In Sachen LiebeMein Freund hat immer Affären mit verheirateten Frauen
- Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer neuen PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
- Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
Ein guter Freund von mir ist Single und hätte so gerne eine glückliche Beziehung. Allerdings hat er offenbar eine magische Anziehung auf verheiratete Frauen und hat seit Jahren fast ausschließlich aussichtslose und sich ewig hinziehende Affären. Die vergebenen Frauen trennen sich für ihn aber nie von ihren Partnern. Warum macht er das, und wie kann ich ihn dazu bringen, damit aufzuhören?
Wetten, Sie haben sich schon selbst eine Theorie zum Problem Ihres Freundes überlegt, und diese Theorie hat etwas mit Bindungsangst zu tun? Aber selbst wenn ich damit richtig liege, hat diese Erklärung bisher offenbar noch nicht dazu geholfen, das Problem zu lösen. Also schauen wir mal, ob wir in seinem wiederkehrenden Verhalten noch etwas anderes entdecken.
Konkurrenz zum Ehemann
Ihr Freund gerät immer wieder in Situationen, in denen er mit einem Ehemann um dessen Frau konkurriert. Nicht offen, da es sich ja wahrscheinlich um heimliche Affären handelt. Einmal passiert so etwas einem vielleicht; bei einer Wiederholung liegt der Gedanke nahe, dass Ihr Freund diese Situation selbst herstellt. Er möchte eine „unerreichbare“ oder „verbotene“ Frau erobern, er geht in Konkurrenz – und zieht immer wieder den Kürzeren. Ödipus, ick hör dir trapsen... Sie erinnern sich? Ödipuskomplex, also dass der kleine Junge im Laufe seiner Entwicklung mit dem Vater um die Mutter konkurriert?
Ihr Freund versucht mit seinem wiederkehrenden Verhalten ein inneres Problem zu lösen, nämlich dass er an sich als Mann zweifelt. Dass er – gefühlt – immer noch als kleiner Junge im Schatten eines übermächtigen Vaters steht. Er hat möglicherweise ein idealisiertes Bild von Frauen und Partnerschaft und fühlt sich nicht in der Lage, ein vollwertiger Partner für eine Frau zu sein.
Aus der Rivalität mit den gehörnten Ehemännern zieht er seine Bestätigung als Mann. Allerdings bleibt er immer auf diese Bestätigung angewiesen. Seine Affärenpartnerinnen spüren wahrscheinlich, dass es ihm nicht nur um sie geht, sondern auch darum, dem Ehemann eins auszuwischen und sich dadurch stark, begehrenswert und männlich zu fühlen. Folgerichtig trennen sie sich nicht von ihrem Partner. Was wiederum die Selbstzweifel Ihres Freundes nährt, die er dann in einer neuen Affäre zu lindern versucht.
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Wie können Sie helfen? Wenn er anerkennt, dass er nicht einfach ein Pechvogel in Bezug auf Frauen ist, sondern aktiv ein bestimmtes Muster wiederholt, ist schon viel gewonnen. Der nächste Schritt wäre, dieses Muster zu unterbrechen. Also mit der nächsten Ehefrau, die sich von ihm angezogen fühlt, keine Affäre zu beginnen, sondern ihr Begehren stillvergnügt zu genießen. Und sich nach einer Frau umsehen, die „zu haben“ ist. Diese wird Ihrem Freund vielleicht zunächst nicht so verlockend vorkommen. Es kommt nämlich die Angst ins Spiel, als Partner nicht zu genügen. Wenn Ihr Freund sich trotzdem darauf einlassen kann, sich an eine Beziehung zu wagen, wird ihm das die Möglichkeit eröffnen, sich als Mann und Mensch geschätzt zu fühlen, und nicht nur als Zeitvertreib einer gelangweilten Ehefrau.
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