94 Jahre an. Und wurde Weltmeister!
Sein Fall ist so bemerkenswert, dass das „Journal of Applied Physiology“ (auf deutsch etwa: angewandte Biophysik) einen Fallbericht über Morgan veröffentlichte. Der Ire war 92 Jahre alt, als er von den Forscherinnen und Forschern untersucht wurde – auf „Herz und Nieren“, wie aus dem Bericht hervorgeht. Beschrieben wird zunächst sein Trainingspensum: Morgan trainiert täglich etwa 40 Minuten. Er rudert wöchentlich etwa 30 Kilometer (auf dem Rudertrainer simuliert), und er stemmt Gewichte. Dabei rudert er jeweils etwa 70 Prozent in moderater Geschwindigkeit, 20 Prozent schnell – und 10 Prozent mit maximaler Power. Nur zur Erinnerung: Er ist 93!
Mit 73 mit dem Sport angefangen
Das alles ist schon beeindruckend genug. Was aber noch bemerkenswerter ist: Morgan hat erst im hohen Alter angefangen, überhaupt Sport zu machen! Mit 73 Jahren hat er das regelmäßige Rudern für sich entdeckt. Erst mit 73, muss man betonen.
Seither macht er Sport. Und das mit ganz und gar erstaunlichem Ergebnis. In dem Fallbericht wird akribisch aufgelistet, wie fit sein alter Körper noch ist: Die Forscher untersuchten Sauerstoffaufnahme, Atem- und Herzfrequenz beim Rudern und beim Ausruhen. Den Körperfettanteil wie auch die maximale Kraft auf den Riemen.
Bei 220 Watt (!) stieg seine Herzfrequenz auf erstaunliche 153 Schläge pro Minute. Sie stieg schnell – wie bei einem guten Trainingszustand. Morgan ist 93 Jahre alt, sagt sein Pass. Sein Herz, seine Muskeln und Lungen sind physiologisch höchstens halb so alt (das ist natürlich keine mathematisch präzise Aussage).
Wahrscheinlich hat Morgan auch genetisch einfach Glück. Aber nicht nur. Sein Fall zeigt, dass der übliche Verfall von Muskeln und Kondition für die meisten Menschen kein Schicksal sein muss. Dass es möglich ist, gegen dieses vermeintliche Schicksal „anzurudern“. Oder zu laufen, zu schwimmen, zu radeln – oder was auch immer.
Die entscheidende Aussage ist, dass der gesunde Körper auch in hohem Alter noch in der Lage ist, sich an geänderte Anforderungen anzupassen. Auch an sportliche. Es ist absolut nie zu spät!