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WiderlegtDiese zehn Medizin-Mythen sind falsch

Lesezeit 6 Minuten

Lieber ein Pflaster drauf: Wunden heilen besser, wenn sie feucht sind.

Wunden heilen besser ohne Pflaster, Stillen schützt vor einer Schwangerschaft und Antibiotika helfen gegen Erkältungen? Manche Ammenmärchen der Medizin halten sich hartnäckig, dabei basieren sie auf Halbwissen oder sind sogar kompletter Humbug. Wir räumen mit zehn Gesundheits-Mythen auf.

Alkohol wärmt von innen

Stimmt nicht! Glühwein-Liebhaber sollten sich lieber warm anziehen: Alkohol beeinträchtigt nämlich die natürliche Wärmeregulation unseres Körpers: „Alkohol erweitert die Blutgefäße der Haut und führt dadurch zu einem Wärmeverlust“, erklärt der Allgemeinmediziner Dr. Carsten Lekutat in seinem Buch „Halbwahrheiten der Medizin“. Mit fatalen Folgen: Wir kühlen innerlich aus, gleichzeitig betäubt der Alkohol unser Empfinden.

Das Fazit des Experten: „Das Wärmegefühl, das man durch den Alkoholgenuss verspürt, ist eine Täuschung.“ Stattdessen empfiehlt er warme alkoholfreie Getränke, zum Beispiel heißen Tee, am besten mit Chili, Ingwer, Rosmarin, Thymian oder Zimt gewürzt. Diese Gewürze sorgen nämlich für eine bessere Durchblutung der Verdauungsorgane - so wird tief im Körperinneren Wärme gespeichert.

Kaugummis bloß nicht runterschlucken, denn dann verkleben sie den Magen! Diese Weisheit wurde uns als Kindern eingetrichtert. Dabei stimmt das gar nicht.

Kaugummis verkleben den Magen

Stimmt nicht! Die Panik, die man als Kind verspürte, weil man einen Kaugummi verschluckt hatte, war riesengroß. Schließlich würde der Kaugummi nun ein Teil von uns werden, sich für Jahre an unserer Magenwand festsetzen oder sogar unseren Magen verkleben. Davor zumindest haben Eltern und andere wohlwollende Menschen immer gewarnt. Dabei ist das alles Quatsch: „Der Kaugummi wird einfach weitergeleitet und nach einer längeren Reise durch den Darm auf ganz natürlichem Wege wieder ausgeschieden“, beruhigt Lekutat. Kaugummis seien zwar unverdaulich, da es sich aber um Lebensmittel handele, könne man sie in geringen Mengen herunterschlucken.

Bei Nasenbluten den Kopf nach hinten legen

Stimmt nicht! Auf keinen Fall sollte man den Kopf in den Nacken legen, warnt der Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Denn dann fließt das Blut in den Magen und kann so Übelkeit und einen Brechreiz auslösen. Außerdem bestehe die Gefahr, dass das Blut in die Atemwege gerät. Das ist besonders dann gefährlich, wenn der Patient ohne Bewusstsein ist. Bei Nasenbluten sollte man sich den HNO-Ärzten zufolge aufrecht hinsetzen oder zumindest den Kopf hochlagern, um den Blutdruck im Kopf zu verringern. Den Kopf sollte man nach vorne hängen lassen. Das Zusammendrücken der Nasenflügel für einige Minuten hilft, die Blutung zu stoppen. Unterstützend kann man einen kalten Waschlappen in den Nacken legen.

Helfen Salzstangen und Cola wirklich gegen Durchfall?

Gegen Durchfall schlecht geeignetes Hausrezept: Cola und Salzstangen.

Salzstangen und Cola helfen gegen Durchfall

Stimmt nicht! Cola und Salzstangen können den Zustand des Kranken sogar verschlimmern. Das Wichtigste bei Durchfallerkrankungen ist, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Dafür ist Cola aber nicht geeignet, wie Mediziner Lekutat erklärt. Denn: Erstens kann die enthaltene Kohlensäure den Magen-Darm-Trakt zusätzlich reizen. Zweitens kurbelt das enthaltene Koffein die Wasserausscheidung über die Nieren an - fatal, wenn der Körper der Austrocknung durch den Durchfall entgehen will. Drittens enthält Cola viel zu viel Zucker. Wenn sich das Wasser an den Zucker bindet, wird es schließlich vermehrt ausgeschwemmt.

Auch von Salzstangen sollte man absehen: Denn es fehlt dem Körper bei Durchfall nicht nur an Speisesalz, sondern an anderen Salzen wie Kalium und Magnesium. Deshalb sollte man besser auf fertige Elektrolytlösungen in Pulverform setzen, um die verlorenen Salze auszugleichen.

Stillen schützt vor einer Schwangerschaft? Nein, die Wahrscheinlichkeit ist zwar geringer, aber man muss trotzdem verhüten, um auf Nummer sicher zu gehen.

Stillen schützt vor einer Schwangerschaft

Stimmt nicht! Ein Mythos, der sich nicht aus der Welt schaffen lässt. Richtig ist, dass durch das Stillen der Prolaktinspiegel hoch ist. Das Hormon Prolaktin sorgt für die Milchproduktion und hemmt zugleich den Eisprung. Dadurch sinkt zwar die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft, auszuschließen ist diese jedoch nicht, wie die Frauenärzte im Netz warnen: Neben Kondomen oder einer Spirale könnten Frauen während der Stillzeit mit Anti-Baby-Pillen mit ausschließlichem Gestagengehalt (Minipille) verhüten.

