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Sechs TippsSo halten Sie Ihre Kollegen im Großraumbüro besser aus

Lesezeit 3 Minuten
Großraumbüro

Wie hier in einem Callcenter sieht es an vielen Arbeitsplätzen aus. Der Arbeitsalltag im Großraumbüro ist leider oft voll nervender Ärgernisse. 

Lachende Kollegen, klingelnde Telefone und eine surrende Klimaanlage: Das ist der Sound im Großraumbüro. Wer hier arbeitet, muss einiges aushalten. Mit steigender Bürogröße nimmt die Zufriedenheit mit den Bedingungen am Arbeitsplatz ab. Das zeigt eine Befragung der Hochschule Luzern unter 1230 Büroarbeitern. Um in einem Großraumbüro effektiv arbeiten zu können, braucht es Toleranz und Rücksicht.

„Der Lärm und der Mangel an Privatheit sind ein wesentlicher Belastungsfaktor am Arbeitsplatz – gerade bei Arbeiten, die Konzentration und Kreativität erfordern“, sagt Prof. Michael Kastner. Er arbeitet am Institut für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin in Herdecke. Der Stress drücke sich in einer erhöhten Fehlerquote oder in einer geringeren Aufmerksamkeit und Konzentration aus.

Dass Arbeiten im Großraumbüro generell ungesünder ist, kann man aber nicht sagen“, erklärt Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte. Psychische Belastungen seien aber durchaus ein Thema. Die größten Widrigkeiten, die in einem Gemeinschaftsbüro lauern, lassen sich jedoch mit diesen Tipps lösen.

Temperatur Wegen einer Frage sollen in Großraumbüros schon ganze Kleinkriege entfacht worden sein: Fenster auf, Fenster zu? Einer der Kollegen beschwert sich fast immer, weil er vom kalten Luftzug „Rücken“ bekommt oder bei warmer Luft nicht denken kann. Am besten arbeite es sich bei etwa 21 bis 22 Grad, sagt Wahl-Wachendorf. Arbeitnehmer drängen am besten darauf, dass diese Temperatur eingehalten wird. Gibt es im Großraumbüro eine Klimaanlage, sei es besser, diese das gesamte Jahr zu nutzen, um eine konstante Temperatur zu halten und sie nicht nur im Sommer anzuwerfen.

Kühlschrank Auf dem Joghurt sprießt grüner Flaum, und im unteren Schubfach vermehren sich schwarze Flecken – Schimmel und Dreck im Gemeinschaftskühlschrank können die beste Arbeitsatmosphäre verderben. Und das sieht nicht nur unschön aus: „Die Sporen können auf andere frische Lebensmittel übergehen“, erklärt Rolf Geisen vom Max-Rubner-Institut in Karlsruhe, das sich mit Sicherheit und Qualität bei Obst und Gemüse beschäftigt. Grundsätzlich sollte im Gemeinschaftskühlschrank das Gleiche gelten wie zu Hause: „Alle ein bis zwei Wochen ausräumen und wischen.“

Parfüm Geruchsintensiv kann es auch an anderen Orten im Büro werden. Die Kollegin in der Verwaltung hat ein neues Lieblingsparfüm und trägt deshalb am Morgen besonders dick auf. „Wenn ich jemanden riechen kann, bevor ich die Person sehe, ist das zu viel“, sagt die Kommunikationstrainerin und Etikette-Beraterin Susanne Helbach-Grosser in Schwäbisch Gmünd. Viele merken nicht, wenn sie zu viel im Duftwasser gebadet haben. Frauen empfiehlt sie, die Parfüms abzuwechseln, da sie so die Intensität des Dufts wieder besser wahrnehmen. Bei Männern sollte der Geruch eines guten Aftershaves von der Rasur bis ins Büro laut der Etikette-Trainerin verflogen sein.

Knigge für das Großraumbüro

Möglichst leise reden

Nicht nur bei Telefongesprächen, sondern auch im direkten Gespräch sollte jeder so leise wie möglich und nicht über die Köpfe anderer hinweg reden. Stehen Sie notfalls auf und gehen Sie kurz zum Kollegen hin. Auch sollte man beim Denken nicht laut vor sich hin sprechen, das lenkt andere ab.

Handy & Co. ausschalten

Das Handy und alle akustischen Benachrichtigungen am Computer schaltet man besser auf lautlos. Lärmende Geräte wie Drucker und Kopierer sollten möglichst aus dem Arbeitsbereich entfernt werden bzw. abgetrennt stehen. Musik bitte nur per Kopfhörer hören!

Distanz wahren

Selbst wenn man gemeinsam am Schreibtisch vor einem Bildschirm sitzt, muss man dem anderen nicht unangenehm nahe kommen. Zudem sollte man Kollegen bei ihrer Arbeit nur bei dringenden Anliegen unterbrechen. Auch ständige Wanderungen zwischen den Arbeitsplätzen stören.

Arbeitsphasen planen

Helfen können auch klare Absprachen im Team über Arbeitsphasen, in denen gestört werden darf. Dazu zählt wenn möglich ebenfalls eine Regelung über feste Telefon- und Gesprächszeiten, etwa mit Kunden.

