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Giftköder, DrogenWenn die Hunderunde gefährlich wird – so schützen Sie Ihr Tier

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Manchmal kann das Erschnüffelte lebensbedrohlich sein.

Köln – Vergiftete Würstchen im Volksgarten, blau verfärbte Brotstücke im Vorgebirgspark, immer wieder vermutete Giftköder im Schlosspark Brühl: Die Gefahrenmeldungen auf Dogorama und anderen Warn-Apps reißen dieser Tage nicht ab. Und versetzen Hundebesitzer wieder mal in Angst und Schrecken. Wie können Hundebesitzer ihre Tiere schützen? Ein Kölner Tierarzt gibt Tipps.

Schlimm genug, wenn jemand so etwas tut. Ähnlich niederträchtig ist, wenn Hundehasser bewusst falsche Warnungen in der digitalen Welt lancieren, um Hund und Halter aus einem Gebiet fernzuhalten. Wie oft passiert das in unserer Region? Kann ich rechtlich dagegen vorgehen? Und wie kann ich meinen Hund vor Ködern schützen?

Wie oft werden Giftköder in Köln und Umgebung gelegt?

Seit 2018 werden die Giftköder-Anzeigen bei der Kölner Polizei, in deren Zuständigkeitsbereich neben Köln und Region auch Leverkusen fällt, separat erfasst. Seitdem werden dort laut Sprecher Carsten Rust jährlich um die zehn Fälle behandelt, verteilt auf 23 Stadtgebiete. Die Dunkelziffer wird jedoch viel höher geschätzt, da viele Fälle nicht angezeigt wurden. Rust: „Wenn doch, und das Tier aufgrund des Köders verstorben ist oder massiv verletzt wurde, starten die kriminalpolizeilichen Ermittlungen, sprich: die aufgenommenen Spuren und Zeugenaussagen werden der Staatsanwaltschaft übermittelt. Wenn nicht, übernimmt das Veterinäramt den Fall. Auch dort können Bürger Anzeige erstatten.“

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Darüber, wie viele Täter ermittelt wurden, gebe es keine validen Zahlen. Auch sei es ohne Videoüberwachungen in Parks schwer, einen Nachweis zu erbringen und damit an die Täter ranzukommen. Rust appelliert: „Jeder Fund sollte zeitnah bei der nächstgelegenen Polizeiwache oder dem Veterinäramt gemeldet werden", was auch online möglich sei. Den Ordnungsdienst der Stadt Köln erreichten in den vergangenen fünf Jahren laut Stadtsprecher Robert Baumanns insgesamt 22 Meldungen von Bürgern über Giftköder-Funde. Bei folgenden Kontrollen vor Ort konnten die Ordnungskräfte der Stadt aber nur in drei Fällen Giftköder feststellen.

Was tue ich, wenn ich einen Giftköder gefunden habe?

„Der Giftköder sollte unbedingt sichergestellt werden, am besten im Abstimmung mit dem Veterinäramt“, rät Rust. Experten von „Giftköder-Radar“ raten, beim Aufsammeln Handschuhe zu tragen oder einen Kotbeutel zu verwenden – und dabei behutsam vorzugehen, denn es könnten sich spitze Gegenstände darin befinden. Da meist gleich mehrere Giftköder ausgelegt würden, sollte auch die nähere Umgebung abgesucht, anschließend sowohl die Giftköder und der Fundort mit dem Handy fotografiert und samt Angaben zu Zeugen der Polizei, dem Veterinäramt, entsprechenden Apps und Social-Media-Gruppen gemeldet werden, um Hundehalter aus der Region zu informieren.

Hilfe im Notfall

Notdienst: Der Kölner Tierärztenotdienst ist während der Woche von 18 bis 8 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 8 bis 18 Uhr erreichbar. Der diensthabende Arzt sollte zuvor immer angerufen werden, um Wartezeiten zu vermeiden. Die jeweils zuständige Praxis samt Telefonnummer wird auf der Homepage bekannt gegeben.

www.koelner-tieraerztenotdienst.de

Warn-Apps: Giftköder-Radar ist derzeit mit 11.150 Fundorten und rund 160.000 Mitgliedern eine der reichweitenstärksten Plattformen für Giftköder in Europa, also auch im Urlaub gut zu nutzen. Um Missbrauch vorzubeugen, überprüft das Team alle gemeldeten Fundorte vor der Veröffentlichung.

www.giftkoeder-radar.com

Die kostenlose Handy-App Dogorama bietet ein Giftköder-Warnsystem an, das von Nutzern und der eigenen Redaktion mit Meldungen über Funde und andere Gefahren gefüttert wird. Via Push-Nachrichten werden die Userinnen und User dann über Gefahren in der Region, in der sie sich gerade aufhalten, gewarnt.

https://dogorama.app/de-de

Hinweise an Behörden und Anzeige erstatten: Bei Giftköder-Funden oder anderen akuten Gefahren für Leib und Leben des Hundes sollte man die Polizei informieren (110) und Anzeige erstatten, das geht auch online. Giftköder-Fundorte und alle anderen Tierschutz-Beschwerden sollten zusätzlich beim Veterinäramt gemeldet werden (für Köln 0221/221-26211), Tierschutzanzeigen sind auch online möglich, das Formular zum Herunterladen gibt es hier.

Woran erkenne ich, ob mein Hund Gift gefressen hat?

