Langfristig sollen Parkscheinautomaten in Köln abgeschafft werden. Doch so einfach ist es gar nicht, per App zu zahlen, sagt unsere Autorin.
Parken in KölnIch habe per App bezahlt und ein Knöllchen bekommen – Wie kann das sein?
Wir haben sie aus dem Urlaub mitgebracht: Mehrere Apps auf dem Handy, mit denen man das Parken bezahlen kann. In Schweden kann man den Parkschein nämlich nur noch digital lösen. Und weil wir das – nach ersten Unsicherheiten – ganz schön praktisch fanden, fragten wir uns, ob wir nicht auch zu Hause in Köln per App bezahlen können. Konnten wir. Nur leider bekamen wir dafür trotzdem ein Knöllchen. 20 Euro fürs „Parken ohne gültigen Parkschein“ sollten wir blechen, obwohl wir doch bezahlt hatten. Wir waren sauer. Und hakten bei der Stadt Köln nach.
Kann man in Köln per App parken?
Die wichtigste Antwort zuerst: Ja, in Köln kann man per App bezahlen. Sechs Parkapps gibt es in Deutschland, sie heißen Easypark, Yellowbrick, Mobilet, Paybyphone, Parkster und Parco. Und sie alle können in Köln genutzt werden. In Düren, Pulheim und Bonn übrigens auch. Die Apps haben sich in der Initiative „smartparking“ zusammengeschlossen. Auf deren Homepage findet man einen Überblick dazu, in welcher Stadt man welche Apps nutzen kann.
Wie funktionieren die Parkapps?
Die Funktionsweise der verschiedenen Apps ist relativ ähnlich: Man lädt die App herunter, registriert sich mit seinen Zahlungsdaten und dem Kennzeichen des Autos. „Easypark“ ist laut ADAC die am weitesten verbreitete App in Deutschland. Vor einigen Jahren fusionierte sie mit Park Now. Es gibt sie auch in mehr als 20 anderen Ländern – auch in Schweden natürlich. Will man den Parkschein lösen, wählt man in der App den Standort aus und gibt den Parkzonen-Code ein. Dieser Code bezeichnet sozusagen den Parkplatz, die Nummer findet man in der App, aber auch auf dem Parkplatz. Dann dreht man in der App an einem Rädchen, stellt so die gewünschte Parkdauer ein und drückt auf „Start“. Fertig.
Die App bietet sogar die Möglichkeit, die Parkdauer zu verkürzen oder zu verlängern – wieder, indem man am Rädchen dreht. Besonders praktisch: Easypark und einige andere Apps rechnen minutengenau ab. Man zahlt also nur die Zeit, die man wirklich geparkt hat und nicht für ein vom Parkautomat vorgegebenes Zeitfenster. Nachteil: Bis auf „Parkster“ verlangt jede App für ihre Dienste eine Servicegebühr – bis zu 25 Prozent des Parkpreises kann die kosten, hat der ADAC ausgerechnet. Und ein weiterer Nachteil: Wie bei allen Medien in der digitalen Welt können auch Parkapps gehackt werden – so geschehen just bei Easypark Ende des vergangenen Jahres.
Woher weiß das Ordnungsamt, dass ich einen digitalen Parkschein habe?
Klar, wer seinen Parkschein analog am Automaten kauft, legt ihn unter die Windschutzscheibe – und das Ordnungsamt weiß Bescheid. Woher aber weiß es, dass ich digital bezahlt habe? „Die Mitarbeitenden der Verkehrsüberwachung haben auf ihren Diensthandys eine Software installiert, mit der sie alle gängigen Parkscheine, die per App gelöst wurden, kontrollieren können“, erklärt Robert Baumanns von der Pressestelle der Stadt Köln. Die Kontrolle erfolge über das Kennzeichen. Dieses können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entweder per Smartphone scannen oder händisch eingeben. „Unmittelbar nach der Eingabe erfolgt eine automatische Abfrage in einem zentralen Portal im Internet. Wenige Sekunden nach der Abfrage wird den Mitarbeitenden angezeigt, ob ein Parkschein gelöst wurde oder ein Recht auf Anwohnerparken besteht.“ Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. War es dann ja auch.
