Köln – Experten sind sich einig, dass Phänomene wie Starkregen, Hochwasser und sintflutartige Regenfälle in Zukunft zunehmen werden. Vor allem vor starkem Regen wird öfter gewarnt. Kommt er in Massen, wird er auch für Häuser zur Gefahr. Aber: „Gegen heftigen Starkregen, der dafür sorgt, dass das Wasser auf der Straße überläuft und in die Gärten und Häuser fließt, kann man etwas tun", sagt Henning Werker, Leiter der Hochwasserschutzzentrale und Bereichsleiter Planung und Bau bei den Kölner Stadtentwässerungsbetrieben (Steb). „Das kommt im Schnitt alle zehn Jahre vor.“
Der Schutz des eigenen Hauses besteht dann aus zweierlei Maßnahmen: Zum einen soll verhindert werden, dass das Wasser direkt eindringen kann. Zum anderen besteht die Gefahr einer überlasteten Kanalisation, was dazu führen kann, dass Wasser indirekt in das Haus kommt. Wir erklären, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um das eigenen Haus auf größere Regenfälle vorzubereiten.
Schon beim Bau genau planen
Die Frage nach dem Schutz vor großen Wassermengen fängt beim Bau an. Dabei gilt die einfache Regel: Je höher das Haus steht, desto geschützter ist es. Dennoch ist jede Schutzmaßnahme immer von der jeweiligen Gebäudesituation abhängig. „Wer unsicher ist, sollte von einem Installateur die Hausentwässerung überprüfen lassen“, sagt Werker.
Steht das Haus oder die Wohnung an einer Muldenlage oder einem Hang, ist es in der Regel stärker gefährdet. In diesem Fall kann man sogenannte „Versickerungsmulden“ schaffen. Sie sehen aus wie eine Wanne im Boden. So kann das Wasser besser auf dem Grundstück verteilt werden, was die Gefahr zumindest etwas entschärft, denn nun kann es großflächiger versickern oder weggeleitet werden. Ebenfalls helfen können Mauern oder Zufluss-Sperren.
Beim Bau sollte man außerdem darauf achten, so wenig Fläche wie möglich zu betonieren oder zu asphaltieren. Je mehr Fläche versiegelt ist, desto schlechter kann das Wasser versickern.
Haus- und Garageneingänge erhöhen
Die Haustür sollte nach Möglichkeit über eine Stufe oder eine kleine Rampe verfügen, erklärt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf seiner Homepage. Wenn sie ebenerdig liegt, kann das Wasser leichter in das Gebäude eindringen. Auch die Oberkanten von Kellertreppen oder Lichtschächten ragen im Idealfall mindestens zehn bis 15 Zentimeter aus dem Boden heraus. Solche Aufkantungen lassen sich auch bei bereits gebauten Häusern noch problemlos nachträglich anbringen. Sofern dies nicht möglich ist, können Lichtschächte auch mit speziellen Deckeln oder Glasbausteinen wasserdicht verschlossen werden.
Auch tiefer liegende Garagen können gefährlich sein. „Bei Garagenzugängen, die unterhalb des Straßenniveaus liegen, empfiehlt es sich, kleine Schwellen zu setzen, damit das Wasser erst einmal zur Seite fließen kann“, sagt Werker.
Fenster und Türen abdichten
Undichte Stellen am Haus ermöglichen den Wassermassen, in das Haus einzudringen. Um das zu verhindern, empfiehlt der GDV, dass tief liegende Fenster oder Türen möglichst druckwasserdicht sind. Auch die Durchlässe für Strom-, Gas-, oder Telefonleitungen sowie Heizungsrohre sollte der Installateur mit Dichtungsmaterial gut verschließen. An den Außenwänden sind vor allem die Sockelbereiche gefährdet. Um sie wasserdicht zu bekommen, sind zum Beispiel Steinzeugfliesen denkbar, wenn sie fugendicht angebracht werden. Allerdings müssen die Abdichtungen regelmäßig gewartet werden.
Gerade bei Bestandsbauten ist die Abdichtung der Gebäudehülle oft einfacher und kostengünstiger umzusetzen als nachträglich angebrachte Aufkantungen oder aufwändige Geländemodellierungen.
