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In Sachen LiebeMeine Frau will nur noch Freundschaft, keinen Sex

Lesezeit 4 Minuten
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Viele Paare, die schon länger zusammenleben, leiden unter Sexlosigkeit.

  1. Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer neuen Kolumne „In Sachen Liebe“.
  2. Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psycholgen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und alles, was Paaren begegnet.

Meine Frau (66) und ich (68) sind seit 45 Jahren verheiratet. Wir führen eine weitgehend fröhliche, ausgeglichene Partnerschaft. Nun gibt es aus meiner Sicht einen Wehmutstropfen: Meine Frau hat nur selten Lust auf Sex, zuletzt im vorigen September. Bei einem erfolglosen Annäherungsversuch äußerte sie, dass sie zukünftig gar keinen Sex mehr haben, sondern nur friedlich und freundschaftlich mit mir zusammenleben möchte. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Sie blicken auf eine langjährige, erfüllte Partnerschaft mit Ihrer Frau, in der Sie eine ausgewogene Balance von Nähe und Distanz beschreiben. Dazu Glückwunsch! Nun schreiben Sie von einem „Wehmutstropfen“. Selbst wenn sich hier ein Tippfehler eingeschlichen haben sollte, Sie vielleicht den Wermutstropfen meinten, weist doch auch dieses Wort auf ein grundsätzlich erfreuliches Gesamtbild Ihrer Beziehung hin: dass nämlich nur ein Hauch von Wehmut über ihr liegt, ohne Sie zu verbittern. Dennoch fühlen Sie sich durch die sexuelle Zurückweisung tief getroffen. Und das gilt es, aufzunehmen– ebenso wie das Nein Ihrer Frau.

Peter Wehr (1)

Der Psychologe Peter Wehr, Jahrgang 1958, arbeitet seit mehr als 25 Jahren unter anderem als Paartherapeut, Coach und Supervisor in eigener Praxis in Köln

Sie schreiben, Ihre Partnerin habe nur selten Lust auf Sex. Vielleicht gibt es schon lange ein Ungleichgewicht zwischen Ihren Bedürfnissen nach Sexualität und denen Ihrer Frau. Wie würden Sie Ihre bisherige sexuelle Beziehung beschreiben? Dabei können Ihnen folgende Fragen helfen:

1. War es Ihnen in der Vergangenheit möglich, sich gemeinsam über Ihre Bedürfnisse und Wünsche, über das, was Ihnen im sexuellen Kontakt gefällt, auszutauschen? Fand dies Berücksichtigung im sexuellen Akt?

2. Konnte sich Ihre gemeinsame Sexualität auf diese Weise weiterentwickeln, ein aufeinander bezogenes sexuelles Erleben ermöglichen, das Sie beide befriedigt und erfüllt hat?

3. Erleben Sie Sexualität eher als Befriedigung eines körperlichen Bedürfnisses oder Ausdruck eines liebevollen, zugewandten, zärtlichen Kontaktes?

4. Ist Sexualität für Sie eine vorrangige Quelle für Bestätigung und für das Erleben, geliebt zu werden?

5. Gibt es zwischen Ihnen im Alltag körperliche Nähe, Berührung und Zärtlichkeit auch ohne Sex?

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Mit dem Beginn einer von Vertrauen und Liebe geprägten Partnerschaft tritt die körperliche mit der seelischen Ebene in Kontakt. Im besten Fall verbinden sich beide wie in einem Tanz, in dem die Bedürfnisse und Wünsche beider Partner immer wieder in ein harmonisches Miteinander gebracht werden. Und so, wie beim Erlernen eines Tanzes Mühe und Dranbleiben erforderlich sind, bis man einander nicht mehr auf die Füße tritt, gilt dies ebenso für die Entwicklung einer freudvollen, befriedigenden Sexualität. Das mag jetzt etwas pathetisch oder idealisierend klingen. Doch seien Sie beruhigt: Schon die Annäherung an einen solchen Wunsch kann den Weg zu einer neuen, aufeinander bezogenen, schönen Sexualität ebnen.

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Jede Woche beantwortet einer aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt; Wo Sie sich einen guten Rat wünschen!

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So schmerzvoll es für Sie gerade auch sein mag, kann das Nein Ihrer Frau Sie auf genau diesen Weg bringen. Denn ich vermute, dass hinter diesem Nein unausgedrückte, vernachlässigte oder nicht gehörte Bedürfnisse liegen. Möglicherweise hat sich Ihre Frau um der lieben Harmonie willen zu sehr an Sie angepasst, eigene Wünsche und Vorlieben zurückgestellt, so dass die Sexualität in Ihrer Partnerschaft irgendwann auf der Strecke geblieben ist. Sie kann nur dann wieder in Fluss kommen, wenn Sie das Nein ernst nehmen und es gemeinsam erforschen.

In Ihrer Partnerschaft liegen so viele Potenziale – geben Sie nicht zu schnell auf! Setzen Sie auf den liebevollen Austausch mit Ihrer Frau! Fragen Sie nach, was passiert ist und was sie braucht!

Der Psychologe Peter Wehr, geboren 1958, arbeitet seit mehr als 25 Jahren unter anderem als Paartherapeut, Coach und Supervisor in eigener Praxis in Köln.