Antibiotika helfen gegen eine Erkältung

Stimmt nicht! Verursacht wird eine Erkältung durch Viren - und nicht durch Bakterien. Von daher sind Antibiotika vollkommen wirkungslos gegen eine Erkältung. Sie kann durch verschiedene Viren hervorgerufen werden, die sich durch die Tröpfcheninfektion verbreiten. Hustet der Sitznachbar im Bus, ist es also gut möglich, dass wir die Viren einatmen. Auch über Hände gelangen die Viren an die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase und breiten sich von dort weiter im Körper aus. Die wichtigste Schutzmaßnahme vor einer Erkältung ist deshalb eine hygienische: gründliches Händewaschen. Auch Saunagänge, Fußbäder und Sex können einer Erkältung vorbeugen. Wer sich einen Infekt eingefangen hat, dem hilft es meist schon, sich auszuruhen und viel zu schlafen.

Heilen Wunden besser ohne Pflaster und wirkt der Placebo-Effekt nur bei ahnungslosen Patienten?

Lieber ein Pflaster drauf: Wunden heilen besser, wenn sie feucht sind.

Wunden heilen besser ohne Pflaster

Stimmt nicht! Durch das Pflaster bleibt die Wunde feucht, das lässt sie besser heilen, weil sich schneller neue Haut bilden kann als wenn der wunde Fleck austrocknet und sich dicker Schorf bildet. Außerdem schützt ein Pflaster vor Keimen, die eine Entzündung verursachen können. Wenn sich die Wunde allerdings rötet, sehr warm wird, schmerzt oder sich sogar vergrößert, kann eine Infektion dahinterstecken, wie Mediziner Lekutat warnt. Dann sollte man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Placebo-Effekt wirkt nur bei ahnungslosen Patienten

Stimmt nicht! Placebos können selbst dann helfen, wenn den Patienten bewusst ist, dass sie nur eine Zuckertablette einnehmen. Forscher der Harvard Medical School gaben Patienten, die am Reizdarm-Syndrom litten, im Rahmen einer Studie Placebos. Sie erklärten offen, dass es sich um Zuckerpillen handelt und kennzeichneten diese sogar als Placebos. Am Ende des Versuchs waren fast ebenso viele Placebo-Patienten zufrieden wie Patienten, die tatsächlich mit den effektivsten Medikamenten gegen ihre Beschwerden therapiert worden waren.

Lesen mit der Taschenlampe unter der Bettdecke ist schädlich für die Augen? Nein, es strengt sie jedoch mehr an und dadurch ermüden die Augen schneller.

Lesen mit der Taschenlampe schadet den Augen

Stimmt nicht! Lesen mit der Taschenlampe unter der Bettdecke schadet den Augen nicht. Augen müssen sich in der Dunkelheit jedoch mehr anstrengen, um kleine Buchstaben zu erkennen. Bei gesunden Augen funktioniert das auch bei weniger Licht einwandfrei, auch wenn die Muskeln im Auge hierfür Schwerstarbeit leisten müssen. Allerdings ermüden die Augenmuskeln schneller und dadurch verschlechtert sich die Sehkraft kurzfristig. Sind die Muskeln am nächsten Morgen wieder ausgeruht, ist auch das Sehvermögen erneut voll da.

„Nach dem Essen sollst du ruh'n oder tausend Schritte tun.“ Wirklich?

Nach dem Essen schlafen oder bewegen? Nach einer leichten Mahlzeit ist gegen einen Spaziergang nichts einzuwenden. War das Mahl sehr üppig, sollte man besser sitzen bleiben. Auch gegen ein Nickerchen nach dem Essen spricht nichts, wenn man keine Beschwerden mit Sodbrennen hat.

10. Nach dem Essen sollst du ruh‘n oder tausend Schritte tun

Diese Binsenweisheit stimmt nur zum Teil. Das Hinlegen nach einer üppigen Mahlzeit kann zu Sodbrennen führen. Also ist Ruhen, zumindest im Liegen, nach dem Essen nicht immer zu empfehlen. Aber auch eine große sportliche Belastung ist nicht ratsam. Nach dem Essen schaltet der Körper auf Verdauung um. Sich direkt nach dem Essen hinzulegen ist deshalb nicht die beste Idee. Der Nahrungsbrei im Magen stimuliert die Magensäureproduktion. Fließt die Säure in die Speiseröhre zurück, verursacht das Sodbrennen. Das ist unangenehm und gesundheitsschädlich.

Also doch lieber laufen nach dem Essen? Eher nicht. Die Verdauung wird beim Menschen durch den Ruhenerv (Nervus vagus) stimuliert, der weniger mit sportlicher Betätigung zu tun hat. Außerdem ist das Verdauen anstrengend, so dass nach dem Essen keine körperlichen Höchstleistungen erbracht werden können. Wir sollten lieber den gesunden Menschenverstand einsetzen, als auf das alte Sprichwort zu vertrauen, rät Mediziner Lekutat. Nach einer leichten Mahlzeit sei gegen einen Spaziergang nichts einzuwenden. War das Mahl sehr üppig, sollte man besser noch ein bisschen sitzen bleiben und sich ausruhen. Auch gegen ein Nickerchen nach dem Essen spreche nichts, wenn man keine Beschwerden mit Sodbrennen hat. (ef/rer/dmn)

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