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Ramadan10 Dinge, die Sie über den islamischen Fastenmonat wissen sollten

Lesezeit 5 Minuten
Moschee in Köln in der Abenddämmerung

Das Fasten im Ramadan beginnt täglich mit der Morgendämmerung, also lange vor Sonnenaufgang und es endet direkt nach Sonnenuntergang – fast wie Intervallfasten.

Mit der Morgendämmerung des 11. März 2024 startet der Ramadan. Was das für die Fastenden bedeutet und wie man ihnen eine Freude bereitet.

Es ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders, der in diesen Tagen anbricht. Mit ihm beginnt für Millionen von Musliminnen und Muslimen weltweit der alljährliche heilige Fastenmonat, Ramadan genannt. Auch zahlreiche gläubige Kölnerinnen und Kölner verzichten ab Montagmorgen für rund einen Monat auf Nahrung und Flüssigkeiten, zumindest tagsüber. Was viele nicht wissen: Rauchen und Sex sind in dieser Zeit ebenfalls tabu.

Doch was steht eigentlich hinter dem Ramadan, wie können nichtmuslimische Menschen Fastenden begegnen und ist die Zeit des Verzichts wirklich so schlimm, wie Laien sie sich vorstellen? Über die zehn wichtigsten Fragen klären uns Alihan Güneş vom Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) in Köln und der Bonner Religionspädagoge Bernd Ridwan Bauknecht auf.

1. Was ist der Ursprung des Ramadan und warum wird in dieser Zeit gefastet?

Der Ramadan ist nicht nur der neunte Monat im islamischen Mondkalender, sondern hat für Gläubige eine besondere Bedeutung: Er erinnert an die Offenbarung des Korans an den Propheten Muhammad und steht für eine Zeit der Reflexion, Versöhnung und Solidarität.

Als eine der fünf Grundsäulen des Islam gehört das Fasten im Ramadan zu den Hauptpflichten von Musliminnen und Muslimen, genauso wie etwa Beten oder die Pilgerfahrt nach Mekka. Durch Selbstbeherrschung und Verzicht sollen sich Fastende auf das Wesentliche konzentrieren, zur Besinnung kommen sowie Körper und Seele reinigen. Außerdem gehören in diesem Monat intensives Beten, das Lesen des Korans und die Teilnahme an religiösen Predigten zum Alltag der Gläubigen dazu.

2. Warum findet Ramadan jährlich zu einem anderen Zeitpunkt statt?

Ramadan richtet sich nach dem islamischen Mondkalender, der sich, wie es der Name schon sagt, an den Mondphasen orientiert. Dadurch haben die Monate jeweils nur 29 oder 30 Tage, aufs Jahr hochgerechnet sind das 354 Tage. Aus diesem Grund wandert der Ramadan jedes Jahr elf (oder zehn) Tage im Kalenderjahr nach vorne und beginnt mit dem Erscheinen der Mondsichel im neunten Monat des Mondkalenders, in diesem Jahr also in der Nacht vom 10. auf den 11. März.

3. Welche Regeln müssen Gläubige im Fastenmonat beachten?

Der Ablauf wird aus den religiösen Quellen, dem Koran und den Hadithen, den Überlieferungen der Gefährten des Propheten Muhammad, abgeleitet. Das Fasten beginnt täglich mit der Morgendämmerung, also lange vor Sonnenaufgang und es endet direkt nach Sonnenuntergang – fast wie Intervallfasten. Um die Zeiten auch wirklich einzuhalten, helfen minutengenaue Pläne im Internet, die auf den jeweiligen Ort angepasst sind. Am Montag, 11. März, beginnt das Fasten in Köln demnach um 5.05 Uhr morgens und endet abends um 18.30 Uhr.

4. Was hat es mit den Begriffen „Iftar“ und „Sahur“ auf sich?

Unter „Iftar“ wird das möglichst gemeinschaftliche Fastenbrechen – zum Beispiel im Kreise der Familie, mit Bekannten oder auch in der Gemeinde in Moscheen – nach Sonnenuntergang verstanden. Nach der langen Durst- und Hungerstrecke starten die Gläubigen meist mit etwas Leichtem: klassischerweise Datteln, aber auch Brot, Wasser oder Milch. Danach gibt es eine richtige Mahlzeit. Überfressen sollte man sich trotzdem nicht. „Das Fasten wird dadurch am nächsten Tag nur erschwert“, sagt Bernd Ridwan Bauknecht.

