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Mehl für 0,55 oder 1,89 EuroLebensmittelpreise im Supermarkt schwanken stark – Hier sparen Kunden

Lesezeit 4 Minuten
Ein Einkauf liegt in einem Einkaufswagen in einem Supermarkt.

Ein Einkauf liegt in einem Einkaufswagen in einem Supermarkt.

Ein Marktcheck der Verbraucherzentrale zeigt große Preisunterschiede je nach Filialen und Anbieter – vergleichen lohnt.

Lebensmittel werden immer teurer. Bereits seit Sommer 2021 steigen die Preise stark an. Im März 2023 legte die Teuerung um 22,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Damit ist der Preisanstieg inzwischen höher als für Energie, und die Lebensmittelpreise sind die Treiber der Inflation. Verbraucherinnen und Verbraucher merken das bei jedem Einkauf, ob im Supermarkt oder Discounter.

Die Verbraucherzentrale hat am 21. März einen neuen Marktcheck durchgeführt. Expertinnen und Experten untersuchten in einer Stichprobe 20 Grundnahrungsmittel des täglichen Bedarfs bei Aldi Süd / Nord, Lidl, Edeka und Rewe in fünf Kommunen in NRW. Dabei zeigten sich große Preisunterschiede über alle Filialen und Anbieter hinweg, weshalb die Verbraucherzentrale mehr denn je empfiehlt, Preise zu vergleichen.

Marktcheck: Gleicher Einkauf – doppelt so teuer

Der teuerste Warenkorb des Marktchecks lag bei 62,93 Euro. Durch gezieltes Einkaufen und Beachtung der Grundpreisangabe (Preis je Kilogramm bzw. Liter) in den verschiedenen Märkten und Städten sei ein vergleichbarer Warenkorb für 31,99 Euro möglich. „Das bedeutet: Mit etwas Aufwand ist eine maximale Einsparung von 30,95 Euro machbar“, sagt Frank Waskow, Lebensmittelexperte der Verbraucherzentrale NRW. „Die Kosten für Grundnahrungsmittel lassen sich also halbieren.“

Bei 15 von 20 untersuchten Lebensmitteln fanden die Expertinnen und Experten Preisunterschiede von mehr als 100 Prozent, sagt Waskow. So kostete ein Kilogramm Weizenmehl Typ 405 im Angebot 0,55 Euro pro Kilo, das teuerste Mehl hingegen 1,89 Euro pro Kilo. Die Preisspanne liegt damit bei 244 Prozent. Die geringste Preisspanne gab es bei Lauch mit 37,7 Prozent, die größte bei Parboiled Reis mit 400 Prozent. Bei Butter reichten die Preise von 5,96 bis 13,96 Euro je Kilogramm.

Eigenmarke meist so gut wie Markenprodukte – und günstiger

Bei klassischen Markenprodukten gab es zum Teil ebenfalls große Preisunterschiede in den Filialen. Die Preise vergleichbarer Eigenmarken des Handels weichen dagegen meist nur wenig oder gar nicht voneinander ab. „In allen untersuchten Einkaufsstätten waren die Eigenmarken der Einzelhändler günstiger als Markenprodukte“, so Waskow. „Qualitativ gibt es zwischen den bekannten Markenprodukten und Eigenmarken des Handels kaum Unterschiede.“

Ein Vergleich von 786 Marken- und 628 Eigenmarken-Produkten der Stiftung Warentest zeigte das auch im Februar. „Wer also auf Eigenmarken setzt, kann qualitativ gute Produkte kaufen und sein Budget schonen, und das, obwohl gerade in den letzten Monaten viele Eigenmarken deutlich teurer geworden sind“, betont Waskow.

Discounter sind laut Marktcheck jedoch nicht immer die günstigste Wahl: Butter und Sonnenblumenöl waren beispielsweise in einem Discounter am teuersten. Gleiches gilt auch für bestimmte Obst- und Gemüseangebote. Hier überprüfte die Verbraucherzentrale auch, wie teuer die Warengruppen im Vergleich zu Fleisch sind.

Gemüse und Obst deutlich günstiger als Fleisch

Das teuerste Gemüse im Marktcheck (Wirsing für 3,49 Euro/kg) sowie das teuerste Obst (Äpfel für 3,99 Euro/kg) kosteten etwa die Hälfte des günstigsten Fleischangebotes (gemischtes Hackfleisch für 7,49 Euro/kg). Eine Ernährung mit viel frischem Gemüse und Obst und wenig Fleisch und Wurst kann also den Geldbeutel deutlich entlasten.

Auch die Auswertung der Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass die Gemüsepreise − anders als beispielsweise bei Getreide- und Milchprodukten − sich weitgehend auf dem Niveau des Jahres 2020 bewegen, trotz stark steigender Energiepreise und der Auswirkungen des Ukrainekriegs. Die monatlich veröffentlichten Daten zeigen jedoch nicht die ganze Verbraucherrealität, warnt die Verbraucherzentrale.

Es würden nur Durchschnittspreise ermittelt und keine Verbraucherpreise konkreter Produkte und Marken ausgewertet. So gibt beispielsweise der statistische Verbraucherpreis für Butter keine Auskunft darüber, ob es sich um günstige No-Name-Butter oder teure Markenbutter handelt. „Diese Daten haben kaum Relevanz für den Verbraucherschutz, weil Durchschnittspreise die Ausschläge des Marktes verschleiern. Viele Preiserhöhungen liegen weit über den offiziellen Daten“, kritisiert Waskow.

Einige Preissteigerungen sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar

Für die Schwankungen gibt es viele Gründe. Derzeit fehle jedoch die nötige Transparenz, um die Preisbildung bei Lebensmitteln nachzuvollziehen und mögliche Gewinnmitnahmen in Krisenzeiten zu unterbinden. Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln seien weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar, gibt die Verbraucherzentrale NRW an. Derzeit sei unklar, wie sich Lebensmittelpreise bilden und wo Gewinne zulasten der Verbraucherinnen und Verbraucher mitgenommen werden.

Ein Marktmissbrauch vor allem bei überhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln sowie versteckten Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen müsse verhindert werden, fordert die Verbraucherzentrale deswegen. Ein kritischer Blick der Politik und des Kartellamtes auf Handel und Lebensmittelhersteller sei notwendig, um zu prüfen, ob Unternehmen die Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern.

Lebensmittelpreise konkreter Produkte und Marken sollten systematisch und dauerhaft ausgewertet und tatsächliche Produktpreise erhoben werden – gerade in Zeiten elektronischer Warenwirtschafts- und Kassensysteme. Damit ließen sich mögliche Mitnahmeeffekte und versteckte Preiserhöhungen von Händlern und Herstellern aufdecken.

Außerdem sollte laut Verbraucherzentrale eine unabhängige Preistransparenzstelle auffällige Preisentwicklungen stichprobenweise untersuchen und in Einzelfällen verfolgen. Wichtig sei zudem, nicht nur Sonderangebote, sondern auch Preiserhöhungen sichtbar zu machen. Eine deutliche Kennzeichnung von Preiserhöhungen am Supermarktregal wäre ein großer Schritt für den Verbraucherschutz.

Der Marktcheck der Verbraucherzentrale NRW soll im Sommer wiederholt werden.