Phonebox und Pausenraum

Eine Phonebox sowie ein Denk- bzw. Kommunikationsbereich im Großraumbüro sorgen für mehr Ruhe. In einigen Großraumbüros gibt es für Besprechungen auch sogenannte Meetingpoints, die von den Arbeitszonen akustisch isoliert sind. Ausgedehnte (Privat-)Gespräche kann man auch im Pausenraum bzw. in der Teeküche führen, private Telefonate erledigt man ebenfalls besser draußen.

Beim Lüften einigen

Dem einen ist es im offenen Büro zu kalt und zugig, dem anderen zu warm und stickig. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa wird in Großraumbüros häufig über die Raumtemperatur gestritten. Gut ein Viertel der Befragten gab an, dass es um das Raumklima immer wieder Diskussionen gibt. Tipp: Lieber kurz und kräftig lüften statt die Fenster dauerhaft gekippt zu lassen, Kompromisse eingehen und Rücksicht auf erkältete Kollegen nehmen.

Lärm, Bakterien, Essensgerüche – wie man diese Probleme in den Griff kriegt, lesen Sie auf der nächsten Seite

Genervter Kollege

 Weil die Kollegen laut quatschen, versteht so mancher im Großraumbüro sein eigenes Wort nicht. Und egal, wie lärmunempfindlich man ist: Ab 50 Dezibel fühlt sich fast jeder gestört.

Lärm Welche Geräusche die Kollegen zur Weißglut bringen, hängt von der generellen Lärmkulisse im Großraumbüro ab, erklärt Georg Brockt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Herrscht immer ein Grundrauschen, werde man sich durch einzelne Geräusche weniger von der Arbeit ablenken lassen. „Wenn im Büro beispielsweise eine Lärmkulisse von etwa 30 Dezibel herrscht, was mit der Lautstärke in einer Bibliothek vergleichbar ist, kann ein lautes Gespräch bereits stören“, erklärt der Physiker. Übersteigt der Großraumbüro-Lärm etwa 50 bis 55 Dezibel, fühlten sich Menschen unabhängig von ihrer Tätigkeit häufig gestört.

Essensgerüche In Tupperdosen und Take-away-Blechschalen lauert die nächste Herausforderung für die Kollegennase. „Stinkende Lebensmittel nicht mit ins Büro bringen. Das versteht sich von selbst“, sagt Helbach-Grosser. Die unrühmliche Hitliste der miefigsten Mittagessen wird dabei laut ihr vom Döner angeführt. Aber auch reife Bananen oder Nudeln mit Parmesan sind laut der Trainerin zu geruchsintensiv. Fast ohne Geruch, dafür aber akustisch nervtötend sind rohe Möhren und Apfelspalten, sagt Helbach-Grosser. Deshalb sollte auch beim größten Zeitdruck nur in der Küche gegessen werden und nicht am Arbeitsplatz.

Bakterien Eine hohe Trennwand wünschen sich viele, wenn der Kollege hustend und schniefend nur wenige Meter entfernt sitzt. „Zu den größten Bakterienherden im Büro gibt es keine richtigen wissenschaftlichen Untersuchungen“, erklärt Andreas Podbielski von der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie. Telefonhörer und Tastaturen böten zwar Keimboden für Bakterien und Viren, von Panikmache hält der Mediziner jedoch gar nichts. „Die Keime bleiben vorhanden, sind aber nicht sehr langlebig. Sie überleben einige Stunden oder nur wenige Tage.“ Ist die Krankenrate stark erhöht, empfiehlt er, im Bad einen Spender mit Desinfektionsmittel aufzustellen. Ständig alle Flächen, Tastaturen und Telefone zu desinfizieren, hält er jedoch für übertrieben.

Mit lauten Kollegen ein Zeichen verabreden

Wer sich im Großraumbüro gestört fühlt, sollte die entsprechenden Kollegen umgehend ansprechen, rät Etikette-Expertin Helbach-Grosser. Mit Kollegen, die zu laut telefonieren, könne zum Beispiel ein Zeichen vereinbart werden. „Vielleicht lässt sich sogar mit einem lustigen Schild auf die Störung hinweisen.“ Den Einsatz von Ohropax oder Kopfhörern findet sie grenzwertig. Sicherlich gebe es Tätigkeiten bei denen nichts dagegen spricht. Aber dann sollte es mit den Kollegen und Vorgesetzten abgesprochen werden.

Fest steht: Der Einzelne hat kaum Einfluss auf Lärm, Temperatur und Beleuchtung. Er muss mit den anderen kooperieren. „Ich kann nicht losrennen und das Fenster schließen, wenn ein Kollege es gerade erst geöffnet hat“, erklärt Helbach-Grosser. Hier sei Rücksicht und Toleranz gefragt. Tipp: Kleidet man sich morgens nach dem Zwiebelprinzip, können im Verlauf des Arbeitstages einzelne Schichten von Kleidungen entsprechend der Raumtemperatur aus- oder angezogen werden. (dpa/gs)

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