Einladung zum EssenWas ist das passende Geschenk für Gastgeber?
- Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
- Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Redakteurin und Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
- In dieser Woche stellt sich Ingeborg Arians der Frage, welcher Wert Gastgeschenke nicht unter- aber auch nicht überschreiten sollten.
Köln – Den Sinnspruch „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“ dürfen Sie ruhig wörtlich nehmen. Es geht beim Schenken im sozialen Kontext erstens um die Geste der Sympathie und Wertschätzung und zweitens um eine gesellschaftliche Gepflogenheit. Anders gesagt: Es wird erwartet, dass man als Gast etwas mitbringt, wenn man zum Beispiel zum Essen eingeladen ist.
Den Allrounder nicht von der Tankstelle holen
Hängt die Auswahl des Geschenks dann vom Gast ab oder vom Gastgeber? Darauf gibt es keine allgemein verbindliche Antwort. Als „Allrounder“ darf der Blumenstrauß gelten. Blumen gehen immer. Mit zwei, drei Einschränkungen: Wenn es keine Last-Minute-Einladung ist, sollten Sie den Strauß besser nicht mal eben an der Tanke mitnehmen, sondern vorher in einen Blumenladen gehen. Rote Rosen von einem Mann für die Frau eines Bekannten? Besser nicht. Weiße Lilien oder eine Calla, traditionell Blumen für den Grabschmuck, an Hochbetagte? Das könnte missverstanden werden. Generell aber ist die früher geltende strenge Farbenlehre für Blumensträuße hinfällig.
Beim (materiellen) Wert sollten Sie im Zweifel eher zu niedrig als zu hoch einsteigen, damit die oder der Beschenkte sich nicht verpflichtet fühlt, sich zu revanchieren. Ein 50-Euro-Bukett wäre ganz verkehrt. Noch einmal: Die Geste zählt. Der weitere Vorteil eines Blumenstraußes ist die Vergänglichkeit. Die ist schon bei der Vase, die der Beschenkte womöglich hässlich findet, nicht mehr gegeben.
Gutschein ist nicht gleich Gutschein
Aus dem gleichen Grund sind zum Verzehr bestimmte Mitbringsel gut geeignet: eine besondere Süßigkeit zum Beispiel – gern nach dem Motto „klein, aber fein“. Oder eine Flasche Wein. Aber Vorsicht! Wenn Sie es mit Weinkennern zu tun haben, könnte der schnelle Griff ins Supermarkt-Regal als Gedankenlosigkeit auf Sie zurückfallen. Da empfehle ich, sich bei einer engen Bezugsperson des zu Beschenkenden nach Vorlieben zu erkundigen. Oder Sie greifen zu einem Gutschein, den Sie sich in einem Wein-Fachgeschäft ausstellen lassen. Damit zeigen Sie, dass Sie sich Mühe gemacht haben und den Gutschein nicht nur gewählt haben, weil Ihnen nichts eingefallen ist.
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Sie stehen dann natürlich noch einmal vor der Frage des angemessenen Betrags. Manchmal helfen hier „sprechende Zahlen“: Hat jemand am 20. Mai Geburtstag, wird er eine Gutscheinsumme von 20,05 Euro als ein Zeichen von Aufmerksamkeit registrieren.
Der immaterielle Wert zählt
Ich rate dazu, beim Aussuchen eines Geschenks nicht Geldscheine und Münzen im Kopf zu haben, sondern den immateriellen Wert eines Geschenks, der für Ihre Beziehung zum Beschenkten steht. Je enger Sie mit den Beschenkten verbunden sind, desto individueller können Sie vorgehen. Praktisch und brauchbar ist bei der Auswahl in jedem Fall eher zu empfehlen als (krampfhaft-)originell. Vermeiden Sie auch Geschenke mit Hintersinn, versteckter Botschaft oder missionarischem Anspruch. Auch wenn Sie sich insgeheim wünschen, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin abnimmt, sollten Sie kein Probe-Abo fürs Fitness-Studio verschenken. Anzüglichkeiten sind ohnehin verpönt. Platteste Variante: Dessous für die Kollegin.
Die heutzutage knappste Ressource ist für viele Menschen die Zeit. Geschenkte Zeit ist demzufolge von größtem Wert: Einem gestressten jungen Elternpaar für einen Tag die Kinder abnehmen; einen gemeinsamen Ausflug organisieren, das Fahrrad reparieren – mit solchen Gaben bringen Sie Ihre Sympathie und Ihre Freundschaft womöglich besser zum Ausdruck als mit teuren Sachgeschenken.