Wie funktioniert eigentlich die Geräuschunterdrückung von In-Ear-Kopfhörern und welche sind die besten Geräte? Unser Technik-Experte weiß mehr.
Mit Noise CancellingWorauf es bei In-Ear-Kopfhörern ankommt – Vier Geräte im Test
Endlich geht es wieder raus ins Freie. In der Großstadt kommt da schnell der Wunsch nach etwas mehr Ruhe auf – zum ungestörten Musikhören oder um im Straßencafé einem Hörbuch zu lauschen. Das Zauberwort heißt „Active Noise Cancellation“, kurz ANC.
Die „aktive Lärmunterdrückung“ bei im Ohr getragenen Kopfhörern ist ein kleines technisches Wunderwerk. Da sie, anders als über dem Ohr getragenen Modelle, kaum Möglichkeiten haben, den Lärm zu dämmen, also „passiv“ abzuhalten, setzen sie auf einen physikalischen Trick. Die Ohrstecker besitzen spezielle Mikrofone, die intelligent auf die Umgebung reagieren. Abgestimmt auf die Geräusche von außen, geben die Kopfhörer phasenversetzt Schallwellen ab. Das Aufeinandertreffen beider Geräuschpegel erzeugt etwa nicht mehr Lärm, sondern ganz im Gegenteil: Ruhe.
Das klappte im Test verblüffend gut, sodass ich selbst beim Staubsaugen problemlos ein Hörbuch hören konnte. Es funktionierte sogar fast zu gut, denn im Glauben, der Sauger sei gar nicht an, betätigte ich mehrfach unnötigerweise den Ein-Aus-Schalter.
Aurvana Ace und Aurvana Ace 2 von Creative
Das Testgerät in diesem Fall: Die In-Ear-Kopfhörer Aurvana Ace 2 von Creative für rund 180 Euro. Das ausgefallene Design mit transparenter Ladebox und kupferglänzender Innenseite muss man mögen. Ansonsten sind die fast baugleichen Aurvana Ace in mattschwarz erhältlich. Die Ohrstecker beider sind nach IPX5 gegen Feuchtigkeit geschützt, eignen sich also auch für den Einsatz beim Sport. Ich rate aber dringend dazu, beim Radfahrer und Joggen den „Ambient Mode“ an und ANC auszuschalten, da man sonst gefährlich wenig vom Verkehr mitbekommt!
Der Wechsel klappt durch zweimaliges Antippen des linken Ohrsteckers sehr leicht. Mit dem rechten passt man die Lautstärke an. Im Ambient Mode ist man – so zumindest meine Erfahrung beim Test – sogar etwas hellhöriger als normalerweise, was an den erwähnten Mikrofonen liegen mag. Die Akkus halten bei den Ace-2-Steckern etwa sechs Stunden durch, in der Ladebox ist genug „Saft“ für vier Ladungen. Das gilt allerdings nur, wenn ANC nicht eingeschaltet ist, sonst reduziert sich die Laufzeit um etwa ein Drittel.
Die kabellose Verbindung per Bluetooth 5.3 ist sehr zuverlässig und stabil, der Sound überragend. Die Ace 2 verfügen außerdem über eine Technik namens „Clear Voice Capture“ (CVC). Im Gegensatz zu ANC ist das eine Softwarelösung, die dafür sorgt, dass man bei Telefonaten vom Gesprächspartner besser gehört wird. Beim rund 30 Euro günstigeren Ace-Modell muss man darauf aber verzichten.
LinkBuds S von Sony
Der Sound ist auch bei den LinkBuds S von Sony ausgezeichnet. Und das, obwohl die „Treiber“, also die schallerzeugenden Membranen, nur halb so groß sind wie bei den Ace-Steckern. Auch die LinkBuds besitzen einen ANC-Modus und bringen es – ohne dass dieser Modus aktiviert ist – auf maximal sieben Stunden Laufzeit. Ein Vorteil gegenüber den Creative-Kopfhörern ist die App, mit der sich der Klang nach Bedarf anpassen lässt. Allerdings sind sie nur nach IPX4 gegen beim Sport vergossenen Schweiß geschützt, also nicht ganz so feuchtigkeitsresistent wie IPX5-Geräte. Dafür sind sie auch um rund 50 Euro günstiger als die Ace 2.
Zen Air Dot von Creative
Apropos Preis. Von Creative gibt es unter dem Namen Zen Air Dot auch ein Budget-Modell für rund 40 Euro mit IPX4 und „ENC“, was so viel heißt wie „Enviromental Noise Cancellation“, zu Deutsch „Umgebungsgeräuschunterdrückung“. Die Ähnlichkeit zu ANC ist groß, doch geht es – vereinfacht gesagt – bei ENC mehr um die Audioqualität beim Telefonieren. Im Test war der damit erzielte Effekt längst nicht so beeindruckend wie bei den Ace-Modellen. Der Sound ist okay, kann aber mit den Ace-Kopfhörern oder denen von Sony bei weitem nicht mithalten. Aber irgendwo muss der deutliche Preisunterschied ja auch herkommen.