Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Garten-Experte gibt TippsWarum ein englischer Rasen oft nicht besser ist als eine betonierte Fläche

Lesezeit 5 Minuten
Perfekter kurz geschnittener Rasen

Der Traum vieler Hobby-Gärtner ist der englische Rasen: dicht, saftig und gleichmäßig dicht gewachsen. Ökologisch ist die Zierfläche indes wenig bereichernd.

Der Odenthaler Garten-Influencer Torsten Brämer gibt Tipps, wie die eigene Rasenfläche gelungen gestaltet werden kann. Und was der schöne Kriechthymian damit zu tun hat.

Spätestens wenn die Knospen der Magnolien in den Straßen aufplatzen, regen sich in rheinländischen Gartenbesitzern gemischte Gefühle. Einerseits frohlockt da natürlich ein Hurra im Herzen, schließlich markiert der Frühling nichts weniger als die Wiederauferstehung der Pflanzsaison.

Andererseits schleppt die Wucherfreude einen ganzen Sack voll Arbeit hinter sich her. Mindestens acht Wochen lang wächst es im Garten nun in Lichtgeschwindigkeit vor sich hin. Um dieser ganzen Potenz irgendwie Herr zu werden, bedarf es eines Plans – aber auch einer guten Portion Gelassenheit – besonders bei der Rasenpflege.

Wir haben uns bei Garten-Experten umgehört und geben Antworten auf die wichtigsten Starterfragen.

Garten-Influencer: Ein bisschen Faulheit nützt der Artenvielfalt

Wie aufwändig ist ökologische Rasenpflege im Frühjahr?

Die gute Nachricht: Ein bisschen Faulheit seitens des Gärtners oder der Gärtnerin nützt der Artenvielfalt. Ein aufwändig gepflegter englischer Rasen sei gerade in unseren Breitengraden ökologisch wenig sinnvoll. „Wer englischen Rasen will, der müsste auch jetzt im April schon wässern und düngen, also unglaublich viel Energie aufwenden. Aus ökologischer Sicht ist so ein englischer Rasen dabei am Ende nicht sehr viel ertragreicher als eine betonierte Fläche“, sagt Torsten Brämer, Odenthaler Garten-Influencer von „Wir sind Garten“.

Garteninfluencer Torsten Brämer gibt Tipps.

Düngen oder wässern sollte man den Rasen gar nicht. Auch Vertikutieren sei nicht nötig, schließlich würde dadurch nur Beiwuchs entfernt, der für Wildbienen oder andere Insekten weit wertvoller sei als der grüne Halm. Und auch Moos dürfe bleiben, „es zeigt, dass es an dieser Stelle für Rasen zu feucht, zu wenig sonnig oder zu lehmig ist“, sagt Brämer. Außerdem: „Auf Moos können Sie ja wohl super laufen!“

„Auf Moos können Sie ja wohl super laufen!“, sagt Garten-Influencer Torsten Brämer.

Wie oft muss ich mähen?

Aus Sicht des Naturschützers reicht zweimal im Jahr – dann im Idealfall mit der Sense. „Damit häckseln sie auch keine Insekten klein.“ Wem das zu kraftraubend und schwierig ist, dem empfiehlt Brämer einen akkubetriebenen Rasentrimmer. Aber auch wer Bedarf an einem kurzen Spielrasen für Kinder oder Hunde hat, kann den mit umweltfreundlichen Zielen verbinden. Darauf weist der Nabu hin. Wichtig dafür laut der Naturschutzorganisation: Man muss dem grünen Teppich erlauben, sich von einer Grasmonokultur in einen mageren Rasen mit vielfältigen Pflanzen zu verwandeln. Das passiere zum Teil einfach von selbst. Mit ein paar Tütchen heimischen Saatguts kann man die Vielfalt vergrößern, die gerade Insekten nütze.

Brämer bevorzugt Muskelkraft beim Schnitt: Sense oder Handspindelmäher sind seine Favoriten.

Die Fläche zum Spielen oder Picknicken kann dann etwa alle zwei Wochen gemäht werden – am besten mit dem Handspindelmäher, „da haben Sie das Workout schon inklusive, außerdem bekommen Sie damit einen sehr sauberen Schnitt“, sagt Brämer, was zu besonderem Komfort führt: Die etwas längeren Halme könnten mehr Feuchtigkeit speichern, beim Drüberlaufen fühlten sie sich „angenehm wie ein Langhaarteppich“ an.

