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Hamsterkäufe in SupermärktenKann man ein Dieselauto mit Pflanzenöl betanken?

Lesezeit 3 Minuten
Sonnenblumenöl Ukraine

Sonnenblumenöl kommt in der Regel aus der Ukraine.

Köln – Hamsterkäufe waren zu Beginn der Corona-Pandemie ein leidiges Thema. Klopapier, Nudeln und andere Produkte mussten von Supermärkten rationiert werden („nur ein Paket pro Person“). Geht das jetzt schon wieder los? Aktuell lichten sich einige Regale mit Pflanzenöl, Supermärkte hängen schon wieder entsprechende Zettel auf. Doch warum nun ausgerechnet Pflanzenöl? Das hat nicht nur, aber auch mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine zu tun.

In der Europäischen Union kommen viele Agrarimporte aus der Ukraine, die auch „Kornkammer Europas“ genannt wird. Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl laut Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie (Ovid) zu 94 Prozent durch Importe.

Und die Sonnenblumenöl-Importe der EU kommen zu fast 90 Prozent aus der Ukraine, wie Agrarexpertin Linde Götz dem ZDF erklärte. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine sei dieser Import zum Erliegen gekommen. Weniger Angebot, steigende Preise und schließlich Panik bei Verbraucherinnen und Verbrauchern führen dann zu Hamsterkäufen.

Corona, Rohstoffpreise und Hitzewellen

Doch der Krieg ist nicht der einzige Grund, warum der Pflanzenöl-Markt aktuell angespannt ist. In Kanada und Südamerika hatten Hitzewellen zuletzt für Ernteausfälle gesorgt, in einer globalisierten Welt wirkt sich auch dies auf andere Teile der Erde aus. So spielt Kanada eine wichtige Rolle beim Export von Ölsaat, fuhr laut „agrarheute“ im vergangenen Sommer aber die schlechteste Ernte seit 14 Jahren ein.

Auch steigende Preise für Rohstoffe, zum Beispiel Dünger, wirken sich bis auf das Supermarktregal aus. Und schließlich sorgt auch die Corona-Pandemie immer noch dafür, dass Lieferketten durch ausgefallenes Personal unterbrochen werden.

Edeka Porz Sonnenblumenöl

Maximal drei Packungen: Auch dieser Edeka in Porz rationiert sein Öl.

Ein wirklicher Grund, Pflanzenöl in Massen zu kaufen, besteht aktuell allerdings nicht. Zwar sind die Sonnenblumenöl-Lieferungen aus der Ukraine aktuell ausgesetzt, doch es gibt genügend brauchbare Alternativen. Olivenöl kommt beispielsweise größtenteils aus Ländern wie Griechenland oder Spanien. Beim Rapsöl können auch die hiesigen Landwirte ihre Anbauflächen vergrößern, wenn der Bedarf steigt.

Pflanzenöl statt Diesel: Keine gute Idee

Und als Ersatz für – ebenfalls durch den Krieg in der Ukraine – deutlich teurer gewordenes Benzin oder Diesel taugt Pflanzenöl auch nicht viel. Auch wenn der Literpreis im Vergleich zum Kraftstoff verlockend wirkt. Darauf weisen die Fachleute des ADAC hin. Im Gegensatz zu herkömmlichem Kraftstoff ist es nämlich nicht fließ- und zündfähig genug. Das bringt Probleme mit sich.

„Pflanzenöle führen zu Startschwierigkeiten und wirken sich negativ auf Leistung und Lebensdauer des Motors aus“, schreibt der ADAC. Das größte Problem: die Viskosität. Pflanzenöl ist zähflüssiger als Diesel, Einspritzpumpe und Einspritzdüsen von modernen Dieselfahrzeugen seien dafür nicht ausgelegt.

Die Verbrennung verläuft nicht optimal, Reste des Pflanzenöls können ins Motoröl gelangen, was zu Motorschäden führt. Zudem können Pflanzenöle Ablagerungen und Verstopfungen bilden, saure Bestandteile die Dichtungen angreifen und auf Dauer zerstören.

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Autofahrende müssten also nicht nur mit einer geringeren Motorleistung rechnen, „mittelfristig kommen Motor und Kraftstoffsystem zu Schaden.“ Ältere Dieselmotoren mit Verteilereinspritzpumpen könnten zwar zumindest zeitweise mit Pflanzenölen laufen, wie der ADAC schreibt. Aber auch hier werde die Lebensdauer eingeschränkt. Den durch die Betankung mit Pflanzenöl entstehenden Schaden müssen Verbraucherinnen und Verbraucher selbst bezahlen. Von der Garantie ist das nicht abgedeckt, da die Hersteller die Betankung mit Pflanzenölen nicht freigeben.

Nicht nur technisch, auch gesetzlich ist der Einsatz von Pflanzenöl als Kraftstoff für private PKWs problematisch. Laut Energiesteuergesetz muss nämlich eine Energiesteuer abgeführt werden, sobald Pflanzenöl als Kraftstoff genutzt wird. Diese muss beim zuständigen Hauptzollamt angemeldet und bezahlt werden.