StilkolumneMännerbadehosen sind das neue It-Piece der Designer – auf was es ankommt
- Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
- Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
- In dieser Woche erklärt Eva Reik, warum auch Männer mittlerweile die Qual der Wahl bei ihrer Badmode haben. Damit eine gute Figur zu machen, ist nicht ganz leicht.
Köln – Spontan hätte ich gesagt: Lachhafte Frage! Männerbadehosen – eine solche Anschaffung kann doch gar nicht kompliziert sein. Weil für Männer nördlich der Alpen die Sache doch klar ist. Während Italiener zwischen Genua und Palermo bevorzugt Badeslip tragen, wählen Männer diesseits des Brenners Badeshorts, ganz US-amerikanisch. Deshalb müssen sie auch keine Grundsatzentscheidung treffen. Deutsche Männer können sich voll und ganz auf ein Textilteil konzentrieren, müssen lediglich die passende Farbe zu ihrem in der Regel wenig gebräunten Körper wählen. Fertig. Das Badeanzug-Bikini-Dilemma bleibt ihnen schon mal erspart.
Ganz anders bei den Frauen. Und sollten die sich für Bauchbräune und gegen den Einteiler entscheiden, haben sie erst recht zu tun: Passform, Push-up, Figuroptimierung. Das sind nur einige zentrale Momente von so vielen Fragen, mit denen sich Frauen vor dem Kauf von so wenig Stoff auseinandersetzen müssen.
In Umkleidekabinen spielen sich oft bühnenreife Dramen ab, Weinkrämpfe nicht ausgeschlossen. Kommt es nicht so weit, hört man aus der Kabine wenigstens die charakteristischen Geräusche des Auf- und-Ab-Springens. Das ist dann der Bikini-Elchtest. Er simuliert den Sprung vom Zehner oder von einer steilen Klippe. Auf einem Quadratmeter zwischen Spiegel und Trennwand wird geprüft, ob der Bikini für mehr Einsatz taugt, als nur eingeölt am Pool herumzuliegen; ob Bandeau, Dreiecke oder Körbchen der Schwer- beziehungsweise Fliehkraft standhalten. Würden Männer so ein Theater machen wegen ein paar Polyamidfasern? Niemals.
„Wie geht’s?“
In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)
Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de
Im Vergleich zu solch komplizierter wie nervenaufreibender Angelegenheit wie dem Kauf eines neuen Bikinis kann die Anschaffung von Badehosen ja nur ein Witz sein, oder? Zumal die Badeshorts jahrzehntelang das treueste mitwachsende Kleidungsstück im Schrank eines jeden Mannes waren und es locker auf ein durchschnittliches Alter von zehn Jahren brachten, bis sie an irgendeinem Baum hängen oder am Strand liegen blieben. Bikinis dagegen, nach einem Sommer von Chlor und Salz zerfressen und leiernd, müssen ständig erneuert werden.
Aber: Firmen wie Villebrequin und Orlebar Brown oder Designern wie Tom Ford und Frescobol Carioca sei an dieser Stelle gedankt, sie haben die Badeshort zum neuen It-Piece erhoben, rufen mittlere dreistellige Preise auf – und lehren Männer neuerdings das Schwitzen und Fluchen in der Umkleidekabine. Fragen, wie sich Storchenbeine am besten kaschieren lassen und Bierbäuche unter der Polyesterhülle verschwinden, sind den neuen Badehosen immanent. Ein bisschen Schadenfreude angesichts neuer Gleichstellung muss erlaubt sein.
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Der neue Modeartikel provoziert ein wenig mehr Entscheidung als nur Farbenwahl. Nämlich: Kurzes oder mittellanges Bein? Enger oder weiter Schnitt? Uni oder mit Muster? Mit klassischem Schnürband oder lieber einem seitlichen Schnallenverschluss (sehr schick). Enorme Blütenprints, Grafiken im Tapetendesign der 1970er Jahre und Schnitte à la James Bond erheben die Badeshorts diesen Sommer vollends zum Statementteil. Der instagramtaugliche Strandbarbesuch ist damit garantiert.
Das ist anstrengend? Ja, in der Tat. Vielleicht also höchste Zeit, nach Jahrzehnten das Ambiente zu wechseln. Alpenidyll und Badesteg statt Mittelmeer mit Beachclub. Keine Yachtbesitzer und Paparazzi, die den Wettbewerb befeuern. Einsamer Bergsee geht auch splitterfasernackt.