Köln – Reisen ist in Zeiten der Pandemie schwierig geworden. Vorschriften und Regeln können sich in wenigen Tagen ändern – je nach Infektionsgeschehen vor Ort. Zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr saßen viele Weltenbummler in fernen Ländern fest, wurden zum Teil durch die Bundesregierung zurück nach Hause gebracht. Von 195 Ländern auf der Welt, stehen bald alle Länder oder einzelne Regionen auf der Liste der Risikogebiete, die durch Robert Koch-Institut und das Auswärtige Amt ausgegeben wird. In manchen beliebten Urlaubszielen wie Ägypten, Indien oder Costa Rica besteht bereits seit Juni ein erhöhtes Risiko sich mit Covid-19 zu infizieren. Auch für deutsche Urlauber ist es in diesem Winter nicht möglich, ohne Auflagen in alle Staaten einzureisen – in den Niederlanden, Großbritannien oder Island müssen sie zum Beispiel in Quarantäne.
Doch auch schon vor der Pandemie waren Touristen gerade bei Reisen in ferne Länder gewissen Risiken ausgesetzt. Unsichere politische Lagen, Konflikte, Naturkatastrophen oder andere Krankheiten jenseits von Covid-19. Wie hoch die Risiken in bestimmten Ländern sind, darüber informiert die „Travel Risk Map“. Die Karte wird jedes Jahr von den Sicherheitsdienstleistern „International SOS“ und „Control Risks“ herausgegeben. Wie wahrscheinlich sind Naturkatastrophen? Wie ist die medizinische Lage und die Verkehrssituation? Gibt es politische Unruhen oder gar Kriege in einem Land? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich die Experten jedes Jahr aufs Neue und veröffentlichen die Ergebnisse in einer Weltkarte.
Sars-CoV-2 hat Einfluss auf die Analyse
Die Einschätzungen der „Travel Risk Map“ richten sich zwar hauptsächlich an Geschäftsreisende und Unternehmen, sie kann aber auch Urlaubern für ihre Planung helfen. In diesem Jahr ist die Untersuchung um die Auswirkungen von Covid-19 erweitert worden. In der Umfrage gaben rund 1400 Fachleute, die für Geschäftsreisen verantwortlich sind, an, dass die Sicherheits- und Gesundheitsrisiken für ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf Geschäftsreisen um 79 Prozent gestiegen sind. Die Risiken für Reisen werden durch Covid-19 so hoch eingeschätzt wie seit 2016 nicht mehr. Wie genau sich das Virus im Detail auf Reisen und deren Sicherheit auswirkt, haben die Experten in einer „Covid-19 Impact Map“ dargestellt. Die Risiken werden von „sehr niedrig“ bis „sehr hoch“ bewertet. Derzeit wird nur in Georgien das Risiko als „sehr hoch“ eingestuft und macht Reisen für Geschäftsleute dorthin quasi unmöglich. In Neuseeland, Tansania und Nicaragua herrscht ein „sehr niedriges“ Risiko.
Doch neben Covid-19 sollten nach Einschätzung der Experten andere Risiken nicht in Vergessenheit geraten, denn Konflikte oder politische Unruhen sind weiterhin ein großes Sicherheitsrisiko. „Die Lage, was Sicherheitsrisiken angeht, hat sich durch Covid-19 nicht verändert. Zu den gefährlichsten Ländern zählen weiterhin Afghanistan oder der Irak“, erklärt Martin Bauer, regionaler Sicherheitsmanager bei „International SOS”. Die Pandemie wirke sich in Bezug auf die Sicherheit nicht negativ auf bestehende Krisen aus. „Der Krieg im Jemen beispielsweise ist durch Covid-19 nicht schlimmer geworden, die globale Pandemie hat aber auch nicht dazu geführt, dass Attacken oder Angriffe pausiert worden wären. Es herrscht durch die Pandemie noch eine weitere Bedrohung, die im Hintergrund dazu kommt.“
Wie hoch das Sicherheitsrisiko eines Landes ist, kategorisieren die Experten von „unerheblich“ bis „extrem hoch“. Hier ein Überblick:
Länder mit einem „unerheblichen“ Sicherheitsrisiko
Die sichersten Länder befinden sich fast alle in Europa: Dänemark, Norwegen, Finnland, Luxemburg, Schweiz, Slowenien, Island und der Zwergstaat Andorra. Auch das Sicherheitsrisiko in Grönland schätzen die Experten als „unerheblich“ ein.
Länder mit einem „niedrigen“ Sicherheitsrisiko
Fast alle anderen Länder in Europa haben ein niedriges Sicherheitsrisiko, eine Ausnahme bilden der Kosovo, die Ukraine und Kaliningrad. Für Kanada und die USA werten die Experten das Risiko als „niedrig“. Das gilt auch für Länder in Süd- und Mittelamerika, wie etwa Panama, Paraguay, Uruguay, Argentinien, Chile, Ecuador, Suriname, Costa Rica, Französisch-Guayana, Puerto Rico und Kuba.
Sambia, Namibia, Gabun, Ghana, Marokko, Ruanda, Benin, Malawi, Botswana und der Senegal werden von den Ländern des afrikanischen Kontinents mit einem „niedrigen“ Sicherheitsrisiko eingestuft. In Asien sind es unter anderem China, Malaysia, Südkorea, Japan, Australien, Neuseeland, Usbekistan, Thailand, Vietnam, Brunei, Jordanien, Vereinigten Arabischen Emirate und der Oman.
Länder mit einem „mittleren“ Sicherheitsrisiko
Russland ist das größte Land, dessen Sicherheitsrisiko von den Experten als „mittleres“ eingestuft wird. Das gilt auch für beliebte Urlaubsländer wie die Türkei, Saudi Arabien, Indien, Südafrika, Brasilien und Indonesien. Auch Nordkorea erhält diese Bewertung. In Europa sind es die Ukraine, der Kosovo und Kaliningrad. Der Iran wird von den Experten nun auch auf ein „mittleres“ hochgestuft. Auf dem afrikanischen Kontinent haben unter anderem der größte Teil von Madagaskar, Südafrika, Simbabwe, Tansania, Mosambik, Uganda, Äthiopien, Eritrea ein „mittleres“ Sicherheitsrisiko. Niger zählt nun auch zu diesen Staaten.
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Länder mit einem „hohen“ Sicherheitsrisiko
In Teilen von Ägypten und Mexiko setzen sich Urlauber einem „hohen“ Risiko aus. Das gilt auch für den Grenzregionen von Kolumbien und Equador, Venezuela, dem Kongo, Burkina Faso und einen Teil von Madagaskar.
Länder mit einem „extrem hohen“ Sicherheitsrisiko
Ein extrem hohes Sicherheitsrisiko herrscht in Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan, Libyen, Syrien, Mali, Somalia, Jemen, Südsudan und in Teilen von Irak. Auch um Lugansk und Donezk in der Ukraine ist das Risiko „extrem hoch“. (rha)