Pflanzenpflege bei WetterextremenWie gieße ich meinen Garten richtig?

Tautropfen an Grashalmen
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Köln/Jülich – Erst zu trocken, jetzt reichlich Regen: Ständig wechselndes Wetter und vor allem Wetterextreme stellen Landwirte und Hobbygärtner vor große Herausforderungen. Wie viel Wasser nach tagelangem Regen im Boden ist, oder wie viel Wasser die eigenen Pflanzen noch benötigen, bleibt schwer abzuschätzen.
Selbst wenn es geregnet hat und die Erde durchfeuchtet ist, heißt das noch nicht, dass Pflanzen das Wasser auch nutzen können. Erst ab einem gewissen Wasseranteil reicht die Saugkraft der Wurzeln aus, um es aufzunehmen. Man spricht von „pflanzenverfügbarem Wasser", Bodenwasser oder der sogenannten "nutzbaren Feldkapazität". Bei einer nutzbaren Feldkapazität (nFK) von 100 Prozent nehmen Pflanzen das Wasser am besten auf. Je trockener der Boden wird, also das pflanzenverfügbare Wasser abnimmt, desto stärker muss die Saugkraft der Wurzeln sein.
Wasser-Monitor stellt Bodenfeuchte dar
Um eine Übersicht über die tatsächliche Bodenfeuchte zu bekommen, hat das Forschungsinstitut Jülich einen „Wasser-Monitor“ entwickelt. Das Online-Tool stellt seit November 2021 Ergebnisse von wissenschaftlichen Simulationsmodellen tagesaktuell und bis zu neun Tage in die Zukunft dar.
Das Projekt funktioniert so: Ein hydrologische Modellsystem sammelt Daten für Wettervorhersagen. Dazu zählen Niederschlag, bodennahe Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit. Damit werden knapp 50 Vorhersagen des Wasserkreislaufs im Boden berechnet. Die Ergebnisse stellt das Monitor-Team mithilfe von Diagnostiken dar und diese als interaktive Karten der Allgemeinheit zur Verfügung.
Veränderung des Bodenwassers speziell in NRW
Eine Karte zeigt beispielsweise die Vorhersagen für ganz Deutschland – sie ist blau bis rot gefärbt. Die Farbskala zeigt das pflanzenverfügbare Wasser in Prozent an. Ist eine Stelle Dunkelblau gefärbt, kann das Wasser leicht von den Pflanzen aufgenommen werden. Und umgekehrt: Je kräftiger das Rot an einem Ort wird, desto schwieriger ist es für die Pflanzen das Wasser aufzunehmen. Die Karte zeigt das Bodenwasser dabei bis zu 30 Zentimetern in die Tiefe an, und das auch relativ kleinräumig: Über eine Zoomfunktion kann die Karte bis auf die Ebene einzelner Ortschaften vergrößert werden.

Dr. Alexandre Belleflamme vom Projektteam des Wasser-Monitors
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Klimatologe Alexandre Belleflamme vom Monitor-Team macht auch darauf aufmerksam, dass Videoanimationen zeigen, wie sich das pflanzenverfügbare Wasser speziell in Nordrhein-Westfalen im zeitlichen Verlauf ändert. „Ziel ist, dass Landwirte oder auch Hobbygärtner die Vorhersagen als zusätzliche Informationsgrundlage nutzen, um die bestmöglichen Entscheidungen treffen zu können“, erklärt Belleflamme.
Für Landwirte gilt die Empfehlung, Gemüsekulturen wie Kopfsalat, Frischgemüse oder Erdbeeren unterhalb einer nutzbaren Feldkapazität von 60 bis 70 Prozent zu gießen. Kulturen wie Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Getreide oder Freilandgemüse schlagen ihre Wurzeln dagegen tiefer und sind zudem weniger empfindlich gegenüber Wassermangel. Sie werden in der Regel bewässert, wenn der Wert im Wurzelraum unter 40 bis 50 Prozent absinkt. Generell geht man davon aus, dass der Trockenstress ab unter 50 Prozent Wachstum und Ertrag negativ beeinflusst. Spätestens dann wird eine Bewässerung empfohlen. Bei unter 30 Prozent welken die ersten Pflanzen.
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Möchte man auf Nummer sicher gehen, kann man neben der Vorhersagen-Karte auch eine Unsicherheiten-Karte auswählen. Diese zeigt mit einer Farbskala von Grau bis Rot – sicher bis unsicher - an, wie zuverlässig die Haupt-Vorhersage ist. Ist für eine Region Schauer oder Gewitter angesagt, ist es schwieriger, eine sichere Vorhersage zu treffen.
Die Auswirkungen des Klimawandels verändert die Böden, Bewässerung kann das nicht ausgleiche, nur Symptome behandeln, sagt Belleflamme. „Um diese Trockenheit auszugleichen, bräuchten wir in Zukunft mehrere extrem feuchte Jahre.“