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Rückstauklappen einbauen und warten
Rückstauklappen verhindern das indirekte Eindringen von Wasser. Das kann bei einem sogenannten „Kanalrückstau“ passieren. „Kanalrückstau entsteht, wenn der Wasserstand im Kanalnetz und in der Hausanschlussleitung ansteigt. Das Wasser drückt aus dem öffentlichen Kanalnetz in die Hausanschlussleitungen zurück. Der Wasserstand kann bis zur Höhe der Gullys ansteigen. Tief liegende Räume, die nicht gegen Rückstau gesichert sind, können durch Bodenabläufe, Waschbecken und andere Öffnungen überflutet werden“, erklärt Werker. Wer ungenutzte Abläufe hat, sollte diese verschließen lassen, empfiehlt er.
Sogenannte Rückstauverschlüsse sollen das Überfluten verhindern. Sie sind vorgeschrieben, sofern Toiletten oder Gullys unterhalb der Straßenöffnungen liegen. Zahlen der Steb zeigen allerdings, dass ein Großteil der Meldungen von vollgelaufenen Kellern in Köln auf fehlende Rückschlagklappen zurückgehen.
Wichtig ist, dass die Rückstauklappen regelmäßig gewartet werden. Die Verbraucherzentrale NRW warnt zudem davor, Feuchttücher, Tampons, Slipeinlagen, Windeln, Essensreste, Haare oder Putzlappen in der Toilette zu entsorgen. Dadurch verstopfe der Rückstauschutz und funktioniere in der Folge nicht mehr richtig.
Heizöltank fixieren, Chemikalien aus dem Keller räumen
Ein Problem in einem mit Wasser vollgelaufenen Keller ist der Heizöltank. Dieser muss gegen Auftrieb gesichert sein, an Anschlüssen und Öffnungen darf kein Wasser eintreten können. Am besten ist der Heizöltank fest im Boden verankert oder mit Ballast beschwert, damit er nicht umfallen kann. Das Kommunale Netzwerk Abwasser warnt vor dem Austritt von Heizöl, das in das Mauerwerk eindringen kann. Die Folge seien aufwendige Sanierungsmaßnahmen – und schlimmstenfalls der Abriss des Gebäudes.
Da es grundsätzlich schwer zu prognostizieren ist, wann die Wassermassen genau kommen, sollte man sich schon vorher genau überlegen, was man überhaupt im Keller aufbewahrt. „Wer immer wieder feuchte Stellen an Kellerwänden hat, sollte diese Stellen nicht mit Möbeln zustellen, um nicht auch noch Schimmelbildung zu begünstigen“, sagt Werker. Auch Chemikalien oder andere gefährliche Stoffe sollten an einem Ort gelagert werden, der nicht direkt vom Wasser erreicht werden kann.
Allgemein ist der Keller bei Hochwasser ein gefährlicher Ort. Georg Johann, Geschäftsführer des Hochwasser Kompetenz Centrums, erklärte im SWR, dass Menschen während eines Hochwassers oft in Kellern oder Tiefgaragen sterben, weil sie nicht mehr rechtzeitig herauskommen. Zusätzliche Gefahr drohe, wenn der Pegelstand die Steckdosen erreicht. Dann könne es einen Stromschlag geben. Deswegen sollte man den Strom ausschalten, sofern sich der Stromkasten an einem sicheren Ort befindet.
Wasserspeicher anlegen
Eine weitere Methode, die Wassermassen in den Griff zu bekommen, sind Wasserspeicher. Klassischerweise sind das Regentonnen oder -behälter. Solche Hilfsmittel sind vor allem wichtig, wenn der Erdboden selbst keine gute Saugkraft besitzt, erklärt der GDV. So nimmt stark lehmhaltiger Grund das Wasser deutlich schlechter auf als Sandboden, der mehr Hohlräume besitzt.
Eine weitere Möglichkeit sind größere Speicher wie eine Zisterne. Neben der Aufnahme größerer Mengen bietet es den Vorteil, das Wasser zum Bewässern des Garten oder für Toilettenspülung zu nutzen.