Wundermittel aus „Die Höhle der Löwen“Verbraucherschützer kritisieren diese Pillen
In der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ konnte Veluvia-Gründer Jörn-Marc Vogler überzeugen, Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel gaben ihm den Zuschlag für seine Bio-Wunderkapseln. Sie enthalten laut Herstellerangaben Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe – alles rein pflanzlich und ohne Zusatzstoffe. Gleich neun verschiedene Produkte sind im Angebot: „Immun“, „Detox“, „Balance“ etc.) Das Werbeversprechen: „Natürliche Nahrungsergänzungen auf Superfood-Basis“.
Verbraucherschützer sehen das Produkt aber kritisch und warnen vor Etiketten-Schwindel. So nahm die Verbraucherzentrale Hamburg alle Inhaltsstoffe der Sorte „Green“ genaustens unter die Lupe und kommt zu einem nüchternen Ergebnis. Die Werbeversprechen des Gründers seien allesamt „vage und nicht wissenschaftlich belegt“, so die Verbraucherschützer. Der Hersteller wehrt sich in einer Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt. Zum fehlenden Wirknachweis bezieht sich der Hersteller auf die Wirkaussagen einzelner Zusatzstoffe wie Vitmaine C und D oder Magnesium, die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) wissenschaftlich bewertet und zugelassen wurden.
Wir haben ihre Vorwürfe zusammengefasst:
Unklar, was genau in den Kapseln landet
Es wird nicht genau erklärt, welche Stoffe genau extrahiert werden. Fest stehe nur, dass ein Mix aus 14 Stoffen extrahiert werde. Was genau jedoch in den Kapseln stecke, werde nicht mitgeteilt.
Mikromengen an Obst und Gemüse
Der jeweilige Obst- und Gemüsegehalt der Kapseln sei sehr gering und werde dem Werbeversprechen nicht gerecht. Nach den Angaben von Veluvia liefern zwei der „Green“-Kapseln eine Tagesportion Obst- und Gemüse. Zusammengerechnet wiegen diese aber nur 1,1 Gramm. Laut Produktdeklaration enthält diese Tagesration der Sorte „Green“ 2 Prozent Erdbeere beziehungsweise 5 Prozent Brokkoli Pulver, sprich rund 0,02 Gramm Erdbeerpulver und 0,06 Gramm Brokkoli Pulver pro Tag. Angesichts dieser Mengen klinge der Werbespruch „Haben Sie heute schon genug Obst und Gemüse gegessen?“ wie Hohn. Das will der Hersteller nicht auf sich sitzen lassen und widerspricht in einem Statement, das der Redaktion vorliegt. „Es kommt nicht auf die Menge an, sondern auf den Nährstoffgehalt.“ Veluvia „Green“ enthalte beispielsweise nicht nur Vitamin C, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe, wie Polyphenole.
Bio-Qualität wird nur von einem Produkt eingehalten
Nahrungsergänzungsmittel in Bio-Qualität? Zwar werbe das Produkt mit dem Bio-Siegel, jedoch erfülle nur eins von neun Produkten – nämlich die Sorte „Green“ – die Vorgaben für ein Bio-Produkt, so die Verbraucherzentrale.
Die Hersteller dazu in einem Statement, das der Redaktion vorliegt: „Leider sind derzeit auf dem Weltmarkt noch nicht alle Zutaten als Bio-Zutaten für Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.“ In diesen Fällen werde „die bestmögliche Qualität aus konventioneller Landwirtschaft“ verwendet. Außerdem könne der Hersteller nach Siegel „Kontrollierte Qualität“ des TÜV Rheinland nachweisen, das besagt, dass Inhaltsstoffe im Labor untersucht werden, alle ausgewiesenen Stoffe enthalten sind und Zusatzstoffe nicht enthalten sind.
Zusatzstoffe kommen zum Einsatz
Frei von Zusatzstoffen? Laut Hersteller ist das Produkt frei von Zusatzstoffen. In der Zutatenliste des Produktes „Cella“ fanden die Verbraucherschützer jedoch D-α-Tocopherylacetat – ein Stoff, der als synthetisches Vitamin-E-Derivat gilt.
Ein weiteres Problem sehen die Verbraucherschützer in dem Überzugsmittel E 464, Hydroxypropylmethylcellulose oder HPMC. Dabei handele es sich um einen EU-weit zugelassenen Zusatzstoff, wie die Verbraucherzentrale bemängelt. Der Hersteller weist in seiner Stellungnahme jedoch darauf hin, dass es sich bei HPMC um einen „veganen, naturnahen Lebensmittelzusatzstoff“ handele, der als Überzug für für Bio-Lebensmittel zugelassen sei. Zudem werde HPMC aus Cellulose gewonnen, erklärt der Hersteller.
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„Zur Vermarktung werden alle Register gezogen“
Das Fazit fällt dementsprechend negativ aus: „Bei Veluvia werden alle Register zur Vermarktung eines Wundermittels gezogen.“ Einen Wirknachweis gebe es allerdings nicht, darauf weisen die Experten ebenfalls hin. „Wer sich ausgewogen ernährt und zum Beispiel täglich Obst und Gemüse isst, benötigt keine Nahrungsergänzungsmittel. Im Umkehrschluss können Kapseln keine ausgewogene Ernährung ersetzen.“ Auch der Gründer betont in seinem Statement: „Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist immer das Beste.“ Nahrungsergänzungsmittel könnten keine gesunde und ausgewogene Ernährung ersetzen. Immerhin dabei sind sich Hersteller Vogler und Verbraucherzentrale einig. (sar)