Köln – Es ist wohl vor allem das Spielerische, das derzeit viele Menschen dazu bringt, scheinbar wahllos Worte in ihren Computer einzugeben, um zu sehen, was der daraus macht. Genau genommen nicht der Computer, sondern ein via Internet nutzbares KI-Programm, das sprachliche Eingaben interpretieren und in Bilder umsetzen kann.
Dall-E heißt es, der Name setzt sich aus dem von den Pixar-Animationsstudios kreierten, im gleichnamigen Disney-Film auftretenden Roboter WALL-E und dem Anfangsbuchstaben des Surrealisten Salvador Dalí zusammen. Tatsächlich haben Dall-Es Werke etwas von den berühmten geschmolzenen Uhren Dalís, wirken naiv und beängstigend zugleich.
Entwickelt hat das Programm das Forschungslabor OpenAI, das 2015 unter anderem von Multimilliardär Elon Musk in San Francisco gegründet wurde und vom Microsoft-Konzern mitfinanziert wird. Ziel ist es, „Sprachmodellen ein besseres Verständnis der Alltagskonzepte zu geben, die Menschen verwenden, um sich einen Reim auf die Dinge zu machen“, wie es die MIT Technology Review anlässlich der Dall-E-Veröffentlichung im Januar vergangenen Jahres formulierte.
So sieht es aus, wenn man Dall-E mini befiehlt, eine „Gerichtszeichnung von Godzilla vor Gericht“ anzufertigen:
Den Internet-Dalí testen
Schon länger können Computer Dinge auf Grundlage gelernter Muster erkennen und benennen. Dall-E dagegen konstruiert sich seine Wirklichkeit selbst auf Grundlage unzähliger aus dem Internet aufgelesener Begriff-Bild-Paare. Passend zu den eingegebenen Begriffen werden diese Fragmente neu zusammengesetzt, sodass auch Dinge entstehen, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt, wie etwa einen „Avocado-Sessel“. Bislang durften nur die Forscher und ein begrenzter Personenkreis mit DALL-E experimentieren.
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Nun machte ein findiger Tüftler das Programm unter dem Namen „Dall-E mini“ in einer vereinfachten Version für alle zugänglich. Unter https://huggingface.co/spaces/dalle-mini/dalle-mini kann nun jeder einmal testen, wie der Internet-Dalí das interpretiert, was einem so durch den Kopf geht. Vorausgesetzt, es ist gerade genug Rechenpower verfügbar. Zuletzt bekamen Nutzer immer häufiger die Meldung „too much traffic“, „zu viel Verkehr“. Denn die Internet-Community ließ die Sache prompt eskalieren.
So sieht es aus, wenn man Dall-E mini befiehlt, ein Rammstein-Konzert mit einem Gastauftritt von Barney, dem Dinosaurier zu garnieren:
Kunstwerke in den sozialen Medien
Seit Tagen posten Nutzer sozialer Netzwerke Kreationen, von denen nicht ganz klar ist, wer nun eigentlich der Urheber ist: die Stichwortgeber, Dall-E oder eine neue Art von Bewusstsein, das heimlich in den Tiefen des neuronalen Netzwerks herangewachsen ist. So gruselig wie diese Vorstellung sind auch die meisten der erzeugten Bilder. Wladimir Putin als Alien, Kermit der Frosch in Edward Munchs Gemälde „Der Schrei“, eine Kreuzung aus Mops und dem gelben Pokémon Pikachu oder der englische Premierminister Boris Johnson, der in gebackenen Bohnen badet.
Und schließlich Dall-E minis Vorschlag für Bilder von Bigfoot, der sich mit Fans fotografieren lässt:
Manchen Anblick hätte man sich wohl lieber erspart. Auffallend ist, dass die wenigsten Erzeugnisse als „schön“, sondern eher als verstörend eingestuft werden müssen. Wobei das natürlich wie immer im Auge des Betrachters liegt.