Eigenen Solarstrom können bislang vor allem Eigenheimbesitzer erzeugen. Mieter und Wohnungseigentümer dagegen können nur wenig gegen die hohen Stromkosten tun. Durch Mini-Solaranlagen für den Balkon kann sich das ändern.
Hohe EnergiepreiseSo können auch Mieter eigenen Strom erzeugen
Strom aus eigener Produktion, dank Photovoltaik (PV) auf dem Dach – das war lange nur Hauseigentümern und Hauseigentümerinnen vorenthalten. Mieter, aber auch Wohnungseigentümerinnen dagegen stehen den stark steigenden Energiekosten eher hilflos gegenüber. Doch es gibt auch in Wohnungen die Möglichkeit, eigenen Solarstrom zu erzeugen: Steckersolaranlage, Mini-Solaranlage, Plug-In-PV-Anlage oder auch Balkonkraftwerk – die Modelle haben viele Namen. Hinter allen aber stecken kleine, steckerfertige PV-Module, die sich am Balkon, an Hausfassaden, dem Schuppen- oder Garagendach oder auf der Terrasse installieren lassen. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen:
Was können die Mini-Anlagen?
Die kleinen Solaranlangen bestehen meist aus ein oder zwei Modulen und einem Wechselrichter. Sie dürfen eine Leistung von bis zu 600 Watt erzeugen. Das reicht zwar nicht, um energieautark zu werden, kann aber bei den aktuell gestiegenen Stromkosten eine jährliche Ersparnis von 100 bis zu 200 Euro bringen. Konkret hängt die Leistung von PV-Modulen immer von der Ausrichtung und der Sonneneinstrahlung ab.
Auch für den Klimaschutz bergen die Anlagen ein enormes Potenzial: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gibt an, dass mindestens ein großes Kohlekraftwerk vom Netz gehen könnte, wenn in allen deutschen Wohnungen ein Steckersolargerät installiert wäre. Bis 2030 könnten nach Angaben der Umweltorganisation so über 50 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden.
Christian Ofenheusle, Gründer und Geschäftsführer von Empower-Source und Betreiber der Website machdeinenStrom.de bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Die Rolle der Balkonkraftwerke geht weit über die erbrachte Leistung hinaus: Die Nutzung von Solarenergie verändert das Bewusstsein für den eigenen Umgang mit Energie und für die Rolle des eigenen Verbrauchs.“ Mit seinem Unternehmen hat Ofenheusle es sich zur Aufgabe gemacht, die dezentrale Stromversorgung zu fördern und Interessenten auf dem Weg dorthin zu beraten. Doch bis die Energiewende von unten Realität werden kann, müssen noch einige regulatorische Hürden seitens der Politik aus dem Weg geräumt werden.
Woran hapert es beim Ausbau der Steckersolaranlagen?
Für Schwierigkeiten sorgen derzeit vor allem noch fehlende oder unzureichende Förderungen, unwillige Vermieter und verschiedene Vorschriften, die den Ausbau erschweren. Dazu zählt zum Beispiel, dass oft der Einbau einer bestimmten Steckdose gefordert wird, obwohl Experten und Verbraucherschützer betonen, dass ein haushaltsüblicher Schutzkontaktstecker – oder kurz Schuko-Stecker – sicher und ausreichend sei. Hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Installation eines Zweirichtungszählers, der sowohl den durch die PV-Anlage eingespeisten Strom, als auch den aus dem öffentlichen Netz bezogenen Strom messen kann. Auch seitens der Hausverwaltung, der Eigentümergemeinschaft oder durch den Vermieter kommt es häufig zu Hindernissen, wenn der Einbau der Mini-Anlagen etwa untersagt wird, weil das äußere Erscheinungsbild des Hauses verändert wird.
All das will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit ihrer neuen bundesweiten Initiative „Balkonkraftwerke – Energiewende für alle“ ändern. „Konkret sollte die sinnfreie Diskussion über die Art der Einspeisesteckdose beendet, der kostenlose und schnelle Zählertausch durch die örtlichen Netzbetreiber garantiert und das Wohneigentumsrecht reformiert werden. Was wir brauchen, ist ein bundesweites Förderprogramm für Balkonkraftwerke“, fordert Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. „Denn hier liegt ein zentraler Hebel, um die Energiewende endlich zu einem Mitmachprojekt für die ganze Bevölkerung zu machen.“
Wie viel kosten die Steckersolargeräte?
Zu haben sind die Balkonkraftwerke ab einem Preis von etwa 350 bis zu 1000 Euro, abhängig von der gewünschten Leistung. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, beim Kauf darauf zu achten, ein komplettes, steckerfertiges Set zu kaufen. Wie schnell sich der Kauf amortisiert, hängt stark von der Leistung vor Ort ab. Hat man einen verschattungsfreien Südbalkon, liefert ein Standardsolarmodul mit 380 Watt Leistung der Verbraucherzentrale zufolge pro Jahr etwa 280 Kilowattstunden Strom. Da viele Stromanbieter ihre Preise zuletzt stark angehoben haben, oder Preissteigerungen angekündigt haben, rechnet sich die Investition bereits nach wenigen Jahren.
Welche Förderungen gibt es?
Viele Kommunen bieten mittlerweile Förderungen an. In Köln etwa werden die Steckersolargeräte pauschal mit 200 Euro bezuschusst. Voraussetzung für die Förderung ist allerdings, dass eine fachgerechte Montage der Einzelmodule und ein fachgerechter Anschluss an die Hausstromanlage bestätigt wird.
In Düsseldorf bezuschusst die Stadt die Balkonkraftwerke sogar mit bis zu 600 Euro. Bürgermeisterin Clara Gerlach, die die Initiative der DUH unterstützt, hat zudem weitere Erleichterungen angekündigt, um den Ausbau der Mini-Anlagen für Mieter und Mieterinnen weiter anzuschieben: Die Düsseldorfer Netzgesellschaft habe gerade ihre Regelungen angepasst: Die sogenannten Wieland Stecker seien nicht mehr erforderlich, wenn es eine alternative technische Lösung mit Netz- und Anlagenschutz gebe. Es sei ein besonderes Anliegen, dass auch Menschen aus finanziell schwachen Haushalten nachhaltig Energie produzieren und dabei Geld sparen können. „Deswegen erarbeiten wir für diese Haushalte gerade ein entsprechendes Programm zum möglichst kostenfreien Erwerb von Balkonkraftwerken“, so Gerlach. Das sei gerade in Großstädten, in denen sehr viele Menschen zur Miete wohnen, nötig, um auch diejenigen ohne Eigenheim an der Energiewende teilhaben zu lassen.