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In Sachen LiebeWarum klappt es bei uns nicht mit einer Schwangerschaft?

Lesezeit 4 Minuten
  1. Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer neuen PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  2. Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
  3. Was tun, wenn es mit der Schwangerschaft nicht klappt? Unser Kolumnist gibt ganz konkrete Tipps – für Männer und Frauen. Der Kopfstand nach dem Sex gehört übrigens nicht dazu.

Meine Freundin (29) und ich (28) probieren seit neun Monaten, gemeinsam ein Kind zu bekommen, aber irgendwie funktioniert es nicht. Woran kann das liegen, und müssen wir uns Sorgen machen?

Zunächst möchte ich Sie gerne direkt etwas beruhigen und sagen, dass sie sich zeitlich mit Ihrem nicht erfüllten gemeinsamen Kinderwunsch noch völlig im „normalen“ Rahmen bewegen. So spricht man laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) von unerfülltem Kinderwunsch erst bei Paaren, die über ein Jahr lang regelmäßig ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt haben, ohne dass die Frau schwanger geworden ist.

Weltweit ist jedes sechste Paar betroffen, es handelt sich also um ein sehr häufiges Problem. Geht man auf die Suche nach den Ursachen, liegen diese – gerecht verteilt – zu einem Drittel beim Mann, zu einem Drittel bei der Frau, und beim letzten Drittel ist es eine Kombination beider Beteiligten. Zu den möglichen Ursachen gehören eine Störung der Ei- oder Spermienreife sowie deren Transport. Auch hormonelle Probleme bei beiden Geschlechtern oder Entzündungen in der Vergangenheit können zu Unfruchtbarkeit führen.

Dauert Ihr Kinderwunsch länger als ein Jahr, sollten Sie sich beide ärztlich untersuchen lassen. Dazu gehören unter anderem Blutabnahme, Ultraschalluntersuchung und Spermienproben. Wichtig ist natürlich auch die Anamnese des Paares. Hier wird der Arzt Ihnen teilweise intime Fragen zum Geschlechtsverkehr oder zu Kindern aus vorherigen Partnerschaften stellen, auch wenn damit kein Ausschlusskriterium für eine Unfruchtbarkeit gegeben ist. Wie erwähnt, besteht das Problem ja manchmal in einer Ursachen-Kombination beim Mann und bei der Frau, und natürlich kann sich eine Unfruchtbarkeit auch noch entwickeln, nachdem man bereits ein Kind gezeugt hat.

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Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Alter des Paares. So nimmt bei der Frau die Fruchtbarkeit ab dem 22. Lebensjahr stetig ab, und beim Mann wird die Spermienqualität mit zunehmendem Alter ebenfalls nicht besser, wie neuere Studien zeigen. Allerdings ist diese Alterserscheinung wesentlich schwächer ausgeprägt als die Veränderungen bei der Frau. Natürlich gibt es ein paar Verhaltensregeln, welche die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen – und, nein, Kopfstand nach dem Sex gehört nicht dazu!

Wichtig sind Frequenz und Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs, der natürlich jeweils ungeschützt erfolgen sollte. Die fruchtbarsten Tage der Frau liegen um den Eisprung etwa in der Mitte des Monatszyklus herum. Davor und danach ist im zweitägigen Abstand der ideale Zeitpunkt für gezielten Sex. Den Eisprung kann man relativ unromantisch mit Apps oder speziellen Tests aus der Apotheke messen. Auch wenn das Thema unerfüllter Kinderwunsch oftmals sehr belastend ist, sollte man sich auf beiden Seiten nicht stressen lassen.

Stress erhöht in keinem Fall die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft. Im Gegenteil. Wichtig ist, dass der Sex beiden Partnern Spaß macht. Sinnvoll und unterstützend ist – wie so häufig – eine gesunde Ernährung. Sie sollte ausgewogen und fleischarm sein. Bei Frauen können folsäurehaltige Lebensmittel (zum Beispiel grünes Blattgemüse und Vollkorngetreide) förderlich wirken. Sie bieten gleichzeitig bei erfolgreicher Schwangerschaft einen wichtigen Schutz für das heranwachsende Kind.

Männer sollten aufs heiße Bad verzichten

Männer können ihre Fruchtbarkeit laut Studien durch eine nussreiche Ernährung (60 Gramm pro Tag) steigern. Noch wichtiger ist es allerdings, schädliche Substanzen wie Tabak und Alkohol zu meiden, da diese die Fruchtbarkeitschancen deutlich verringern. Verzichten sollte man ebenfalls auf heiße Bäder oder Saunagänge, denn bei den Männern ist der Hoden nicht umsonst außerhalb am Körper angebracht. Hier sorgen etwas kühlere Verhältnisse für eine ideale Betriebstemperatur.

Mein Tipp und meine Bitte: Sorgen Sie sich nicht allzu sehr! Auch wenn es schwer fällt, gilt es, entspannt an das Thema Schwangerschaft heranzugehen und darüber nicht den Spaß am Sex zu verlieren. Andererseits sollten ältere Paare aber auch nicht den Zeitpunkt verpassen, sich ärztliche Hilfe zu holen. Denn auf dem weiten Gebiet der assistierten Befruchtung macht die Medizin ständig Fortschritte.

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