Mähen mit der Sense? „Damit häckseln sie auch keine Insekten klein“

Dazu auch sein Tipp: Wer barfuß laufen will, schneidet den mitwachsenden Klee vor der Blüte. Die ziehen nämlich Bienen an. An den Wiesenrändern lohne es sich aber auch, so Brämer, Inseln mit längeren Halmen und Wiesenblumen stehenzulassen. Wer ganz auf Gras verzichten will und dennoch eine begehbare Fläche benötigt, dem empfiehlt der Garten-Experte den Versuch mit Kriechthymian, mit Teppichverbene oder Rasenkamille. Auch einige Sukkulenten eignen sich zum Drauflaufen.

An den Wiesenrändern lohne es sich aber auch Inseln mit längeren Halmen und Wiesenblumen stehenzulassen.

Was fange ich mit dem Rasenschnitt an?

Erstmal liegenlassen! Wer mit dem Korbrasenmäher mähe, der montiere den Korb zum Mähen erstmal ab. „Wenn alles trocken ist, mähen Sie mit Korb nochmal drüber, dadurch sammeln Sie das Schnittgut, das Sie dann super als Mulch in die Beete einarbeiten können.“

Muss der Garten jetzt aufgeräumt werden?

Brämer rät zu Form statt Ordnung: Zu Frühjahrsbeginn sollten die Beete vorsichtig von Laub befreit werden, Gräser, Rosen und Gehölze werden nun zurückgeschnitten. Aber alles mit Bedacht. „Rechnen Sie immer damit, noch eine Eidechse oder einen Igel im Winterschlaf zu überraschen.“ Von der Entsorgung des Grünschnitts hält Brämer wenig. „Sie müssen bedenken, dass Sie alles, das Sie an organischen Nährstoffen aus dem Garten raustragen, ja wieder reinbringen müssen.

Totholzhecken - eine gute Möglichket, Abschnitte im eigenen Garten zu verwenden.

Grünschnitt also besser in einzelnen Schichten mit in den Kompost oder als Füllmaterial ins Hochbeet oder kleingehäckselt zum Mulchen verwenden. Auch Wildtiere profitieren von etwas Unordnung. Brämer selbst setzt beispielsweise auf Totholzhecken. Zwischen Begrenzungspfosten am Gartenrand stapelt er dann Äste und Grünschnitt. „Es dauert wenige Tage, dann ziehen da schon die Spatzen ein.“

Den Pflücksalat hat Brämer schon im Hochbeet draußen.

Was kann ich jetzt schon anpflanzen?

Der April ist vor allem der Keim-Monat: Auf der Fensterbank zieht man die Pflanzen vor. Da ist auch zartes Gemüse noch vor möglicher Nachtkälte geschützt. Stecken Sie also Tomaten-, Paprika-, Chili-, Kohlrabi- und Brokkoli-Samen erstmal in den Topf im Haus. Den Pflücksalat hat Brämer schon im Hochbeet draußen. Auch Rucola mag kalte Erde. „Wenn sich Nachtfrost ankündigt – und das ist selbst im Rheinland bis in den Mai hinein möglich -, decken Sie das mit Vlies oder ein bisschen Zeitungspapier ab.“

Bestimmtes Gemüse wie zum Beispiel Möhre, Rettich, Erbse, Schwarzwurzel, Radieschen, Frühlingszwiebel, Petersilie, Schnittlauch, Dill, Zwiebeln und Spinat können schon jetzt ins Beet draußen gesät werden.

Und wie sieht es mit Düngen aus?

Der Frühling sei die richtige Zeit fürs Düngen. Allerdings sollte das Wuchsmittel organisch sein. Kompost aus dem eigenen Garten bietet sich an. Brämer schwört derzeit aber auch auf Schafpellets. Die könne man im Gartencenter kaufen oder man holt sich ein bisschen Wolle vom Schäfer ab, das funktioniere ebenso. Die Wolle speichert Wasser und zersetzt sich gut. Keinesfalls sollte man Eisendünger verwenden, wie er zum Beispiel gegen Moos eingesetzt wird. „Der ist für den Menschen krebserregend und giftig.“