Milliardengräber13 touristische Attraktionen, die sich so gar nicht gelohnt haben
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Ein Hotel auf dem Mond, Brücken ins Nichts und ein Musical, das so schlecht war, dass es nach nur einer Vorstellung abgesetzt wurde – es gibt eine Menge touristischer Fehlschläge, bei denen man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.
Das Portal Travelcircus hat die 13 größten Tourismus-Flops weltweit gesammelt, die insgesamt einen finanziellen Schaden 22,5 Milliarden Euro verursacht haben.
Darunter auch mehrere Destinationen in Deutschland.
The World Islands (Schaden: rund 12.500.000.000 Euro)
300 Mini-Inseln, angeordnet in Form einer Weltkarte: „The World Islands” sollten die Küste vor Dubai revolutionieren, doch herrscht dort seit der Weltfinanzkrise 2007 Stillstand. 2003 wurden die künstlichen Inseln mit 321 Millionen Kubikmeter Sand aufgespült. Jede von ihnen ist zwischen 23.000 und 87.000 Quadratmerer groß – und frei verkäuflich: Je nach Größe kosten sie zwischen 11 und 40 Millionen US-Dollar.
Seit das Projekt auf Eis liegt, werden Versandung, Stürme und der steigende Meeresspiegel zum Problem. Der Zustand von „The World“ verschlechtert sich zusehends. Auch wenn 200 der 300 Inseln inzwischen verkauft sind, fehlt das Geld um existierende Schäden zu beheben. So sind nicht nur die Formen der einzelnen Inseln verwaschen, Teile von Australien und Mittelamerika sind bereits versunken.
Flughafen BER (Schaden: rund 6.600.000.000 Euro)
Auch den Berliner Flughafen BER zählt Travelcircus zu den größten Touristen-Fails. Beim Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt verzögert sich die Fertigstellung nun schon um acht Jahre. Geplant wurde er einst, um die beiden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld zu ersetzen. Ursprünglich wurden für den BER Kosten von rund 2,5 Milliarden Euro einkalkuliert – bis zum Bauende soll die Summe auf 6,6 Milliarden Euro steigen.
Nach Jahren mit Technikproblemen, Planungsfehlern und Baumängeln ist der Start nun für Oktober 2020 geplant.
New South China Mall (Schaden: rund 1.100.000.000)
Der Plan war denkbar simpel: das größte Einkaufszentrum der Welt zu bauen. Doch die Realität sieht anders aus: keine Geschäfte, keine Restaurants, keine Besucher. Auf einer Fläche von 892.000 Quadratmetern – rund 125 Fußballfelder – finden sich 660.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, die noch bis vor kurzem komplett leer stand.
Erst in den letzten Monaten füllten sich die leeren Flächen der Mall – wenn auch bei Weitem nicht im erwarteten Ausmaß. Grund dafür: Seit kurzem konzentriert sich das Management auf die chinesische Mittelklasse anstatt auf Luxus.
Virgin Galactic (Schaden: rund 890.000.000 Euro)
Ein Ausflug ins All und einen traumhaften Blick auf die Erde genießen. Das wollten Richard Branson und Burt Rutan auch für Privatpersonen möglich machen. Doch der Weltraumtourismus von „Virgin Galactic“ wurde zum Albtraum: Immer wieder wurde der Starttermin verschoben, unter anderem aufgrund von technischen Problemen des Raumfahrzeuges. Außerdem starben insgesamt vier Angestellte bei Tests des Flugzeugs.
Trotz der langen Wartezeit und der tragischen Todesfälle haben sich bisher 600 Anwärter einen Flug mit Virgin Galactic reserviert – darunter Leonardo DiCaprio und Justin Bieber. Der Preis hat es in sich: 250.000 US-Dollar müssen Weltraumtouristen für eine Fahrt mit Virgin Galactic hinblättern. Den Betrieb hat das Raumfahrzeug inzwischen aufgenommen: Am 22. Februar 2019 starteten zwei Piloten erstmals mit einer zusätzlichen Passagierin, der Astronautentrainerin Beth Moses. Weitere sollen folgen.
