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StilkolumneLärm und Ungeduld – Kann ich mit meinem Kind ins Sterne-Restaurant?

Lesezeit 4 Minuten
Symbolbild Kind Restaurant

Kind im Restaurant? Das kann klappen, findet Vincent Moissonnier.

  1. Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  2. Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  3. Diesmal erklärt Vincent Moissonnier, warum man auch mit den ungeduldigsten Kindern in die vornehmsten Restaurants gehen kann – und worauf es dabei ankommt.

KölnHerr Moissonnier, was sagen Sie zum Thema „Kinder im Restaurant“?

Als allererstes macht Ihre Frage mir und sicherlich auch vielen Kolleginnen und Kollegen in der Gastronomie Hoffnung: Es gibt eine Zeit nach dem Lockdown, und es gibt Menschen, die sich darüber schon jetzt Gedanken machen.

Sodann ist Ihre Frage eine durchaus brisante, seltsamerweise aber nur in Deutschland. In Frankreich zum Beispiel ist es völlig normal, dass die Familien zusammen mit ihren Kindern essen gehen. Die Kinder sollen dabei sein dürfen. Als meine Frau und ich mit unserer damals drei Monate alten Tochter einmal in Paris in ein Restaurant gegangen sind, haben die Leute an den Nachbartischen das Kind im Körbchen durchs Lokal getragen, damit wir in Ruhe essen konnten.

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Vincent Moissonnier 

Restaurant-Besuche mit Kindern sind dort also so selbstverständlich wie problemlos. Das liegt auch – ich traue mich jetzt mal, das so offen zu sagen – an einer Erziehung, die schon früh auf Benimm-Regeln bei Tisch achtet: Ellbogen nicht aufstützen, Kauen mit geschlossenem Mund, Aufstehen nur mit Erlaubnis... Solche Sachen halt. Essen ist ein Stück Kultur. Das bekommen die Kinder in Frankreich von klein auf beigebracht.

Im Restaurant sind es die Eltern, die auf ihre Kinder achten müssen. Leider klappt das nicht immer. Es gibt zum Beispiel den Typ Eltern, die ihr Kind für eine göttliche Inkarnation halten – und es entsprechend behandeln. Die kleine Gottheit darf alles: Butter auf die verspiegelten Wände schmieren, aus Pfeffer und Salz eine kleine Sandburg bauen, die Kellnerinnen durchs Restaurant jagen oder die Gäste am Nebentisch fragen, warum sie so komische Sachen angezogen haben… Andere Eltern hingegen haben ihre Kinder vorbereitet und ihnen erklärt, wo sie mit ihnen hingehen werden. Das ist im Grunde nichts anderes als vor einem Besuch im Kino oder im Zirkus. Dramaturgie und Inszenierung gehören einfach dazu, hier wie da.

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Dass Kinder keine vier Stunden auf dem Stühlchen sitzen können, wissen alle. Daraus ziehen kluge Eltern den Schluss, dass sie die Zeit im Restaurant von vorneherein begrenzen, vielleicht auch etwas früher kommen und nicht allzu spät gehen – aus Rücksicht auf andere Gäste. Man kann auch die Speisenfolge etwas verdichten oder dafür sorgen, dass die Kinder schon den Nachtisch bekommen, wenn die Eltern noch beim Hauptgang sind. Darauf stellt sich auch unser Team ein. Und obwohl es bei uns kein „Kinderteller“ gibt, stellen wir uns auf Sonderwünsche ein: kleinere Portionen, andere Beilagen. Ich halte es übrigens für eine Legende, dass Kinder „am liebsten Nudeln mit Tomatensoße“ essen wollen. Wenn ich ein bisschen erkläre, was die Küche zu bieten hat, haben Kinder großen Spaß auch an ausgefalleneren Dingen mit besonderem Geschmack. Die Sterne-Gastronomie ist jedenfalls keineswegs eine kinderfreie Zone. Wir freuen uns über Kinder.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de

Nach aller Erfahrung sind auch nie die Kinder das Problem, sondern die Eltern. Was sollen wir etwa machen, wenn ein Paar mittags ins Restaurant kommt – mit einem sperrigen Kinderwagen? Bei unserem Gastraum haben wir da ein Problem, das in etwa der Größe des Gefährts entspricht. So etwas sollte man bei der Reservierung ansprechen. Wir würden dann bitten, das Kind im Maxi-Cosi mitzubringen, für den wir natürlich einen passenden Platz finden. Das Wichtigste ist immer, dass alle wissen, woran sie sind: die Eltern, die Kinder und das Personal.