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In freier WildbahnSo reagiert man am besten, wenn man Bär, Wolf oder Wildschwein begegnet

Lesezeit 7 Minuten
Ein Braunbär klettert im Gehege im Wildpark Poing auf einem Baum.

Ein Braunbär klettert im Gehege im Wildpark Poing auf einem Baum. Dieser Braunbär lebt zwar in Deutschland, allerdings in einem Gehege im Wildpark. (Archivbild)

In Bayern treibt neuerdings wieder ein Bär herum. Wie Sie sich verhalten, wenn Sie diesem oder anderen wilden Tieren in der Natur begegnen.

Nachdem ein Bär in Norditalien einen Jogger getötet hatte, riss nun in Bayern ein Exemplar mehrere Schafe. Eine Sichtung des Bären habe es bisher nicht gegeben, auch keine direkte Begegnung mit einem Menschen, teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) mit. Das Tier verhalte sich nach ersten Erkenntnissen äußerst scheu und Menschen gegenüber unauffällig, so ein Sprecher des LfU.

Doch wie verhalten Sie sich richtig, wenn Sie auf einen Bären oder andere wilde Tiere treffen? Experten geben Tipps, wie Wanderer und Spaziergänger in solchen Situationen am besten reagieren:

Bär: Ruhe bewahren

Fühlen Bären sich bedrängt, verschaffen sie sich manchmal durch einen Scheinangriff Respekt. Prinzipiell gilt zum Merken: „If it’s brown, lay down. If it’s black, fight back“ (deutsch: „Wenn er braun ist, leg dich hin. Wenn er schwarz ist, wehre dich“). Sprich: Bei einem Braunbären sollten Sie Ruhe bewahren. Bei einem Schwarzbären sollten Sie stattdessen viel Lärm machen, damit er sich vor Ihnen fürchtet.

„Legen Sie sich bäuchlings flach auf den Boden oder kauern Sie sich auf den Boden, die Hände im Nacken. Wenn vorhanden, schützt so Ihr Rucksack den Rücken. Der Bär wird in der Regel von Ihnen ablassen oder Sie nur beschnuppern. Verharren Sie in Ihrer Position und warten Sie ab, bis sich der Bär weit genug entfernt hat“, rät das LfU.

Ein Braunbär im Wildtierpark Wisentgehege Springe.

Ein Braunbär im Wildtierpark Wisentgehege Springe. Doch es gibt sie nicht nur eingezäunt, Braunbären erobern in Europa neue Gebiete für sich, ein Tier wurde 2019 in Bayern gesichtet.

In Deutschland ist es sehr unwahrscheinlich einem Bären zu begegnen, doch ganz ausgeschlossen ist es nicht, so das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU). Die Behörde hat Tipps zusammengetragen, wie Menschen sich am besten verhalten, wenn sie auf einen Bären treffen: Die erste Regel lautet: Respekt zeigen und Abstand halten. Bleiben Sie möglichst ruhig und gelassen.

Bleiben Sie stehen und machen Sie den Bären durch ruhiges Sprechen und langsame Armbewegungen auf sich aufmerksam. Nicht wegrennen, aber auch nicht näher herangehen! Versuchen Sie nicht, den Bären zu verscheuchen. Werfen Sie zum Beispiel keine Äste oder Steine nach ihm. Behalten Sie den Bären stattdessen im Auge und treten Sie langsam und kontrolliert den Rückzug an. Dabei lassen Sie dem Tier eine Ausweichmöglichkeit.

Gut zu wissen: Richtet der Bär sich auf, ist das keine Drohgebärde. Bären sind neugierig und wollen die Situation besser überblicken. Auch hier gilt: Bleiben Sie stehen und machen Sie durch ruhiges Sprechen auf sich aufmerksam.

Wildschweine: langsamer Rückzug

Ein Wildschwein geht über matschigen Boden.

Extrem wehrhaft: das Wildschwein.

Auch wenn viele eine Begegnung mit einem Wolf vermutlich mehr fürchten als ein Aufeinandertreffen mit einem Wildschwein: Es ist sehr viel wahrscheinlicher, im Wald auf Wildschweine zu treffen als auf Wölfe. Von Wildschweinen gehe durch ihre Wehrhaftigkeit und große Anzahl schon allein statistisch gesehen eine größere Gefahr aus als vom Wolf, schreibt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in einem Wolf-Ratgeber im Internet.

Allerdings greifen Wildschweine nur an, wenn sie sich oder ihren Nachwuchs bedroht sehen, wie NABU-Sprecherin Iris Barthel erklärt. „Bei Begegnungen sollte man immer Ruhe bewahren und sich langsam zurückziehen“, sagt Barthel. „So signalisiert man dem Wildschwein, dass man selbst keine Gefahr für die Tiere darstellt.“ In aller Regel würden sie dann auch nicht angreifen.

Gerade um Bachen mit Frischlingen sollten Wanderer aber einen großen Bogen machen. Es sei wichtig, den Wildtieren immer eine Rückzugsmöglichkeit zu lassen und sie nicht einzuengen. Wer einen Hund dabei hat, muss noch vorsichtiger sein, denn die Tiere nehmen Wildschweine viel früher wahr als Menschen. Ist ihr Jagdtrieb einmal geweckt, könne es für Hunde „wegen der enormen Wehrhaftigkeit der Wildschweine“ gefährlich werden, sagt Barthel. Sie empfiehlt deshalb, Hunde grundsätzlich an der Leine zu führen.

