AboAbonnieren

„Rate mal, wer dran ist“Wie man sich am besten vor Telefonbetrug schützen kann

Lesezeit 4 Minuten
Ein älterer Mann sitzt in seiner Wohnung und telefoniert.

Ein älterer Mann sitzt in seiner Wohnung und telefoniert.

Ein Telefonanruf kann das Leben verändern. Vor allem, wenn es heißt, Angehörigen sei etwas zugestoßen. Oft geht es bei solchen Anrufen darum, Geld zu erpressen. Wer die Maschen kennt, kann sich vor Betrug schützen.

Sie sind über 70 Jahre alt, nutzen noch regelmäßig das Festnetztelefon und stehen mit vollem Namen im Telefonbuch? Dann gehören Sie zur Zielgruppe betrügerischer Banden, die mithilfe von Schockanrufen versuchen, Geld oder Wertgegenstände zu ergaunern. Die meist aus dem Ausland operierenden Täter gehen immer professioneller und auch dreister vor, um an das Ersparte ihrer Opfer gelangen. Um Telefonbetrügern nicht selbst auf den Leim zu gehen, sollte man deren wichtigste Maschen kennen und wissen, wie man sie enttarnt. Ein Überblick.

Kaution nach Verkehrsunfall mit Todesfolge

Eine weit verbreitete und besonders perfide Betrugsmasche versucht, bei den Angerufenen Ängste um deren Angehörige auszulösen. Ein Telefonat beginnt etwa mit einem minutenlangen Schluchzen oder Wimmern, was viele Angerufene dazu verleitet, eines ihrer Kinder oder Enkel am anderen Ende zu vermuten. Wenn sie dann den Namen nennen verbunden der Frage „Bist Du es?“, schlägt die Falle zu.

Oft übernimmt dann eine weitere Person das Telefonat, gibt an, Staatsanwalt oder Polizist zu sein, und behauptet, dass der genannte Sohn oder die Tochter einen Verkehrsunfall verursacht habe, bei dem ein Kind oder eine schwangere Frau zu Tode gekommen sei. Betroffene stehen dann häufig unter Schock und hinterfragen nicht mehr, warum eine hohe Kaution verlangt wird, um den Angehörigen aus der Haft zu bekommen oder sogar ein Deal angeboten wird.

Verwahrung von Geld und Wertsachen

In einer anderen Variante des Schockanrufs geht es darum, Bargeld und Wertgegenstände in Sicherheit zu bringen, weil Kriminelle in der Gegend Einbrüche verüben oder planen. Häufig geben sich die Anrufer als Polizisten aus. Sie erzählen wahlweise, einer Diebesbande auf der Spur zu sein und dabei die eigene Adresse auf einer Liste mit vermeintlichen nächsten Einbruchszielen gefunden zu haben. Oder sie informieren über eine Einbruchsserie in der Umgebung und bieten an, die eigenen Wertsachen in Sicherheit zu bringen. So hat eine Seniorin aus Landau einem SWR-Bericht zufolge kürzlich Wertgegenstände im Wert von 100.000 Euro verloren. Die Betrüger gaukelten einen Anruf von der Kriminalpolizei vor und sagten, jemand habe es auf ihr Bankschließfach abgesehen, sie würden ihr Vermögen sicherheitshalber verwahren. Die Frau händigte den Unbekannten daraufhin den gesamten Inhalt des Schließfachs aus.

Finanzielle Hilfe für Angehörige

Der Anruf beim sogenannten Enkeltrick startet oft mit den Worten „Rate mal, wer dran ist“. Auf diese Weise erfährt der Anrufer den Namen einer nahestehenden Person, zum Beispiel des Enkels, und kann sich im Laufe des Gesprächs auch als dieser ausgeben. Meist geht es darum, dass sich der vermeintliche Enkel in einer finanziellen Notlage befindet und dringend Geld braucht. Da er selbst nicht vorbeikommen könne, würde es jemand anders abholen.

Millionenschaden durch Telefonbetrug

In Nordrhein-Westfalen haben Betrüger auf diese oder ähnliche Weise im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 14 Millionen Euro erbeutet, in Bayern waren es sogar 24 Millionen Euro – Tendenz steigend. Das Perfide an der Masche: Oftmals sind die Opfer von der Nachricht am Telefon so schockiert, dass sie kaum zum Nachdenken kommen. Zusätzlich setzen die Betrüger sie unter zeitlichen Druck, um sie zu schnellen Entscheidungen zu drängen.

So schützen Sie sich vor Betrug

Wer von einer unbekannten Nummer angerufen wird, sollte darum grundsätzlich erstmal skeptisch sein und selbst nachfragen: Wer ruft da genau an? Warum? Und wie ist er an die Telefonnummer gekommen? Betrüger können dann leicht selbst ins Schwimmen geraten und auf unglaubwürdige Geschichten ausweichen. Aufschlussreich ist es auch, Fragen zu stellen, deren Antwort nur echte Verwandte oder Angehörige kennen können.

Auch wenn es Überwindung kosten mag, rät die Polizei dazu, bei geringsten Zweifeln oder einem unguten Gefühl einfach aufzulegen – selbst wenn es beim Telefongespräch um eine nahestehende Person in Not geht. „Rufen Sie den Angehörigen unter der Ihnen bekannten Nummer an. Ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu oder verständigen Sie über den Notruf 110 die Polizei“, raten die Beamten.

Für die Zukunft sei es zudem ratsam, den vollen Namen aus dem Telefonbuch streichen zu lassen. Denn oftmals ist es der Vorname, an dem sich betrügerische Banden orientieren, um das Alter ihrer potenziellen Opfer zu schätzen. Wer den eigenen Vornamen auf den Anfangsbuchstaben abkürzt, macht es Betrügern schwerer. Ein Formular zur Änderung des Telefonbucheintrags stellt die Polizei auf ihrer Webseite kostenfrei zur Verfügung.