Über steigende Preise versuchen Hersteller Kunden gerne zu täuschen, „Shrinkflation“ wird das genannt. Über die größten Mogelpackungen 2022 können Verbraucher derzeit abstimmen.
Mogelpackung des Jahres„So viele Hinweise zu verdeckten Preiserhöhungen wie nie zuvor“
Erneuern Lebensmittelhersteller die Verpackung eines Produktes und verkaufen nach dem optischen Neuanstrich eine geringere Füllmenge zum gleichen Preis, nennt man das „Shrinkflation“. Der Begriff ergibt sich aus dem englischen Wort „shrink“ (schrumpfen) und Inflation. Diese versteckten Preiserhöhungen treten immer häufiger auf. Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer haben im vergangenen Jahr vermehrt Beschwerden dazu erhalten.
Aufmerksamkeit darauf, dass Lebensmittelhersteller mit solchen Tricks die Kundschaft zu täuschen versuchen, lenkt die Verbraucherzentrale Hamburg seit Jahren mit einem Negativpreis. Auch aktuell suchen die Verbraucherschützer wieder die „Mogelpackung des Jahres 2022“. Noch bis zum 22. Januar kann jeder und jede online ihre Stimme abgeben. Nominiert hat die Verbraucherzentrale Hamburg fünf Kandidaten – darunter bekannte Naschereien wie Haribo Goldbären und Pringles-Chips. Die Liste geht auf Hinweise und Beschwerden des vergangenen Jahres zurück.
„Shrinkflation“ nimmt weiter zu
Die Verbraucherschützer berichteten von so vielen Hinweisen zu versteckten Preiserhöhungen „wie nie zuvor“. Was ankomme, sei vermutlich aber nur „die Spitze des Eisbergs“. Neben Markenartikeln waren demnach zuletzt auch immer öfter Handelsmarken betroffen. Die Verbraucherschützer fordern, dass hierzulande Füllmengenreduzierungen nur unter konkreten rechtlichen Vorgaben erlaubt sein sollten.
Nominiert ist zum eine Margarine Rama vom Hersteller Upfield. Das Streichfett gibt es seit vergangenem Jahr bei meist gleichem Preis und identischer Packungsgröße zu 400 Gramm – vorher waren 500 Gramm im Becher. Die versteckte Preiserhöhung betrage so 25 Prozent. Zudem werde für 1000 Tonnen Rama nun eine halbe Million mehr Becher benötigt, kritisierte die Verbraucherzentrale. Upfield begründete den Schritt unter anderem mit „dramatischen Kostensteigerungen in unserer gesamten Lieferkette, einschließlich unserer Rohstoffe“. Die Änderung sei auf den Packungen erkennbar und zudem werde nur eine unverbindliche Preisempfehlung ausgesprochen – der endgültige Verkaufspreis liege „im Ermessen des jeweiligen Einzelhändlers“.
Haribo, Pringles und Leerdammer dabei
Ebenfalls auf die Liste hat es der Leerdammer Käse von Lactalis geschafft. In der Packung Leerdammer Original sind statt 160 Gramm nur noch 140 Gramm – zugleich kostete das Produkt zuletzt auch mehr, sodass sich Preiserhöhungen von bis zu 43 Prozent ergaben, wie die Verbraucherzentrale mitteilte. Vergleichsangaben zum vorherigen Packungsinhalt fehlten. Auch andere Leerdammer-Produkte des Herstellers seien betroffen. Lactalis verwies auf die „dramatisch angestiegenen Milchpreise“, welche die Produktion verteuert hätten.
Ebenfalls nominiert wurde die Chipsmarke Pringles. Der Hersteller Kellogg habe „klammheimlich“ die Füllmenge von 200 Gramm auf 185 Gramm reduziert – bei gleicher Packungsgröße. Die neue Füllmenge stehe „nur im Kleingedruckten“. Zugleich seien vielerorts die Preise erhöht worden, sodass sich Anstiege um bis zu 25 Prozent ergeben. Auch weitere Sorten der Marke seien betroffen. Kellogg reagierte wie folgt: „Hin und wieder passen wir unsere Verpackungsgrößen und -formate an, um sicherzustellen, dass wir die richtige Packungsgröße für die unterschiedlichen Vertriebskanäle und Essgewohnheiten der Verbraucherinnen und Verbraucher haben.“
Haribo begründet Schritt mit Preiserhöhungen
Bei den Goldbären von Haribo schrumpfte der Inhalt von 200 auf 175 Gramm pro Tüte – bei gleichem Preis eine Erhöhung von 14 Prozent. Haribo verkleinerte dabei die Beutel und informiert auf seiner Website darüber – dadurch werde die Änderung transparenter, erklärten die Verbraucherschützer. Jedoch falle der direkte Vergleich schwer. Auch Haribo begründete den Schritt, der noch viele weitere Produkte betrifft, mit Kostenerhöhungen „in einem nie gekannten Ausmaß“ etwa für Inhaltsstoffe, Verpackungsmaterial und Energie.
Nicht zuletzt steht der Wasserenthärter Calgon von Reckitt Benckiser auf der Liste. Hier verspricht der Hersteller mehr Waschladungen pro Packung – für den gleichen Härtegrad sind nach der Dosierempfehlung des Herstellers allerdings bis zu 42 Prozent mehr Pulver notwendig. Reckitt Benckiser verwies auf die nötige Umsetzung einer EU-Richtlinie bezüglich der Rezeptur des Pulvers. (jpc/afp)