Foreshore Freeway Bridge (Schaden: rund 590.000.000 Euro)
Anfang der 1970er Jahre sollte eine neue Autobahn die Hafenviertel mit der Innenstadt von Kapstadt verbinden. So entstand die Foreshore Freeway Bridge, die noch bis heute ins Nichts führt – denn der Bau wurde 1977 abgebrochen und seither nicht weitergeführt. Insgesamt fehlen noch 260 Meter, bis beide Brückenenden miteinander verbunden sind. Der Grund dafür ist unklar und gilt mittlerweile schon fast als Legende: Gerüchteweise handelt es sich um einen schweren Baufehler, der den Weiterbau unmöglich macht. Andere behaupten, die Stadt habe schlichtweg kein Geld; denn die Baukosten sollen sich auf rund 590 Millionen Euro belaufen. Doch nach nun gut 42 Jahren ist geplant, die Brücke bis Ende 2020 fertigzustellen. Eigentlich fast schade; denn als „Brücke ins Nichts“ hat sich die Foreshore Bridge mittlerweile als Touristenattraktion etabliert. Und als Filmkulisse zum Beispiel für „Fear Factor“ und „Black Mirror“.
Estádio Nacional de Brasília (Schaden: rund 450.000.000 Euro)
Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien wurde das Estádio Nacional de Brasília Mané Garrincha auf den Überresten des Estádio Mané Garrincha erbaut. Mit Gesamtkosten von über 450 Millionen Euro gilt es als eines der teuersten WM-Stadien weltweit. Während der WM fanden sieben Fußballspiele im Estádio Nacional de Brasília statt, darunter das Spiel um Platz 3 zwischen Brasilien und den Niederlanden. Doch seither fehlt der brasilianischen Hauptstadt Brasília eine Profi-Mannschaft, um die monatlichen Erhaltungskosten von rund 180.000 Euro zu decken. Die Lösung: Bot das Stadion zur WM noch rund 70.000 Zuschauern Platz, wird das Gelände heute als Busbahnhof für rund 400 Busse genutzt.
The Harmon Hotel (Schaden: rund 365.000.000 Euro)
The Harmon Hotel am Las Vegas Strip wurde zwar gebaut, aber nie bewohnt. 2007 begann der Bau des 279 Millionen US-Dollar teuren Gebäudes. Geplant war ein Hochhaus in elliptischer Bauform mit hochreflektierender Fassade, 400 Hotelzimmern und 207 Eigentumswohnungen. Bereits ein Jahr später wurden Baumängel festgestellt, so dass der Wohnkomplex aufgegeben werden musste, um die Anzahl der Stockwerke von 49 auf 28 zu senken. Der Cirque de Soleil nutzte zwischenzeitlich die Fassade von The Harmon, um mit überdimensionalen Plakaten für seine Shows zu werben. 2013 fiel schließlich die Entscheidung, The Harmon komplett abzubauen. Insgesamt war The Harmon ein Verlust von 400 Millionen US-Dollar für den Eigentümer – und hat sich daher den Spitznamen “teuerste Werbetafel der Welt” verdient.
FYRE (Schaden: rund 22.000.000 Euro)
In luxuriösen Unterkünften auf den Bahamas nächtigen, köstlichste Speisen genießen und die exklusivste Party des Jahres feiern – so der Gedanke hinter dem FYRE Festival. Zwischen 1.000 und 12.000 US-Dollar zahlten Besucher für ein Festival-Ticket, um ein Wochenende auf einer paradiesischen Privatinsel auf den Bahamas zu verbringen. Der Ansturm war enorm: 95 Prozent der Tickets verkauften sich in den ersten 48 Stunden nach Freigabe. Doch anstatt Unterkünfte, Catering, Künstler und Bühnen zu organisieren, investierten die Veranstalter zuallererst in ein überkandideltes Werbevideo, welches das Paradies auf Erden versprach. Auch Instagram-Influencer wie Kendall Jenner und Bella Hadid priesen FYRE hoch an. Ab diesem Zeitpunkt ging es geradlinig bergab, wie Anfang 2019 die Netflix-Dokumentation „Fyre: The greatest party that never happened“ zeigte: Statt Luxusunterkünften gab es Notfallzelte, statt Gourmetküche abgepackte Sandwiches. Nach nur einer Nacht wurde FYRE komplett abgesagt. Der Veranstalter sitzt inzwischen wegen Betrugs in Haft.
