Kann teuer werdenWie Sie sich vor Abzocke durch Handwerker-Notdienste schützen
Stuttgart/Düsseldorf – Oft passiert es spät abends oder am Wochenende: Die Tür fällt zu, und der Schlüssel steckt innen, ein Rohr platzt und setzt die Wohnung unter Wasser oder die Heizung fällt aus. In solchen Fällen brauchen Betroffene schnell Hilfe. Zum Glück gibt es im Internet viele Notdienste. Doch nicht alle Firmen arbeiten seriös.
Manche präsentieren Betroffenen völlig überzogene Rechnungen für ihre Leistungen.
Damit Sie auch in einer Notsituation einen kühlen Kopf bewahren, geben Verbraucherschützer Tipps für die Suche nach dem geeigneten Handwerkerdienst:
Schlüsselnotdienst: Preise vergleichen
Zack, da fällt die Tür zu: Carolin Semmler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ NRW) erzählt von einer Frau, die einen Schlüsselnotdienst gerufen hatte. „Die Frau musste fast 800 Euro für eine einfache Türnotöffnung bezahlen.“
Zum Vergleich: Eine Umfrage der Verbraucherzentralen bei deutschlandweit 600 Schlüsseldiensten ergab, dass eine Türnotöffnung je nach Bundesland im Schnitt zwischen 59,40 Euro und 83,61 Euro kostet. Als die Frau gegen den Schlüsseldienst vorgehen wollte, stellte sich heraus, dass die Rechnungsangaben frei erfunden waren.
„Auch in einer Notsituation sollten Geschädigte Angebote und Preise von ortsansässigen Schlüsseldiensten vergleichen“, rät Semmler. Wer einen Notdienst unter einer örtlichen Vorwahl kontaktiert, muss nur die Kosten für die An- und Abfahrt innerhalb der Ortsgrenzen zahlen. Vor der Auftragsvergabe ist es zudem sinnvoll nach einem verbindlichen Komplettpreis zu fragen. Zuschläge dürfen Schlüsseldienste nur außerhalb der üblichen Arbeitszeiten verlangen.
Notdienst-Vermittler: Webseite prüfen
Vermittler nicht erreichbar: Auch wenn Verbraucher vorab einen Preis vereinbaren, kann die spätere Rechnung höher ausfallen. Das zeigt ein Fall der VZ Berlin: Eine Frau sollte knapp 2000 Euro für die Rohrreinigung ihrer verstopften Toilette zahlen. Ein Vermittler hatte ihr vorab am Telefon aber einen Preis in Höhe von 20 Euro für die Anfahrt und 39 Euro genannt. Als die Frau mit dem Vermittler die Diskrepanz zum vereinbarten Preis klären wollte, war er telefonisch nicht mehr erreichbar.
„Die Webseiten der Handwerker-Notdienste sollten sich Verbraucher genau anschauen“, empfiehlt Frithjof Jönsson von der VZ Berlin. Fehlt das Impressum oder ist es unvollständig, etwa nur der Name und eine Handynummer angegeben, sollten Verbraucher den Anbieter nicht kontaktieren. „Das Impressum gibt auch Aufschluss darüber, ob der Anbieter sich tatsächlich in der Nähe befindet“, erklärt Jönsson.
Rechnung kontrollieren: Zuschläge prüfen
„Sofortzuschläge“, „Bereitstellungszuschläge“ oder „Spezialwerkzeugkosten“ - Extrakosten wie diese sind nach Ansicht des Amtsgerichts Frankfurt am Main (Az.: 31 C 63/98-44) nicht erlaubt. Zulässig sind Zuschläge nur außerhalb der üblichen Arbeitszeiten. Kunden sollten daher jeden Posten der Rechnung prüfen, bevor sie sie unterschreiben, raten die Verbraucherschützer.
Nicht unter Druck setzen lassen: Rechnung checken
Matthias Bauer von der VZ Baden-Württemberg berichtet von einer Frau, die mehrere hundert Euro für die Reparatur ihrer Waschmaschine zahlen sollte – und zwar umgehend. Die Frau bat die Handwerker, ihr eine Rechnung zu schicken, die sie dann sofort begleichen würde. Darauf ließen sich die Handwerker nicht ein. „Die Frau wurde massiv unter Druck gesetzt sofort zu zahlen – entweder bar oder per EC-Karte“, erzählt Bauer. Doch ist das überhöhte Entgelt gezahlt, besteht nur wenig Hoffnung, den Betrag zurückzubekommen.
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Setzt ein Handwerker einen beim Bezahlen massiv unter Druck, rät Bauer, Zeugen hinzuziehen: „Notfalls sollten Betroffene die Polizei kontaktieren“. Legt ein Handwerker nach getaner Arbeit eine Rechnung vor, muss diese eine Adresse, eine Rechnungs- und Steuernummer enthalten. Fehlen dieser Angaben, sollte man in keinem Fall zahlen.
Ein Notfall kann immer eintreten. Um dafür gewappnet zu sein, sollten Verbraucher in einer ruhigen Minute nach seriösen Firmen suchen und sich wichtige Rufnummer aufschreiben. „Sinnvoll ist, sich etwa über Berufsverbände oder Innungen nach seriösen Notdiensten zu erkundigen“, sagt Bauer. (dpa/tmn)