Typische Giftköder sind Hackfleischbällchen oder Brotstücke gespickt mit Rasierklingen, Scherben, Nägeln oder anderen scharfen Gegenständen, Fleischstücke mit Rattengift oder auch Schneckenkorn. Meist werden sie im Gestrüpp oder dichten Büschen ausgelegt, in Parks, auf großen Wiesen, Freilaufflächen, an Geh- und Radwege angrenzende Rasen.

„Je nach Art des Giftes kann es zu Durchfall, Atemstörungen, Zittern, starkem Speicheln, Krämpfen, Lähmungen, übermäßigem Hecheln, neurologischen Ausfällen kommen," sagt der Kölner Tierarzt Ralf Unn. Das Tier schwanke, torkele, halte den Kopf schief, laufe im Kreis oder verhalte sich anderweitig abnormal. „Einblutungen an den Schleimhäuten der Augen oder des Mauls, zu erkennen an kleinen, blutigen Punkten, lassen auf Rattengift schließen", erklärt Unna, dessen Team rund zwei Mal pro Monat mit Giftköder-Verdachtsfällen konfrontiert ist. Der Tierarzt rät dringend dazu, nicht die Symptome abzuwarten, denn dann sei es meist zu spät. Besser: „Unmittelbar und unaufgeregt, am besten mit einer Begleitperson, zum Tierarzt fahren.“ In den meisten Fällen könne dann eine symptomatische Behandlung, etwa mit Bluttransfusionen oder Vitamin K-Spritzen helfen.

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Neben Giftködern sind auch verdorbene Essensreste an öffentlichen Mülleimern eine Gefahr für Hunde.

Nicht selten würden Hundebesitzer die Ausfälle ihres Tieres fehlinterpretieren. „Häufig haben Hunde achtlos in Parks oder Waldstücken hinterlassene Essensreste oder Joints aufgenommen“, sagt Unna. Allein anhand der vierbeinigen Patienten könnten er und seine Kollegen erahnen, dass sich der THC-Gehalt in den vergangenen Jahren um ein vielfaches erhöht habe, mit teils dramatischen Folgen für die Tiere. Vergiften können sich Hunde auch an Schokolade, zuckerfreien Kaugummis, Haushaltsreinigern oder giftigen Pflanzen.

Wie kann ich verhindern, dass mein Hund Giftköder frisst?

Um auf dem Laufenden zu sein, was Giftköder-Funde in der Umgebung betrifft, helfen Apps, die vor Fällen warnen, die von den Behörden bestätigt wurden. Bei unbestätigten Warnungen sollte man sich bei der Polizei oder beim Veterinäramt erkundigen, ob der jeweilige Fund dort bekannt sei. Bei bestätigten Warnungen empfiehlt es sich, den Hund im Gefahrengebiet an der Leine zu halten und im Zweifel einen Maulkorb anzuziehen, um zu verhindern, dass das Tier das Gift frisst.

Außerdem bieten Hundeschulen „Anti-Giftköder-Trainings“ an. Dabei geht es vor allem um Dreierlei: Die so genannte Impulskontrolle soll helfen, dass Hunde auf ein verlockendes Leckerli nicht sofort reagieren, sondern abwarten, bis es ihnen erlaubt wird. Beim Rückruf-Training wird etwa auf einer Wiese oder Straße Futter ausgelegt, kurz bevor der Hund das Ziel erreicht, wird er zurückgerufen. Schließlich hilft das Tauschgeschäft, bei dem das Tier lernt, seinem Menschen etwas abzugeben und dafür etwas Höherwertiges zu bekommen. Hat es verstanden, dass sich ein Tausch lohnt, wird es im Ernstfall auch einen Giftköder abgeben.

Ist das Auslegen eines Giftköders eine Straftat?

Wer einem Hund ohne vernünftigen Grund tötet oder ihm erhebliches Leid zufügt, macht sich nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes (TSchG) strafbar. Wenn jemand Giftköder willentlich auslegt, ist das also eine Straftat. Das Gesetz kennt allerdings keinen strafbaren Versuch, es greift nur, nur wenn das Tier zu Schaden kommt oder stirbt. Darüber hinaus gibt es Paragraf 18, der bestraft, wer „vorsätzlich oder fahrlässig einem Wirbeltier, das er hält, betreut oder zu betreuen hat, ohne vernünftigen Grund erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügt.“ Neben den Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ist auch eine Sachbeschädigung laut Paragraph 303 des Strafgesetzbuches strafbar.

Mit welchen Strafen müssen Täter rechnen?

Beim nachweislichen Auslegen von Giftködern sind nach Paragraf 17 und 18 des TSchG eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren, Geldstrafen oder Geldbußen bis zu 25.000 Euro möglich. Zusätzlich kann ein lebenslanges Tierhaltungsverbot verhängt werden. Hundehalter können zusätzlich Schadenersatzansprüche geltend machen, für durch die Vergiftung entstandene Tierarztkosten, Fahrtkosten zur Praxis oder Bestattungskosten – und sie können Schmerzensgeld einfordern. Da die Geschädigten aber in der Beweispflicht sind, sollten unbedingt alle Nachwiese gesammelt, wenn möglich Fotos des ausgelegten Gifts gemacht, die Köder gesichert und Zeuginnen oder Zeugen gesucht werden.

Wer ist zuständig, wer ahndet die Straftat?

Sachbeschädigung ist ein Antragsdelikt, die Straftat wird nur auf Wunsch des oder der Geschädigten verfolgt. Der Verstoß gegen das TSchG dagegen ist ein „Offizialdelikt“ und wird selbstständig von den Strafverfolgungsbehörden geahndet – vorausgesetzt sie erfahren davon. In jedem Fall also sollten geschädigte Hundebesitzer Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten.