Experten geben TippsWie findet man trotz der Corona-Krise einen Job?
Überlingen/Düsseldorf – Die Corona-Pandemie trifft nicht zuletzt den Arbeitsmarkt. Und zwar mit voller Wucht. Es gibt Beschäftigte, die in dieser Zeit mit ihrem ohnehin oftmals schwierigen Alltag ihren Job verloren haben. Andere dachten vor der Krise über einen Arbeitsplatzwechsel nach - und sind sich nun nicht sicher, ob sie ihre Pläne weiter verfolgen sollen.
Und dann gibt es jene junge Frauen und Männer, die am Beginn ihres Berufslebens stehen. Wegen Covid-19 haben sie nun erschwerte Startbedingungen. All diese drei Gruppen treibt eine Frage um: Was ist jetzt in diesen Krisentagen und -wochen bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber wichtig?
Alternative Branchen in den Blick nehmen
Der bisherige Job ist weg - und nun? „Bloß nicht panisch werden“, empfiehlt Jutta Boenig, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung DGfK. Denn so bitter der Arbeitsplatzverlust auch ist - irgendwann würden sich auch wieder neue Perspektiven auftun.
Bewerber sollten Geduld haben und sich überlegen, was konkret sie einem Unternehmen an Fähigkeiten anbieten können, wenn es wieder aufwärts geht. Dazu gehört auch die Überlegung, ob es auch alternative Branchen gibt, wo man hin will. „Etwa in der Medizintechnik, in der Pharmaindustrie und in der Logistikbranche werden derzeit händeringend Leute gesucht“, so Boenig.
Da die Unternehmen auf noch bestehende Kontakt-Beschränkungen reagieren, läuft die Bewerbung womöglich nicht wie üblich. Ihre klassischen Rekrutierungsprozesse haben viele Unternehmen angesichts von Corona erst einmal auf Eis gelegt. Was aber nicht unbedingt heißt, dass sie gar nicht mehr einstellen.
Bewerbungsgespräche per Video-Interview
„Statt der traditionellen Vorstellungsgespräche mit Händeschütteln und unmittelbarem Kontakt sind jetzt Video-Interviews mehr und mehr angesagt“, sagt Sophia von Rundstedt von der gleichnamigen Outplacement- und Karriereberatung in Düsseldorf.
Für Bewerber bedeutet das, dass sie bei sich zu Hause prüfen, ob sie die technischen Voraussetzungen für solche Video-Interviews haben. Im nächsten Schritt rät von Rundstedt Jobsuchenden, sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen, wo ein Video-Interview stattfinden könnte - und was konkret die andere Seite im Hintergrund wahrnehmen soll.
Ebenfalls wichtig bei der Jobsuche: Sein eigenes Profil auf Karriereplattformen wie Xing oder Linkedin aktuell halten. „In der heutigen Zeit ist es ein Fehler, kein oder ein unvollständiges Profil in den sozialen Netzwerken zu haben, da sich immer mehr Firmen daran orientieren“, so von Rundstedt.
Freiwilligen Arbeitsplatzwechsel lieber verschieben
Wer vor der Krise über einen Arbeitsplatzwechsel nachgedacht hat, steht jetzt in der Krise vor der Frage, ob das aktuell tatsächlich so empfehlenswert ist. Boenig rät derzeit von einem Wechsel ab. „Besser ist es, erst einmal die Füße stillzuhalten und darüber nachzudenken, was man selbst am bisherigen Arbeitsplatz positiv verändern kann, damit man sich dort wohlfühlt.“
Wechselwillige Arbeitnehmer müssen aber auch im Blick behalten, wie es in der Krise ihrem derzeitigen Arbeitgeber wirtschaftlich geht, so von Rundstedt. Sollte sich hier ein Arbeitsplatzabbau abzeichnen, macht es durchaus Sinn, sich weiter nach einem neuen Job umzusehen.
Networking auf Distanz
Wer auf Jobsuche ist, sollte weiterhin auf persönliche Netzwerke setzen. „Auf Veranstaltungen gehen und dort andere treffen, die einen heißen Tipp für einen tollen Job haben, geht ja momentan nicht", so von Rundstedt. Stattdessen können Arbeitnehmer ihre Kontakte pflegen und andere anrufen oder anmailen. „Dabei nicht jammern, sondern sich erkundigen, wie es dem anderen geht und wo eventuell Unterstützung gefragt ist“, erklärt von Rundstedt.
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Und wer noch vor der Krise eine Bewerbung für einen Traumjob abgeschickt hat und jetzt sehnsüchtig auf eine Antwort wartet? „Einfach mal zum Telefonhörer greifen und sich bei der Firma nach dem Stand der Dinge erkundigen“, so Boenig. Dies sei in diesen Zeiten alles andere als unpassend.
Bewerbung ohne Berufserfahrung braucht Geduld
Nicht hinsetzen und jammern - diese Devise gilt jetzt auch für Berufsanfänger. Auch sie müssen einen längeren Atem haben und damit rechnen, dass es dauern kann, bis sie eine Zusage für einen Ausbildungs- oder ersten Arbeitsplatz haben.
„Junge, talentierte Leute werden gesucht und auf kurz oder lang auch eingestellt“, sagt auch von Rundstedt. Sie rät Berufseinsteigern, sich umzugucken und sich genau zu informieren. Und vielleicht auch einmal inoffiziell mit Leuten zu sprechen, die bei einem Unternehmen arbeiten, für das man selbst tätig werden will.
Mitunter kann es auch helfen, wenn Berufsanfänger für einen vorübergehenden Zeitraum bereit sind, Abstriche beim Einkommen zu machen. Das sollte aber von jeweiligen Unternehmen abhängen, findet von Rundstedt: „Wenn es genau die Firma und genau der Bereich ist, wo man unbedingt hin will, dann kann das eine Option sein.“ (dpa)