Köln – Das „Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik“ (BSI) warnte diese Woche vor den Virenschutzprogrammen von Kaspersky. Die „Stiftung Warentest“ nahm die Software „Internet Security“ aus der Bewertungsliste, wo ihr noch kurz zuvor eine „sehr gute“ Schutzwirkung bescheinigt wurde.
Wenn Zweifel an der Zuverlässigkeit des Herstellers bestünden, berge Virenschutzsoftware ein besonderes Risiko für eine zu schützende IT-Infrastruktur, so das BSI. Die Drohungen gegen EU, NATO und die Bundesrepublik Deutschland seien auch mit einem erheblichen Risiko eines erfolgreichen IT-Angriffs verbunden. „Ein russischer IT-Hersteller kann selbst offensive Operationen durchführen, gegen seinen Willen gezwungen werden, Zielsysteme anzugreifen, oder selbst als Opfer einer Cyber-Operation ohne seine Kenntnis ausspioniert oder als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht werden“, so die Behörde.
Sicherheitsexperten: Bedrohung war immer da
Man kann nicht genug tun für die eigene Sicherheit, das zeigt sich in diesen Tagen einmal mehr. Neben der Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der uns alle gerade sehr belastet, wächst aktuell auch die Gefahr von Cyberangriffen. Sicherheitsexperten wenden an dieser Stelle ein, dass sie immer da war, weshalb es in der Verantwortung jeder Nutzerin und jedes Nutzers liegt, den eigenen PC so gut es geht zu schützen.
Zum einen will niemand zum Teil eines so genannten Bot-Netzes werden, das als Basis für Cyberverbrechen aller Art dient. Genau das geschieht mit unzureichend geschützten PCs, ohne dass es die Betroffenen überhaupt merken. Analysten haben zudem herausgefunden, dass von Firmen, aber auch von Privatpersonen, in Kryptowährung gezahlte Lösegelder zum größten Teil nach Russland fließen – laut BBC 2021 rund 400 Millionen Dollar, das sind etwa 74 Prozent.
Kaspersky wird nicht auf Behördenrechnern genutzt
Daher sollten Sie, wie auch hier immer wieder beschrieben, sichere Passwörter verwenden, keine Anhänge undurchsichtiger Herkunft öffnen und eine gute Sicherheitssoftware einsetzen. Und was ist mit dem bekannten russischen Anbieter von Antiviren-Software Kaspersky? Enge Verbindungen zum russischen Geheimdienst wurden der Firma schon öfter nachgesagt. In der EU und den USA darf Kaspersky-Software schon länger nicht mehr auf den Behördenrechnern laufen. Einen Beweis für ein Fehlerverhalten blieb man aber bislang schuldig.
Kaspersky startete eine Transparenz-Initiative und speichert die Daten deutscher Nutzer auf Servern in der Schweiz. Insgesamt scheint es eher unwahrscheinlich, dass Kaspersky als Global Player mit 34 Niederlassungen in 30 Ländern eine Gefahr für westliche Computer darstellt. Firmengründer Eugene Kaspersky hat sich allerdings bisher nicht zum Ukraine-Konflikt geäußert.
Achtung vor Putins Desinformationspolitik
Für wen das ein hinreichender Grund ist, Kaspersky zu boykottieren, der kann die Software einfach deinstallieren. Den Verlust bereits bezahlter Abogebühren muss dann wohl oder übel in Kauf genommen werden. Nicht vergessen sollte man aber, den laufenden Vertrag formell zu kündigen! Nach einem Neustart übernimmt automatisch der Windows Defender den Schutz des Systems, der von Experten als ausreichend sicher erachtet wird.
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Viel wichtiger ist meines Erachtens etwas anderes. Putin und seine Helfer betreiben seit Jahren eine perfide Desinformationspolitik und lassen Falschmeldungen im Internet und über soziale Netzwerke verbreiten. Schauen Sie deshalb ganz genau hin, was Sie für bare Münze nehmen und vor allem: Was Sie selbst weiterverbreiten.
Doch wem soll man vertrauen, wenn selbst so genannte „Faktenchecker“ sich oft als Fake-News-Schleudern entpuppen? Da hilft nur eins: Jede Information lieber doppelt und dreifach prüfen und dabei auch auf bewährte Quellen setzen.