Schwitzen, Stimme, AtmungAn diesen Zeichen können Sie erkennen, ob jemand lügt
Köln – Eines vorweg: Es ist ziemlich schwierig zu erkennen, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. Gute Lügner haben eine hohe soziale Kompetenz, können sich gut verstellen und noch besser an andere Menschen und Situationen anpassen. Sie sind geschickt darin, Menschen um den Finger zu wickeln, weil sie sich hervorragend in andere hineinversetzen können. So wirken Sie extrem glaubwürdig. Weil wir aber wissen wollen, ob wir dem Gegenüber glauben können, versuchen wir, irgendwie zu messen oder abzuleiten, ob er lügt oder die Wahrheit sagt.
Lügner stehen unter Stress und zeigen deshalb Reaktionen
Allgemein wird angenommen, dass Lügner unter Stress stehen und sich deshalb durch seltsames Verhalten oder auffällige Körperreaktionen verraten. Wer lügt, muss ständig aufpassen, nicht aufzufliegen, er muss sein Konstrukt mit allen Mitteln schützen. Denn wenn die Lüge auffliegt, drohen Ärger und Ausgrenzung. Wenn Menschen sich bedroht fühlen, schaltet das Gehirn in den Steinzeitmodus, und da gibt es nur drei Möglichkeiten, um unangenehmen Situationen zu entkommen: Flucht, Kampf oder sich tot stellen.
Zappelige Beine, schneller Atem und brüchige Stimme
Menschen, die lügen und nicht dabei erwischt werden wollen, verhalten sich häufig so, dass es zu einer dieser Möglichkeiten passt. Sie zappeln zum Beispiel mit Armen und Beinen oder werden andersherum plötzlich ganz ruhig und starr. Bei den meisten Menschen beschleunigen sich unter Stress Atmung und Puls und sie fangen an zu schwitzen. Nervöse Menschen streichen sich über Hals oder Nacken, um sich selbst zu beruhigen. Sie bekommen einen trockenen Mund und eine brüchige Stimme.
Pinocchio-Effekt: Bei Lügnern soll die Nase stärker durchblutet sein
Lügnern sagt man nach, dass sie häufiger Gesprächspausen machen, um an ihrer Geschichte zu feilen. Uneinigkeit herrscht darüber, ob Lügner der belogenen Person besonders genau in die Augen schauen, um zu beweisen, dass sie ihrem Blick standhalten können, oder lieber direkten Blickkontakt vermeiden. Angeblich soll bei Lügnern auch die Nase stärker durchblutet sein und jucken, weshalb sie sich öfter an die Nase fassen sollen (Pinocchio-Effekt).
All diese Symptome deuten auf Stress hin, beweisen aber noch lange nicht, ob jemand gestresst ist, weil er lügt. Deshalb haben auch Lügendetektoren, die Stress-Symptome wie Schwitzen und beschleunigte Atmung messen können, in Deutschland vor Gericht keinen Bestand. Um zu erkennen, ob ein Mensch lügt, braucht es noch mehr Fähigkeiten. „Wenn Sie all diese Zeichen bei Ihrem Gegenüber bemerken, können Sie ihn damit konfrontieren, dass Sie ihm nicht glauben. Dies bewirkt in den meisten Fällen, dass er seine Bemühungen verstärkt, Sie von seiner Lüge zu überzeugen, indem er mehr und lauter spricht oder seine Hand auf Ihren Arm legt, um Sie zu beschwichtigen“, schreibt der Rechtsanwalt und Coach Markus Schollmeyer in seinem Buch „Lüg‘ mich nicht an! Wie du herausfindest, was andere verheimlichen“.
Zusammenspiel von Körperhaltung, Gestik, Mimik und Sprache
Manchen Lügnern sieht man ihre Schwindelei aber nicht an und sie kommen ganz besonders gefasst daher, weil sie mit aller Kraft vermeiden wollen, nervös zu wirken. Das kann so weit gehen, dass sie auch ihre körperlichen Reaktionen unter Kontrolle haben. Für die Psychologin und Körpersprache-Expertin Monika Matschnig gibt es dennoch eindeutige Signale des Körpers, die einen Menschen der Lüge überführen. So schreibt sie in ihrem Buch „Die Körpersprache der Lügner. Trickser und Schwindler erkennen“, dass das Zusammenspiel von Körperhaltung, Gestik, Mimik und Sprache verrät, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt. Rückschlüsse dürften dennoch nur mit größter Vorsicht gezogen werden.
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So könne neben den körperlichen Reaktionen auch inkongruentes Verhalten ein Anzeichen für Lügen sein, also wenn die Körpersprache nicht zu den Worten passt. „Gibt es eine Diskrepanz zwischen Worten und Körpersprache, dann glauben Sie dem Körper. Eine dauerhafte Kontrolle unseres Körpers ist nicht möglich“, schreibt Matschnig. Auch die erzählte Geschichte selbst gebe Aufschluss über den Wahrheitsgehalt. Am zuverlässigsten sei es, das Gesagte darauf zu überprüfen, wie realistisch es ist. Man lässt sich die Situation ganz genau erklären, fragt nach allen Details, findet heraus, was die Beteiligten gedacht und empfunden haben und wie ein neutraler Beobachter die Szene beschreiben würde. Ein guter Trick ist auch, sich die Geschehnisse von hinten nach vorne erzählen zu lassen.
Lügengeschichten sind oft besonders ausschweifend
Um eine Unwahrheit zu erkennen, muss man zudem gut zuhören können. Lügengeschichten sind oft besonders ausschweifend, haben eine detaillierte Einleitung und geben Auskunft über Dinge, die nicht wirklich relevant sind. Das eigentliche Ereignis wird dagegen kurz und sachlich erzählt, Emotionen spielen kaum eine Rolle, das Ende kommt abrupt. Eine wahre Geschichte enthält dagegen besonders im Hauptteil viele Details und Gefühle. Wenn es Nachfragen gibt, versuchen Lügner oft, ihre Antwort hinauszuzögern, indem sie zum Beispiel die Frage noch einmal wiederholen oder eine Gegenfrage stellen. Ebenfalls sind sie geschickt darin, so zu antworten, dass ihre Aussage in alle Richtungen interpretiert werden kann.
Alle diese Zeichen bleiben aber immer nur Indizien und können niemals als Beweis dafür dienen, dass ein Mensch nicht die Wahrheit sagt. Immer muss auch der Kontext mit einbezogen werden: der Beweggrund, die Beziehung zum Gesprächspartner, die Räumlichkeiten, die Tagesverfassung, vorausgegangene Begegnungen, kulturelle Unterschiede und mögliches Statusverhalten. Zudem muss man wissen, wie der Mensch sich normalerweise verhält, um seine Gesten deuten zu können. Auch der innere Zustand sollte mit berücksichtigt werden. Wird jemand mit etwas Unerwartetem oder Unangenehmen konfrontiert, erhöht sich sein Stresspegel. Und je gestresster ein Mensch ist, desto stärker sind seine körpersprachlichen Signale. Schollmeyers Fazit lautet daher: „Die Körpersprache enttarnt keine Lüge. Nur in Kombination mit Fragen und vorab eingeholten Informationen lassen sich Lügen nachweisen. Die Körpersprache alleine liefert nur ein Indiz dafür, in welchem emotionalen Zustand sich jemand befindet. Passt dies nicht zum Gesagten, dann haben wir einen Ansatzpunkt, um weiter zu fragen.“