In Sachen LiebeIch sehe kaum noch meine Freunde, weil meine Frau sie nicht mag
- Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer Kolumne „In Sachen Liebe“.
- Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psycholgen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex und alles, was Paaren begegnet.
- In dieser Folge befasst sich Peter Wehr mit der Frage eines Lesers, in dem es Freunde außerhalb der Beziehung geht.
Köln – Seit über 20 Jahren bin ich mit meiner Frau zusammen. Schon zu Beginn gelang es ihr nicht, sich bei meinen Freunden wohlzufühlen, so dass ich alleine zu den Treffen ging. Meine Frau reagiert mittlerweile nach solchen Treffen mit Eiseskälte. Um des lieben Friedens willen unternehme ich nun fast gar nichts mehr. Mühsam halte ich über soziale Netzwerke den Kontakt. Weil meine Frau nur wenige Freundinnen hat, unternimmt sie alleine weniger. Zu zweit unternehmen wir aber schon sehr gerne einiges. Zurzeit ist das Thema tabu, einer der wenigen Bereiche, über die wir nicht miteinander reden können.
Peter Wehr: Ungelöste Konflikte in Partnerschaften entwickeln sich zu kleinen Monstern. Und je mehr Zeit verstreicht, umso unberechenbarer werden sie. Man kann sie in kein Tabu sperren und auch nicht in Eiseskälte einfrieren. Sie sind sofort zur Stelle, wenn die ursächlichen Geschichten wieder aufflackern. Bei beiden. Denn es gehören immer zwei dazu, dass ein Konflikt nicht gelöst werden kann.
Sie tragen Ihren Konflikt seit nunmehr 20 Jahren mit sich herum. Und nun möchten Sie eine Lösung finden, denken vermehrt an Ihre alten Freunde. Sie fragen sich, wie Sie die Beziehungen wieder aufleben lassen können. Vielleicht weil Ihre Kinder jetzt langsam in einen Alter sind, in dem sie mehr ihre eigenen Wege gehen, so dass Sie und Ihre Frau womöglich mehr Zeit miteinander verbringen könnten? Das tun Sie ja auch – zu zweit – und Sie empfinden das als schön und unbeschwert miteinander. Über vieles können Sie gut miteinander reden. Wenn nur der Wunsch nach den alten Freunden nicht da wäre! Doch der ist tabu. Und Ihre Frau bestraft Sie mit Liebesentzug, wenn Sie sich dennoch mit Ihnen treffen.
Was ist damals, vor 20 Jahren passiert? Und weshalb ist es Ihnen nicht gelungen, einen gemeinsamen Freundeskreis aufzubauen? Freunde, Paare zu finden, die Sie beide mögen? Und wo sind die Freunde Ihrer Frau geblieben? Sie sind auch keine gemeinsamen Freunde geworden. Sie erklären sich die Situation mit der Zurückgezogenheit Ihrer Frau. Doch ich vermute, es ist nicht die einzige Erklärung. Ich vermute es, weil Ihre Frau so unglaublich gekränkt zu sein scheint und dann nur noch mit der beschriebenen Eiseskälte auf Sie reagieren kann. Eifersucht im engeren Sinne scheint es nicht zu sein, denn das hätten Sie sicherlich erwähnt.
Ist zu viel Alkohol im Spiel?
Ich fantasiere mal. Verzeihen Sie mir, wenn ich das sehr zugespitzt formuliere! Übertreiben Sie es möglicherweise, wenn Sie mit den alten Freunden – Singles? Paare? – zusammen sind? Ich meine damit, trinken Sie viel zu viel Alkohol, flirten Sie mit anderen Frauen, kommen Sie erst gegen Morgen – vielleicht betrunken – nach Hause? Sind Sie oft an Wochenenden mit den alten Freunden unterwegs gewesen? Haben Sie Hobbys miteinander geteilt, mit denen Ihre Frau nichts anfangen konnte?
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Haben Sie vielleicht schon damals, vor 20 Jahren, eine ganz andere Seite von sich gezeigt, wenn Sie mit ihren Freunden zusammen waren? Eine Seite, die durch die gemeinsame Geschichte mit ihren Freunden geprägt war, eine Seite, die Ihre Frau abgelehnt hat und das noch immer tut? Oder haben die Freunde Ihre Frau nicht angenommen, sich nicht für sie interessiert? Waren Sie mit ihnen möglicherweise eine so verschworene Gemeinschaft, dass Ihre Frau nicht hineingekommen ist?
Vielleicht haben Sie sich dort mit Ihrer Frau nicht als Paar gezeigt und sich nicht die Mühe gemacht, einen Weg zu finden, dass sie sich wohlfühlen konnte. Und ist das vielleicht bis heute so geblieben?
Sich wirklich für den Partner interessieren hilft
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Das alles könnten Gründe für den entstandenen, dann eskalierten und mittlerweile tabuisierten Konflikt sein. Es gibt nun aber keinen anderen Weg, als darüber oder über vielleicht noch gar nicht genannte Gründe mit Ihrer Frau ins Gespräch zu kommen – über damit verbundene Gedanken, über Ihre jeweiligen Wahrnehmungen, Gefühle und Bedürfnisse. Dabei wird Ihnen eine innere Haltung von wirklichem Interesse helfen, um sowohl Ihre Frau als auch sich selbst besser zu verstehen und die Schwierigkeiten zu entdecken, die Ihnen im Weg stehen. Und um dann mit ihr einen kompromisshaften Weg zu gemeinsamen sozialen Kontakten suchen zu können, die freudvoll für Sie beide sind.
Ebenso wichtig wird es sein, sich darüber auszutauschen, weshalb Ihnen die alten Freunde wichtig sind, was Sie miteinander verbindet und ob es einen Weg zu den alten Beziehungen geben kann, der dann auch für Ihre Frau akzeptabel ist. Entweder für Sie allein oder doch sogar gemeinsam.