Am nächsten Morgen stehen viele dann schon vor der Morgendämmerung auf, um noch eine Kleinigkeit, „Sahur“ genannt, vor Sonnenaufgang zu sich zu nehmen, bevor der nächste Fastentag anbricht.

5. Wie wirkt sich das strenge Fasten auf die Gläubigen aus?

„Grundlegend und existentiell“, sagt Bauknecht. Zu Beginn der Fastenzeit wirbele einen der Verzicht ordentlich durcheinander, bis man sich nach wenigen Tagen an den neuen Modus des Alltags gewöhnt. „Oft fühlt man sich lebendiger und ist in vielen Phasen konzentrierter“, so Bauknecht.

6. Wer ist vom Fasten ausgenommen?

Gesundheit geht immer vor, lautet hier das Credo. Kranke, schwangere und stillende Frauen sowie Ältere müssen nicht fasten, genauso wenig wie Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden. „Gott will, dass ihr Erleichterung habt, und will nicht, dass ihr Härte erleidet“, heißt es in der zweiten Sure (Kapitel) des Korans, in der das Fastengebot thematisiert wird. Allerdings können die versäumten Fastentage nachgeholt werden, wenn es einem wieder besser geht.

Auch Kinder müssen nicht fasten, viele beginnen damit ab der Pubertät. Doch die Jüngeren eifern ihren Eltern gerne nach, sagt Bauknecht. „Nach 20 Jahren Erfahrung als Lehrer für islamischen Religionsunterricht kann ich aber sagen, dass Eltern damit verantwortungsbewusst umgehen.“ Es gebe dann abgespeckte Versionen, bei denen Kinder nur für eine bestimmte Zeit fasten, zum Beispiel bis zum Mittagessen oder an einzelnen Daten, wenn die Tage nicht zu lang sind.

7. Was sind die gängigsten Grußworte während des Ramadan?

Am Anfang des Ramadan sagen viele nach der Begrüßung „Ramadan karim“, was mit „gesegneter“ oder „froher“ Ramadan übersetzt werden kann.

8. Wie können Nichtmusliminnen und Nichtmuslime Fastende während des Ramadan unterstützen?

„Sich darauf einlassen. Unvoreingenommenes Interesse und weniger Vorbehalte äußern“, empfiehlt Bauknecht. Das sagt auch Alihan Güneş: „Das Anerkennen, dass ein Muslim seine religiösen Verpflichtungen erfüllt, kann bereits eine Form der Unterstützung sein.“

Im Modus des Fastens seien viele ganz bei sich, Heißhungerattacken seien selten. Die meisten Musliminnen und Muslime störe es daher nicht, wenn andere in ihrer Nähe essen und trinken. „Es wäre auch vermessen, so etwas einzufordern“, sagt Bauknecht.

„Sich darauf einlassen. Unvoreingenommenes Interesse und weniger Vorbehalte äußern.“
Bernd Ridwan Bauknecht, Publizist und Dozent im Bereich Islam und Religionspädagogik

Entgegenkommen könne man Fastenden aber trotzdem, ob am Arbeitsplatz oder in der Schule. Zum Beispiel, indem bei Schichtarbeit die Arbeit während der nächtlichen Stunden für ein kurzes Fastenbrechen unterbrochen werden darf. Oder im Sportunterricht: Unterstützen können Lehrende ihre Schülerinnen und Schülern schon dann, wenn sie in dieser Zeit nicht die härtesten Übungen des Schuljahrs einfordern oder aber kleine Pausen erlauben, eine kurze Auszeit auf der Bank zum Beispiel.

9. Können nichtmuslimische Menschen an Veranstaltungen im Ramadan teilnehmen?

„Klar“, sagt Bauknecht. „Muslime freuen sich, wenn Nichtmuslime teilnehmen.“ Vor genau diesem Hintergrund werden auch öffentliche Iftar-Veranstaltungen organisiert, an der alle teilnehmen können.

10. Wie endet der Ramadan?

Nach dem Ramadan kehren Gläubige nicht direkt in den Alltag zurück – erst wird gefeiert. Das dreitägige Fest des Fastenbrechens, auch „Eid-al-Fitr“ genannt und im Volksmund manchmal unter „Zuckerfest“ bekannt, beginnt im neu angebrochenen Monat, in der Regel nach Sonnenaufgang, mit einem gemeinsamen Festgebet in den Moscheen oder im Freien. Danach gibt es Gratulationen sowie gegenseitige Besuche. Und natürlich darf das aufwendig vorbereitete Festtagesessen nicht fehlen.