In Sachen LiebeNeuer Partner hat Kinder – wann sollte ich sie kennenlernen?
- Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
- Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Désirée Beumers und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
- Diesmal beschäftigt sich Carolina Gerstenberg mit der Frage, wie man damit umgeht, wenn der neue Partner oder die neue Partnerin bereits Kinder hat.
Köln – Ich habe seit ein paar Wochen einen neuen Freund (40), der zwei Kinder (6 und 8 Jahre alt) aus einer früheren Beziehung hat. Er will sie mir unbedingt vorstellen, aber ich fühle mich noch nicht bereit dazu. (Claudia, 42)
Eine neue Liebe mit Kindern aus früheren Beziehungen ist von Anfang an vor eine doppelte Herausforderung gestellt: die Gestaltung der neuen Partnerschaft und der Umgang mit den Kindern des Partners. Zu den großen Verliebtheitsgefühlen kommen direkt viele Fragen und Gedanken, ob und wie diese neue Partnerschaft und der Kontakt zu den Kindern gut funktionieren können.
Carolina Gerstenberg
Carolina Gerstenberg, geb. 1983, ist psychologische Psychotherapeutin in Köln. Sie hat sich auf Traumatherapie und die Beratung von Paaren spezialisiert, bietet aber auch Unterstützung in anderen Fragen an.
Die Kinder gehören zum Leben Ihres Partners dazu. Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr Partner Sie gern und am liebsten so schnell wie möglich an seinem gesamten Leben teilhaben lassen möchte. Es ist allerdings ein großer Schritt, den Sie da vor sich haben, und ich kann Ihre Unsicherheit gut nachvollziehen.
Wann der richtige Zeitpunkt für eine erste Begegnung gekommen ist, ist schwer zu sagen. Auf jeden Fall sollten Sie beide dazu bereit sein. Ihre Partnerschaft sollte eine gewisse Stabilität erreicht haben, so dass eine gute Basis an Vertrauen und Verbindlichkeit gelegt ist. Trennungskinder haben schon viel durchgemacht und brauchen daher einen besonders sensiblen Umgang mit weiteren Veränderungen. Eine neue Partnerschaft eines Elternteils bedeutet auch neue Lebensumstände für die Kinder. Dies wiederum erfordert viel Verantwortung bei allen Beteiligten.
Entlastend für beide
Wenn Sie sich für das Kennenlernen der Kinder Ihres Partners noch nicht bereit fühlen, gehört es zu einem verantwortungsvollen Umgang, dass Sie diese Gefühle achten und darüber mit Ihrem Partner sprechen. Ihr Partner wird sich auch selbst viele Gedanken machen, und ein Austausch darüber könnte für Sie beide entlastend sein. Vielleicht kommt es durch das Gespräch tatsächlich zu Enttäuschungen oder Konflikten; damit geht aber auch die Chance auf eine Klärung einher, so dass Sie die und Vorstellungen gegenseitig besser verstehen und gemeinsam nach einer Lösung suchen können. Offenheit trägt zu mehr Nähe und Vertrauen bei, und das festigt Ihre Beziehung.
Das könnte Sie auch interessieren:
Das Kennenlernen ist für alle Beteiligten sehr aufregend. Bestimmt wünschen Sie sich einen guten Start mit den Kindern, und der Wunsch, „alles richtig zu machen“, könnte Sie auch unter Druck setzen. Eine gemeinsame Vorbereitung mit Ihrem Partner und eine realistische Auseinandersetzung mit möglichen Schwierigkeiten können Ihnen mehr Sicherheit und Selbstvertrauen geben. Wenn Sie sich bewusst machen, dass es zu Komplikationen kommen kann, werden mögliche Erwartungen an eine künftige harmonische Patchwork-Familie nicht zu sehr enttäuscht.
So zählen beispielsweise Ablehnung aufgrund von Loyalitätskonflikten und Gefühlsausbrüche der Kinder zu typischen Problemen. Es fällt den Kindern oft schwer, an der Seite eines Elternteils einen neuen Partner und dessen Rolle zu akzeptieren. Versuchen Sie, dieses Verhalten nicht persönlich zu nehmen und den Kindern mit Geduld, Respekt und Akzeptanz ihrer Gefühle zu begegnen. Geben Sie sich und den Kindern Zeit, die Beziehung zueinander aufzubauen.
Leseraufruf
Regelmäßig beantwortet jemand aus unserem „In Sachen Liebe“-Team Ihre Fragen. Schreiben Sie uns, was Sie in der Liebe bewegt; was Ihnen schwerfällt, wo Sie sich einen guten Rat wünschen!
Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben.
Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de
Für das erste gemeinsame Treffen ist eine lockere Atmosphäre zu empfehlen. Gehen Sie also zum Beispiel auf den Spielplatz, einen Bolzplatz oder in die Eisdiele. Das nimmt die Spannung etwas heraus und fördert eine ungezwungenere Annäherung über eine gemeinsame Aktivität. Zudem bietet das einen guten Anknüpfungspunkt für weitere Treffen.
Machen Sie sich also keinen Druck mit dem Zeitpunkt des Kennenlernens, bleiben Sie im Gespräch mit Ihrem Partner, und genießen Sie Ihre Verliebtheit.