Das Füttern von Wildschweinen ist übrigens streng verboten. „Die Tiere verlieren dadurch die Distanz zum Menschen“, so die NABU-Sprecherin. „So kommt es immer wieder dazu, dass Spaziergänger im Wald als vermeintliche Futterlieferanten von Wildschweinen rüde angerempelt werden. Im schlimmsten Fall kann es dabei sogar zu Verletzungen kommen.“

Wölfe: laut rufen und klatschen

Nahaufnahme eines Wolfs.

Auge in Auge mit dem Wolf: Mit lautem Rufen und Klatschen lassen sich die Tiere verscheuchen.

Eine Begegnung mit einem Wolf ist laut NABU kein Anlass für Panik. Gesunde Wölfe, die man nicht provoziert oder anfüttert, stellen für den Menschen in der Regel keine Gefahr dar, heißt es beim Naturschutzbund. Wölfe ziehen sich im Normalfall zurück, wenn sie auf Menschen treffen. Dafür sollte man ihnen bei einer Begegnung genug Raum lassen. Wer sich unwohl fühlt, kann sich aufrichten und groß machen. Mit lautem Rufen und Klatschen lassen sich die Tiere verscheuchen.

Ansonsten gelten dem Naturschutzbund zufolge die allgemeinen Grundregeln für den Umgang mit Wildtieren. Das bedeutet konkret: respektvoll Abstand halten, nicht hinterherlaufen, nicht füttern und Jungtiere keinesfalls anfassen.

Wer einen Wolf beobachtet hat, sollte das melden – und hat im Idealfall sogar ein Foto von dem Tier gemacht. Das hilft den Behörden bei der Dokumentation. Die zuständigen Ansprechpartner für das Wolfsmanagement in den Bundesländern sind im Internet unter www.dbb-wolf.de aufgelistet.

Elche: zickzack laufen

Zwei Elche auf einer hohen Wiese.

Vereinzelt trifft man sie auch in Deutschland: Elche.

Seit einigen Jahren zieht es immer wieder einzelne Elche aus Osteuropa nach Deutschland. Wer ihnen beim Waldspaziergang in der Heimat oder im Urlaub in Schweden oder Norwegen begegnet, sollte ein paar Ratschläge im Hinterkopf haben.

Kommt ein Elch plötzlich aus dem Dickicht, sollten Wanderer das Tier genau beobachten. Das Wildtier kann sich bedroht fühlen – etwa durch einen Hund, aber auch wenn Mutterkühe Kälber haben – und dann gegebenenfalls angreifen. Klare Drohgebärden eines Elches sind ein gesenkter Kopf, angelegte Ohren und ein aufgestelltes Nackenfell. Selbst wenn der Elch dann langsam auf einen zukommt, sollten Wanderer schnell das Weite suchen – spätestens, wenn das Tier seine Lippen leckt.

Auf der freien Fläche hilft es beim Elch Zickzack zu laufen, rät die Zeitschrift „Outdoor-Magazin“ (Ausgabe 8/2019). Dies überfordere die Tiere häufig, die wenig wendig sind. Dadurch könnten sie mit ihren schlaksigen Beinen ins Stolpern geraten. Sind alternativ Bäume oder ein Wohnwagen in der Nähe, können Wanderer sich auch dahinter verstecken und dort erstmal Schutz suchen.

Kühe: bloß kein Augenkontakt

Eine Kuh in den Bergen schnuppert an der Kamera und kommt der Linse so nah, dass hauptsächlich Schnauze zu sehen ist.

Bitte keinen Augenkontakt: eine Kuh auf einer Bergwiese in den Schweizer Alpen.

Auch auf Kühe treffen Wanderer immer wieder: Gerade auf Bergwiesen grasen die Tiere ohne Einzäunung und nicht selten durchkreuzen Wanderwege das Esszimmer der Kühe. Zwar sind sie eigentlich ruhig und gutmütig, sie können sich aber durch bestimmte Verhaltensweisen der Wanderer bedroht fühlen – und sogar zum Angriff übergehen.

Um das zu vermeiden, sollten Wanderer an Weiden nicht laut rufen oder gar schreien, außerdem keine hektischen Bewegungen machen. Die Tierschutzorganisation Peta rät darüber hinaus, auf die eigene Körpersprache zu achten: Rinder sollte man nicht mit den Augen fixieren und locker an ihnen vorbeigehen. Das ist ein Signal an die Tiere: Von diesem Menschen droht mir keine Gefahr.

Umgekehrt kann der Wanderer erkennen, ob ein Rind zum Angriff übergehen will: Das Tier senkt den Kopf, fixiert den Spaziergänger, scharrt mit den Vorderhufen und schnaubt, erklärt Peta. In so einem Fall sollte man nicht mit typischen Abwehrverhalten reagieren – also nicht hektisch wegrennen und sich nicht auf den Boden legen.

Wanderer sollten stattdessen ruhig bleiben, sich so groß wie möglich machen und langsam nach hinten weggehen. Dem Tier sollte man dabei nicht den Rücken zudrehen. Mit Hunden sollte man Wanderrouten wählen, die nicht an grasenden Tieren vorbeiführen. Ist das nicht möglich, muss der Hund angeleint sein. Im Fall eines Angriffs sollte man laut Peta den Hund freilassen, damit er flüchten kann, während man sich selbst durch ruhiges Verhalten in Sicherheit bringt.

Grundsätzlich gilt natürlich auch, dass man sich den Tieren nicht zu sehr nähern und gekennzeichnete Wege nicht verlassen sollte. Weidetiere, also auch Schafe oder Ziegen, sollten nicht gestreichelt oder gefüttert werden - selbst, wenn diese noch so zutraulich sind. Denn Futter kann Neid in der Herde auslösen, die Tiere streiten dann miteinander - und der Wanderer steht mittendrin. (riku/rer/ef/dpa)