Glatteis drohtDas müssen Autofahrer bei glatter Straße beachten
Von Schneemassen sind die Autofahrer in diesem Winter bislang verschont geblieben. Trotzdem wird es gefährlicher auf den Straßen. Langsam, aber sicher macht sich Glatteis auf den Straßen breit. Werden Autofahrer von der glatten Fahrbahn überrascht, kann dies schnell in schweren Unfällen enden. Der ADAC und der Tüv Rheinland geben Tipps, wie Sie sich bei rutschiger Fahrbahn verhalten sollten.
Glatteis, Blitzeis, Eisglätte – wo ist der Unterschied?
Die Wettervorhersagen kennen viele Begriffe für eine rutschige Fahrbahn: Glatteis, Eisglätte oder Blitzeis. Doch wo ist der Unterschied? Glatteis entsteht, wenn Regentropfen auf gefrorenen Boden treffen und dort sofort vereisen. Etwas tückischer ist es bei Eisglätte, hier gefrieren Pfützen und Schmelzwasser. Tückisch deshalb, weil es unmittelbar vor der Entstehung keinen Niederschlag gegeben haben muss. Bei Blitzeis werden Schneekristalle auf dem Weg zur Erde zunächst in wärmeren Luftschichten zu Regen und fallen dann auf den gefrorenen Boden. Aber egal, ob Glatteis, Eisglätte oder Blitzeis: Gefährlich für Autofahrer sind alle drei. Allein der Bremsweg kann fünf Mal so lang sein wie auf trockenem Asphalt.
Glatte Straßen werden angekündigt – was sollte ich tun?
Zunächst ist es wichtig, sich gut über die Straßenverhältnisse zu informieren. Wie ist das Wetter, könnte es glatt werden, gibt es entsprechende Warnungen? Denn wenn die Straße vereist, helfen weder Winterreifen, noch die modernsten Hilfssysteme. Dann ist es besser, das Auto stehen zu lassen. Am gefährlichsten sind übrigens nicht die eiskalten Minusgrade, sondern Temperaturen rund um den Gefrierpunkt. Denn hier können sich die Straßenverhältnisse ständig ändern, Autofahrer müssen sich immer wieder neu anpassen. Könnte es glatt werden, sollte auch mehr Zeit für die Fahrt eingeplant werden, da die Staugefahr steigt.
Mit welchen Reifen darf ich fahren?
Lässt es sich nicht verhindern, sich bei glatten Verhältnissen hinter das Lenkrad zu setzen, sind verschiedene Dinge zu beachten; unter anderem die richtige Reifenwahl. Bei winterlichen Straßenverhältnissen sind nur wintertaugliche Reifen gesetzlich erlaubt. Das sind Reifen mit dem Alpine-Symbol. Bis 2024 dürfen jedoch auch Ganzjahresreifen verwendet werden, wenn diese bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt worden sind.
Die Regelung zur Nutzung der Ganzjahresreifen wurde Anfang 2018 angepasst und gilt situativ. Das heißt: Es gibt keine klare Grenze, entschieden wird in der jeweiligen Situation, ob es zu glatt ist oder zu viel Schnee liegt, um Ganzjahresreifen zu benutzen. Ein Verstoß gegen diese Regelung kostet 60 Euro und bringt zudem einen Punkt in Flensburg. Werden andere Verkehrsteilnehmer durch die falsche Reifenwahl beeinträchtigt, sind sogar 80 Euro fällig.
Was sollte ich vor Fahrtantritt tun?
In der kalten Jahreszeit sollten sich immer ein Eiskratzer, ein Handbesen und Abdeckfolie für die Windschutzscheibe im Auto befinden. Denn um losfahren zu dürfen, müssen alle Scheiben von Eis und Schnee befreit sein. Eine kleine Lücke zum Gucken reicht nicht. Und nicht nur die Scheiben, auch jegliche Sensoren, zum Beispiel die der Parkhilfe, sollten von Eis und Schnee befreit werden. Sind sie bedeckt, können sie dauerhaft anschlagen.
Zudem sollten Autofahrer im Winter darauf achten, dass ihr Scheibenwischwasser ausreichend Frostschutzmittel enthält. Verzichtet werden sollte hingegen darauf, den Motor warmlaufen zu lassen. Das erhöht nicht nur den Spritverbrauch sowie den Motorverschleiß und ist umweltschädlich, sondern auch verboten und kann mit einem Bußgeld geahndet werden.
Wie fahre ich am besten, wenn es glatt ist?
Auf rutschiger und glatter Fahrbahn gibt es kein Patentrezept. Es gilt, noch umsichtiger und vorausschauender zu fahren, als ohnehin schon. Helfen kann auch niedertouriges Fahren, also die Gänge nach oben hin auszureizen. Schaltet man früh hoch, machen die Reifen weniger Umdrehungen und bauen einen besseren Grip auf. Der Abstand zum vorausfahrenden Auto sollte vergrößert werden und die Geschwindigkeit oder Richtung nicht ruckartig verändert werden. Heißt: sanft bremsen, gefühlvoll lenken. Tritt unterwegs plötzlich Blitzeis auf und ist die Straße mit Eis überzogen, ist es besser, eine Pause einzulegen und auf den Streudienst zu warten.
Wie reagiere ich, wenn mein Auto ins Rutschen gerät?
Man kann noch so vorsichtig fahren: Ausschließen, dass man auf glatter Fahrbahn ins Rutschen kommt, lässt sich nicht. Wenn dies passiert: auskuppeln, bremsen und schnell, aber gefühlvoll lenken. Und dabei das Lenkrad gut festhalten. Reagiert das Auto gar nicht mehr, hilft nur eine Vollbremsung. Dann „gegebenenfalls wieder etwas von der Bremse gehen”, rät Thorsten Rechtien vom Tüv Rheinland. „Es gibt zwar immer einen kurzen Moment des Kontrollverlustes, man sollte aber möglichst schnell wieder ruhig werden.” Denn hektisches Gegenlenken oder auch zu starkes Bremsen verschlimmere die Situation in der Regel.
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Gerät das Fahrzeug in der Kurve aus der Bahn, sollte man ebenfalls auf hektische Manöver verzichten. Hier hilft es in der Regel bereits, einmal kurz und feste zu bremsen („Bremsschlag“) und sanft zu korrigieren. In solchen Szenarien ist das Auto schon bei leichtem Tempoabbau wieder zu kontrollieren.
Wer haftet bei Glatt- und Blitzeis-Unfällen?
Unfälle lassen sich trotz umsichtigster Fahrweise bei bestimmten Bedingungen nicht ganz ausschließen. Grundsätzlich liegt die Verantwortung dafür immer beim Autofahrer. Denn laut Straßenverkehrsordnung (StVO) muss dieser die Geschwindigkeit an die Straßen-, Sicht- und Wetterverhältnisse anpassen. (tli/dpa)