Berlin – Hoffnung für Migräne-Patienten: Seit Ende 2018 sind erste Varianten einer neuen Therapie-Form auf dem Markt, die sogenannten Migräne-Spritzen. Betroffene können sich die Spritzen alle vier Wochen selbst verabreichen und damit die Zahl der Attacken reduzieren. Das Besondere an der neuen Therapie sind die darin enthaltenen Antikörper. Sie greifen den Botenstoff CGRP und dessen Rezeptoren im Körper an. CGRP spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Migräneattacken.
Erste zielgerichtete Therapie gegen Migräne
„Das ist das erste Mal, dass wirklich eine zielgerichtete Therapie von Migräne möglich ist“, erklärt Lars Neeb, Oberarzt der Klinik für Neurologie an der Berliner Charité. Denn Medikamente zur Prävention von Migräne gibt es zwar schon. Dabei handelt es sich aber um Beta-Blocker oder Epilepsie-Medikamente. „Die migräneprophylaktische Wirksamkeit von diesen Präparaten konnte zwar in Studien nachgewiesen werden, sie sind aber zur Behandlung von andere Krankheiten entwickelt worden.“
Doch wirken die neuen Migräne-Spritzen, deren Wirkstoffe zum Beispiel Erenumab oder Galcanezumab heißen, deshalb besser als andere Medikamente zur Prävention? Nicht unbedingt, wie eine Auswertung verschiedener Studien durch Experten der Stiftung Warentest zeigt: Demnach können die neuen Präparate die Zahl der Attacken um ein bis drei pro Monat reduzieren. Das entspricht in etwa dem Erfolg bisheriger Vorbeuge-Medikamente.
Migränespritzen sollen weniger Nebenwirkungen haben
Und doch könnten die neuen Spritzen einen Vorteil haben: „Je zielgerichteter eine Therapie ist, desto weniger Nebenwirkungen sollte sie theoretisch haben“, sagt Neeb. „Bei den CGRP-Antikörpern ist das nach bisherigen Erkenntnissen auch so.“ Unklar ist allerdings noch, welche Langzeitfolgen es gibt, und wie die neuen Medikamente bei Risikopatienten wirken - bei Menschen mit Herzkrankheiten etwa. „Das wird sich jetzt mit der Zeit in der klinischen Praxis und in weiteren Studien zeigen müssen.“
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Vorgesehen sind die neuen Präparate auch nicht für alle Migräne-Patienten. Zugelassen sind sie zwar ab einer Häufigkeit von vier Migräne-Tagen pro Monat, wie Neeb erklärt. In der Praxis kämen die neuen Präparate aber vor allem bei Patienten infrage, die andere Vorbeuge-Medikamente nicht vertragen oder darauf nicht reagieren, und die gleichzeitig sehr häufige oder chronische Migräne haben. Von chronischer Migräne sprechen Experten ab einer Belastung von 15 Migräne-Tagen pro Monat. (dpa/tmn)