Der Spreepark (Schaden: rund 11.000.000 Euro)
Er war der erste und einzige Freizeitpark der DDR: Der Spreepark – damals noch Kulturpark Plänterwald – eröffnete 1969 seine Pforten. Auf einer Fläche von fast 30 Hektar freuten sich Besucher über ein Riesenrad, verschiedene Fahrgeschäfte und Rummelbuden. Jährlich zählte der Park 1,7 Millionen Gäste. Nach der Wiedervereinigung übernahm 1991 Schausteller Norbert Witte den Spreepark, 2001 meldete er Insolvenz an. 2002 wurde der Park geschlossen. Seither verwahrlost das Gelände. Witte setzte sich indes mit seiner Familie nach Peru ab, um dort einen anderen Freizeitpark zu leiten – welcher übrigens ebenfalls pleite ging. Anfang 2014 kaufte das Land Berlin den Spreepark zurück, um ihn anderweitig nutzen zu können. Geplant ist ein Platz für Kunst und Kultur.
Ringracer (Schaden: rund 10.400.000 Euro)
Können sich Adrenalinjunkies und Motorsport-Fans etwas Besseres vorstellen als eine Achterbahn direkt neben der Rennstrecke? Eine Achterbahn, die parallel zur Zielgeraden beschleunigt? Eine Achterbahn, die mit etwas Glück mit Rennautos um die Wette fährt? Bereits im August 2009 sollte der „Ringracer“ am weltberühmten Nürburgring als schnellste Achterbahn der Welt eröffnet werden. Gebremst wurde die Achterbahn aber von technischen Problemen und unzureichendem Sicherheitskonzept. Bereits vier Tage nach Eröffnung, stellte die Achterbahn nach nur 2000 Fahrgästen den Fahrbetrieb ein – wegen Insolvenz des Nürburgrings. Der neue Besitzer legte die Achterbahn still, die seitdem leblos neben der Rennstrecke vegetiert.
Lunar Hilton (Schaden: keine Angabe)
Kurzurlaub auf dem Mond – wer könnte dem schon widerstehen? Das dachte sich auch Milliardär Barron Hilton in den 60er Jahren und entwarf prompt die Idee eines Hilton Satellitenhotels unter der Mondoberfläche. Sogar über die Beschaffung von Baumaterialien hatte Hilton bereits nachgedacht: So wollte er die 100 Zimmer aus Mondboden fertigen lassen. Als besonderes Highlight pries Hilton eine Beobachtungskuppel an, von der aus die Gäste auf die Erde blicken können. Sogar Zimmer konnte man sich in der Mond-Dependance schon reservieren lassen. Seit nunmehr einem halben Jahrhundert spielt die Hilton-Kette immer wieder mit dem Impuls des Lunar Hilton Hotels auf dem Mond – doch mehr als eine Idee ist bisher nicht daraus geworden.
Berliner U-Bahnlinie 10 (Schaden: keine Angabe)
Sie bringen die Berliner ins Büro, nach Hause und zur nächsten Party – die U-Bahnen der Berliner Verkehrsbetriebe, kurz BVG. Was viele nicht wissen: Ursprünglich war zusätzlich eine U-Bahnlinie 10 geplant. In der U-Bahnplanung von 1955 sollte die Linie 10 – damals noch Linie F genannt – von Weißensee über den Alexanderplatz und Potsdamer Platz bis zur Drakestraße in Lichterfelde führen. Aufgrund der Stadtteilung in Ost und West wurde die Linie allerdings trotz konkreter Planung nicht durchgesetzt, 1993 wurde die Idee schließlich komplett verworfen. Trotzdem sind einige Bahnhöfe ausgebaut worden. So finden sich beispielsweise am Rathaus Steglitz und am Alexanderplatz für die Linie 10 vorgesehene Gleise, am Innsbrucker Platz sogar ein Rohbau.
Oscar Wilde-Musical (Schaden: keine Angabe)
Musicals sind Geschmacksache, das ist klar. Doch Mike Read’s „Oscar Wilde“ ist es sicher nicht. Am 19. Oktober 2004 feierte das Musical des Radio 1-DJ Premiere im Londoner Shaw Theatre – und wurde anschließend direkt abgesetzt. Mit nur einer einzigen Vorstellung ist es damit das Musical mit der kürzesten Laufzeit aller Zeiten. Die Kritiken waren so schlecht, dass für die zweite Vorstellung nur noch fünf von 466 Karten verkauft wurden. Nicht nur zweifelten Theaterexperten an der Besetzung des Stücks, auch sahen sich die Zuschauer dauerhaft starken Tonproblemen ausgesetzt. Teilweise funktionierten die Mikrofone nicht oder gaben gar störende Geräusche von sich. So schrieb beispielsweise The Guardian: „Man fragt sich, ob der Ton dadurch beeinträchtigt wird, dass sich Oscar Wilde geräuschvoll im Grabe umdreht.“ (red)