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Dünger aus KüchenabfällenWarum es gut für die Umwelt ist, Würmer im Haus zu halten

Lesezeit 7 Minuten
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Kompostwürmer zersetzen in der Wurmkiste allerlei Küchenabfälle und Zeitungspapier.

Köln – Kaum hat man ein Gericht in der Küche zubereitet, steht die Frage im Raum: Wohin mit den Bio-Abfällen? Vielen fehlt eine Bio-Tonne oder der Garten mit Komposthaufen. Deswegen landen die Küchenabfälle immer wieder im Restmüll. Das muss nicht sein. Mit einer Wurmkiste wird das Kompostieren leicht gemacht. Kompostwürmer, die in der Wohnung oder auf dem Balkon gehalten werden können, zersetzen die Abfälle und stellen gleichzeitig nährstoffreichen Dünger her. Richtig gelesen, man kann die Würmer in der Wohnung halten, das funktioniert sogar geruchlos, erklärt der Fachmann. Was Sie wissen müssen, wenn Sie sich Würmer als neue Nutz-Haustiere zulegen wollen.

„Wurmkisten helfen den ökologischen Abdruck zu verringern“

Jasper Rimpau ist Wurmkisten-Experte. Er ist Buchautor und Inhaber von wurmwelten.de. Für ihn ist die Wurmkiste „eine einfache Lösung, um den ökologischen Abdruck zu verringern.“ Er erklärt: Es entsteht weniger CO2, da der Müll nicht transportiert werden muss. Da der Abfall nicht verbrannt wird, werden weniger Schadstoffe freigesetzt. Und der Wurmhumus kann die Erde in Gärten öffnen, wodurch der Regen viel besser gehalten und gespeichert werden kann. Wichtig für die Umwelt.

Doch erst einmal einen Schritt zurück. Wie funktioniert die Wurmkiste überhaupt? Die Würmer zersetzen mit Hilfe von Mikroorganismen, wie Pilze und Bakterien, die Abfälle. Was überbleibt, ist wertvoller Wurmhumus. Es gibt zwei gängige Arten einer Wurmkiste: Bei der vertikalen Wurmkiste, werden vier Kammern übereinander gestapelt. Die horizontale Kiste besteht aus einer Kammer, die mit einem Trenngitter in der Mitte geteilt werden kann.

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Vermicomposter, auf deutsch: Wurmkompostierung. Die vertikale Wurmkiste ist in vier Bereiche eingeteilt: oben wird gefüttert, ganz unten ist das Auffangbecken.

„Die mehrstöckigen Wurmkisten sind in der Regel aus Plastik, haben aber den Vorteil den Humus einfacher ernten zu können und den Wurmtee einfach ablassen zu können“, sagt Rimpau. Eine solche Wurmkiste besteht aus einer Auffangschale, einem Ablasshahn und drei weiteren Kammern. In der obersten wird gefüttert. In der untersten ist nur noch Humus. Sie wird geerntet, wenn die oberste voll ist. Zu dem Zeitpunkt sind unten kaum noch Würmer, so Rimpau. Wenn die Kammer geleert ist, kann sie oben wieder draufgesetzt und neu befüllt werden.

Bei dem horizontalen Kammersystem kann die Kiste mit einem Trenngitter in der Mitte geteilt werden, um die Ernte zu vereinfachen. Dann wird auf einer Seite des Trenngitters gefüttert. Wenn die voll ist, beginnt man auf der zweiten Seite. Wenn auch die mit Abfällen gefüllt ist, sollten sich alle Kompostwürmer dort befinden und in der ersten Kammer fertiger Kompost sein, der geerntet werden kann. Allerdings könne es passieren, dass noch Würmer im Humus sind oder die eine Seite schon voll ist, während die andere Seite noch nicht vollständig verarbeitet ist. „Das ist bei der vertikalen Wurmkiste etwas einfacher“, sagt Rimpau.

Wurmkisten: Im Handel zu kaufen oder leicht selber bauen

Beide Arten sind im Handel zu kaufen. Kosten liegen bei rund 100 Euro. Oft gibt es dabei nette Feature wie eine Wurmrettungsinsel – falls sich ein Wurm ins Auffangbecken verirrt, kann er über den Kegel wieder zurückfinden. Wurmkisten können auch als Möbelstück, etwa als Hocker, verpackt sein. Dann wird es etwas teurer.

Beide Arten können aber auch leicht selber gebaut werden. Für die mehrstöckige Wurmkiste können stapelbare Aufbewahrungskisten genutzt werden, so Rimpau. Die Wasserauffangkiste kann mit einem Ablaufhahn für Regentonnen frisiert werden. Die drei Kisten für die Arbeitsschichten müssen mit Löchern versehen werden, damit die Würmer sich zwischen den Kisten bewegen können und zudem braucht es Löcher für die Sauerstoffzufuhr. „Ziegelsteine in den Kisten können dafür sorgen, dass die Kisten stapelbar werden und ein Mindestabstand zur nächsten Kiste eingehalten werden kann.“

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Eine Wurmkiste aus Holz: hier fehlt das Trenngitter, das die Humusernte erleichtert.