Was bitteschön ist eine Parkapp-Plakette?
Um dem Ordnungsamt die Arbeit ein wenig zu vereinfachen, empfehlen die Anbieter der Apps, eine Plakette ihres Unternehmens ins Auto zu legen. Weil wir so eine Plakette natürlich nicht dabei hatten, haben wir einen handschriftlichen Zettel deponiert, der besagte, dass wir per App bezahlt haben. Das half offenbar nicht. Müssen wir uns nun also die sechs Plaketten der entsprechenden Parkapps ausdrucken und diese gut sichtbar an unserer Windschutzscheibe befestigen, fragte ich die Stadt Köln ein wenig provokant. Nein, die Kontrolle der Kennzeichen erfolge auch ohne Hinweis auf eine Vignette, sagt Robert Baumanns.
Nichtsdestotrotz klemmte bei unserer Rückkehr ein kleiner weißer Zettel unter dem Scheibenwischer. Es könne zu Übertragungsfehlern bei der Kontrolle oder beim Abruf der Parkdaten kommen, so die Stadt Köln. Wenige Tage später erhielten wir das offizielle Schreiben mit der Aufforderung, das Verwarngeld zu bezahlen. Wir legten Widerspruch ein und hängten einen Screenshot von besagtem Parkschein in der App an – per Mail. Die automatisierte Antwort flatterte postwendend ins Postfach: Widerspruch müsse man postalisch einlegen. Robert Baumanns von der Stadt Köln konkretisiert: „Man kann den Widerspruch auch per Mail einreichen. Der Mail selbst muss dann allerdings eine qualifizierte elektronische Signatur beigefügt sein oder die elektronische Übersendung erfolgt per De-Mail mit Absenderbestätigung.“
Schafft die Stadt Köln die Parkscheinautomaten ab?
Nun fragen Sie sich vielleicht – und zwar völlig zurecht: Warum tut man sich das an? Ist es nicht doch einfacher, nach Kleingeld zu kramen und den Parkschein am Automaten zu lösen? Oder direkt mit dem Handy per SMS oder Anruf zu bezahlen? Das fragen wir uns auch. Tatsache jedoch ist, dass die Stadt Köln langfristig plant, das analoge Bezahlen des Parkscheins abzuschaffen. „Der Ratsbeschluss zum ‚Masterplan Parken‘ sieht perspektivisch eine rein digitale Abwicklung der Parkgebührenentrichtung vor und somit perspektivisch auch den Abbau der Parkscheinautomaten“, erklärt Robert Baumanns.
Über den genauen Zeitraum kann die Stadt indes keine Aussage machen, man prüfe die Umsetzung, auch auf ihre rechtliche Umsetzbarkeit hin. Aber falls Sie jetzt anfangen, sich Sorgen zu machen, weil Sie solche Apps nicht oder nicht gerne nutzen, kann ich entwarnen: Aus „bundesrechtlichen Gründen“ sei ein kompletter Verzicht auf Parkscheinautomaten zurzeit noch gar nicht möglich, so Baumanns. Und unserer privaten Erfahrung nach scheint der Weg zum rein digitalen Parkschein sowieso noch recht weit zu sein.
Mussten wir das Knöllchen bezahlen?
Wir haben unser Knöllchen natürlich nicht bezahlt. Und wir haben auch keine Mail mit elektronischer Signatur geschrieben. Stattdessen haben wir es auf die altmodische Weise gelöst und den entsprechenden Mitarbeiter der Stadt Köln auf seinem Festnetz-Anschluss während seiner sehr kurzen Bürozeit angerufen. Er war sehr kooperativ, akzeptierte den Screenshot und legte den Fall zu den Akten. Wenige Wochen später flatterte wieder ein Schreiben in den Briefkasten. Das Verfahren sei jetzt eingestellt, war dort zu lesen. Schöne, bürokratische, analoge Köln-Welt.