In Sachen LiebeWas hilft denn wirklich gegen Impotenz?
- Unser Kolumnist Volker Wittkamp erklärt, welche verschiedenen Formen von Impotenz auftreten können.
- Es gibt verschiedene Wege der Impotenz entgegenzuwirken. Zum Beispiel helfen bestimmte Gewürze und einige Verhaltensänderungen.
- Auch wenn Ihnen die sexuelle Lust nicht so wichtig ist, sollten sie bei Errektionsproblemen dringend einen Arzt aufsuchen - denn sie können auf eine andere Krankheit hinweisen.
Köln – Ich habe Ihre Kolumne über die wundersamen Penisverlängerungen gelesen. Was sagen Sie zu den vielfach angebotenen Präparaten gegen Impotenz? Leser, 54 Jahre
Bevor ich Ihre Frage beantworte, deren Antwort recht kurz ausfallen wird (kleines Spannungsmoment!), muss ich zum Verständnis zunächst ein bisschen Theoriearbeit leisten. Unter dem Oberbegriff Impotenz sammeln sich gleich drei Krankheitsbilder, die in der Urologie eine Rolle spielen. Zum einen die Unfähigkeit, Kinder zu zeugen, sodann die fehlende Fähigkeit zum Samenerguss und schließlich die von Ihnen vermutlich gemeinte „erektile Dysfunktion“. Dieser Begriff meint die Unfähigkeit, zu einer Penisversteifung zu gelangen oder sie zu halten. Natürlich kann so etwas schon mal vorkommen. Es sollte allerdings nicht über sechs Monate hinausgehen oder in mehr als 70 Prozent der Fälle einen befriedigenden Geschlechtsverkehr verhindern.
Bei jungen Männern liegt es häufig an der Psyche
Manchmal wird in diesem Zusammenhang noch fälschlicherweise von der Libido, beziehungsweise deren Verlust gesprochen. Unter Libido versteht man allerdings nur das sexuelle Verlangen, welches für eine Erektion nicht zwangsläufig vorhanden sein muss, wie man zum Beispiel an den morgendlichen Erektionen sieht. Sind diese und auch nächtliche Erektionen im Schlaf noch im normalen Umfang vorhanden, kann man eine rein körperliche Ursache für Erektionsstörungen beim Geschlechtsverkehr zumeist ausschließen und muss stattdessen eine psychische Komponente vermuten. Häufiger kommt dies bei jüngeren Patienten vor.
Unter die körperlichen Ursachen fallen zumeist die üblichen Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, aber auch die Nebenwirkung verschiedener Medikamente wie zum Beispiel solcher gegen erhöhten Blutdruck – ein kleiner Teufelskreis.
Allerdings liegt hier auch die Chance, die Erkrankung eigenständig in den Griff zu bekommen, etwa durch gesunde, ausgeglichene Ernährung, Sport und Gewichtsreduktion. All dies wirkt sich positiv auf den Testosteronspiegel aus, dessen Sinken im Alter ebenfalls für eine schwächelnde Erektion sorgen kann.
Von Zaubermitteln aus dem Internet und teuren Nahrungsergänzungen – um nun genauer zu Ihrer Frage zu kommen – würde ich allerdings die Finger lassen. Das ist entweder vergeudetes Geld oder im schlimmsten Fall vergeudete Gesundheit, falls es sich nämlich bei den angebotenen Präparaten um gefälschte und gepunschte Medikamente handelt. Sollten Sie stattdessen Speisen potent würzen wollen, können Sie es mit Rosmarin, Liebstöckel, Curry und Knoblauch versuchen. Wobei Letzteres wegen des folgenden Mund- und Körpergeruchs auf so manchen Sexualpartner eher abtörnend wirken kann. Bleibt der gewünschte Erfolg dennoch aus, stehen mit den sogenannten PDE-5-Hemmern sehr gute medikamentöse Optionen zur Verfügung. Zu ihnen gehört auch die berühmte blaue Pille (Viagra). PDE-Hemmer sorgen für eine verbesserte Durchblutung der Penis-Schwellkörper und sind in der Regel sehr gut verträglich.
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Bei Problemen zum Arzt - auch wenn sexuelle Lust Ihnen nicht wichtig ist
Um nun auch noch mit einem weit verbreiteten Irrtum aufzuräumen: Man bekommt keineswegs automatisch eine Erektion, sobald man diese Medikamente einnimmt. Vielmehr muss zusätzlich ein sexueller Reiz vorhanden sein. Dies ist dann zugleich auch ein limitierender Faktor der medikamentösen Therapie mit Viagra und Co. Sind zum Beispiel die Nervenbahnen der Prostata nach einer (Krebs-)Operation beeinträchtigt, kommt der sexuelle Reiz nicht mehr im Penis an, und die entsprechenden Medikamente sind nutzlos. Falls Ihnen sexuelle Aktivität nicht so wichtig ist, Sie aber Erektionsprobleme bemerken, rate ich Ihnen trotzdem zu einem Besuch beim Arzt, und zwar nicht beim Urologen, sondern beim Kardiologen. Da die Blutgefäße, die für die Erektion verantwortlich sind, viel dünner sind als die lebenswichtigen Gefäße des Herzens, deuten sich ernsthafte Gefäß-Erkrankungen hier deutlich früher an. Mein geschätzter Kollege Christoph Pies formulierte dies einmal sehr treffend: „Der Penis ist die Antenne des Herzens.“