Die horizontalen Kisten werden oft mit Holz gebaut. Da sich in Holzkisten Staunässe ansammelt, ist es wichtig auf das richtige Holz zu achten: großporiges, schnellwachsendes Holz, z.B. Fichte, unbehandelt, unlackiert. „Zudem sollten Befestigungsstreben eingebaut werden, damit die Wurmkiste dicht bleibt.“

Ideale Temperatur für die Würmer ist zwischen 15 und 25 Grad

An sich kann die Kiste überall stehen, auch draußen. Direkte Sonneneinstrahlung sollte allerdings vermieden werden. Für die Holzkiste ist es draußen etwas schwieriger, was die Feuchtigkeit angeht und sie braucht deshalb etwas mehr Pflege, so Rimpau. In der Wohnung sei eine Wurmkiste aus Holz wohl etwa sechs bis sieben Jahre haltbar. Draußen wird sie von innen und außen feucht, weshalb sich die Haltbarkeit auf etwa zwei Jahre verkürze. Die ideale Temperatur ist zwischen 15 und 25 Grad. „Nicht über 30 Grad und nicht unter -2 Grad, dann sterben die Würmer.“ Bei den Temperaturen sollte die Kiste reingeholt werden. Wenn nicht in den Wohnraum, dann in die Garage oder den Keller.

Der Kompostwurm – auch Mistwurm – gehört zur Familie der Regenwürmer. Die bekannteste Kompostwurmart ist die Eisenia fetida, auch Rotwurm genannt. Der Riesen-Rotwurm (Eisenia hortensis) ist besonders groß und sehr robust. Die Würmer sind im Handel erhältlich. Auch vom Online-Handel werden sie im Gewebebeutel mit Versanderde verschickt. Rimpau rät zu einer Mischung aus verschiedenen Arten. Am Ende setze sich die Art durch, die unter den Umständen vor Ort am effektivsten arbeitet. Für den Start werden rund 1000 Kompostwürmer empfohlen. Sie vermehren sich schnell. Es können aber auch Freunde mit einem eigenen Garten nach etwas Kompost gefragt werden. Experten empfehlen den Kompost von mindestens zwei Gärten zu mischen. Je mehr Vielfalt desto besser für die Wurmkiste.

Die Wurmkiste soll nach Waldboden riechen

Und warum riecht nichts? Die vielen Würmer und Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien zersetzen den Bio-Müll gemeinsam. „Dabei bewegen sie den Kompost durchgehend und arbeiten so Sauerstoff in das Substrat ein. Das verhindert den Gestank“, sagt Rimpau. Der entstehe durch Fäulnis – wenn also Sauerstoff bei der Zersetzung fehlt. „Durch den Sauerstoff werden die Nährstoffe gut gebunden.“ Das heißt: Im Vergleich zum Kunstdünger versickert der biologische Dünger nicht gleich im Grundwasser.

Die Wurmkiste soll nach Waldboden und nasser Erde riechen, sagt Rimpau. „Ich empfehle da immer die Nase in die Wurmkiste rein zu halten.“ Denn der Grundsatz ist klar: Eine Wurmkiste riecht nicht. „Wenn es beginnt zu stinken, wurde zu viel gefüttert – die Würmer kommen nicht hinterher und die Abfälle beginnen zu faulen. Dann sollte versucht werden, die Kiste wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“

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Jasper Rimpau betreibt den Blog „wurmwelten.de“ und den dazugehörigen Online-Shop.

Gefüttert werden darf alles außer Fisch, Fleisch und Milchprodukte. Man kann auch Gartenprodukte, wie Gras, hineinwerfen – es darf aber nicht zu viel werden. Auch auf Zitrusfrüchte sollte man verzichten. Zwei Kilogramm Küchenabfälle die Woche wird man im Durchschnitt los, so Rimpau. Davon sollten allerdings 500 bis 600 Gramm Kartonage sein, also Zeitungspapier, Eierkartons, Toilettenpapierrollen. Doch das muss sich erst einmal einspielen. „Die ersten Monate sollte man die Würmer weniger füttern.“ Danach sollten die Würmer regelmäßig ein bis zwei Mal die Woche gefüttert werden. „Das kontinuierliche Füttern ist wichtig, um die Würmer und die Mikroorganismen ständig beschäftigt zu halten.“ Trick für den Urlaub: Stapel Zeitungen reinlegen. Die Würmer fressen sich dadurch. „Das ist für die Ausnahme in Ordnung.“

Für Rimpau ist aber auch klar: „Eine Wurmkiste sollte man nicht nur nutzen, um Küchenabfälle loszuwerden. Man sollte auch Verwendung für den Dünger haben.“ Die Pflanzen in der Wohnung seien schnell durchgedüngt. Blumen und Pflanzen auf dem Balkon freuen sich aber sicherlich, genau so wie die Nachbarn oder der Kleingarten-Verein um die Ecke.

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Bei der dreistöckigen Wurmkiste ist der erste Humus nach etwa neun Monaten reif. „Wenn man es mit dem Wurmhumus ganz genau nimmt, heißt es in Deutschland bioorganischer Bodenverbesserer.“ Das tolle: „Dieser Dünger ist nicht nur nährstoffreich. Er ist ein richtiger Bodenbeleber. Die Bio-Aktivität ist extrem hoch, weil es eine riesige Dichte an Mikroorganismen gibt, also Bakterien und Pilze. Die kippen das Gleichgewicht im Boden in die richtige Richtung.“

Wer die gestapelten Kammern nutzt und einen Ablasshahn eingebaut hat, der kann zusätzlich Wurmtee, also komprimierten Flüssigdünger, ernten. Der kann mit Wasser verdünnt sofort verwendet werden. So finden die Bio-Abfälle am Ende ihren Weg zurück in den natürlichen Kreislauf.