Zweck, Pflege, PreisWorauf man beim Kauf von Wanderschuhen achten muss
Die Sonne kommt raus, die Wander-Saison beginnt. Das richtige Schuhwerk ist dabei unverzichtbar. Aber worauf muss man beim Kauf von Wanderschuhen achten? Und wie viel kosten gute Schuhe? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wo möchte ich wandern?
Bevor man anfängt, wahllos Wanderschuhe aus dem Regal zu reißen und anzuprobieren, sollte geklärt werden, für welchen Zweck die Schuhe benötigt werden. Ist eine Wandertour im Mittelgebirge, beispielsweise in der Eifel oder im Harz geplant? Oder geht es auf Treckingtour durch die Alpen? Viele Wanderer nutzen ihre Schuhe auch im Winter bei Schnee oder bei schlechtem Wetter.
Ebenso Hundehalter, die mit ihren Tieren regelmäßig in den Wald, ans Meer oder an den Fluss gehen, ziehen für die Gassi-Runde gerne ihre Wanderschuhe an. „Es ist wichtig, den Einsatzzweck der Schuhe genau festzulegen. Davon hängt ab, welche Modelle überhaupt infrage kommen und welche von vornerein ausscheiden“, sagt Andreas Petz, Bereichsleiter der Schuhabteilung bei Globetrotter Ausrüstung in Köln.
Wanderschuhe werden je nach Einsatzort in sechs verschiedene Kategorien eingeteilt:
Kategorie A: Halbschuhe, auch für den Stadtgebrauch geeignet
Kategorie AB: für Wanderungen im Mittelgebirge, für Einsteiger geeignet
Kategorie B: Feste Wanderschuhe, die für Treckingtouren und eine höhere Gepäckbelastung geeignet sind
Kategorie BC: Für Wanderungen in den Bergen und durchs Fjäll, Schuhe mit steifer Sohle und einem stabilen Schaft
Kategorie C: Stiefel für Alpin-Wanderungen, sind für die Verwendung von Steigeisen geeignet
Kategorie D: Hochtouren Stiefel, für Berg und Gipfeltouren in schwierigem Alpinen Gelände, Steigeisen geeignet (z.B. auf Gletschern oder Gipfelbesteigungen)
Woran merke ich, dass ein Schuh gut passt?
Es ist wichtig, sich Zeit für die Anprobe zu nehmen. Jeder Schuh, der getestet wird, sollte einige Minuten am Fuß sein und sowohl im Stand als auch beim Gehen getestet werden. Viele Händler von Wanderschuhen haben eine Teststrecke in ihren Verkaufsräumen. Dort kann man die Schuhe auf unterschiedlichen Untergründen ausprobieren.
Die Ferse muss in einem Wanderschuh fest sitzen, vor den Zehen sollte noch etwa ein daumenbreit Platz sein. „Wichtig ist vor allen Dingen, dass der Mittelfuß einen guten Halt im Schuh hat. Wenn Sie beim abschüssigen Laufen auf der Teststrecke merken, dass der Fuß nach vorne rutscht, ist der Schuh entweder zu locker geschnürt oder die Passform stimmt nicht“, so der Outdoor-Experte.
Viele Hersteller bieten inzwischen sogar Modelle für Wanderer mit einem Hallux valgus an. Diese Schuhe sind in der Zehenbox oft weiter geschnitten oder haben am Fußballen eine Aussparung, sodass Blasenbildung am großen Zeh vermieden wird. Oft tragen sie Bezeichnungen wie Bunion (engl. für „Beulenfuß“) oder Comfort fit.
Was mache ich bei Druckstellen?
Dass Funktionsschuhe beim Anprobieren hier und da etwas drücken, ist normal. Besonders, wenn man noch nie Wanderschuhe getragen hat, fühlt sich das erste Mal seltsam an. Doch beim ersten Eindruck sollte zwischen ungewohnt und unangenehm unterschieden werden.
Ein Grund für ein unangenehmes Gefühl könnte die falsche Größe sein. Wanderschuhe fallen in der Regel klein aus und sollten daher immer eine Nummer größer als die reguläre Schuhgröße probiert werden. Wer also normalerweise Schuhe in Größe 46 kauft, sollte besser gleich eine 47 probieren.
Je stabiler der Schuh ist, desto höher ist das Risiko für drückende Stellen, von denen viele sich aber mit der Zeit auslaufen. „Man sollte den Schuhen Zeit geben und zu Beginn die kritischen Stellen abkleben“, empfiehlt der Schuh-Experte. Dafür könne man Pflaster verwenden, aber auch regelmäßiges Eincremen der Füße mit Hirschtalg könne Blasen vorbeugen. „Außerdem sollte man auf die richtigen Socken achten: Reine Baumwolle saugt Feuchtigkeit komplett auf und scheuert daher leicht. Mischgewebe (Kunstfaser/Wolle) oder Wollsocken mir geringem Kunstfaseranteil eignen sich besser.“
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Wei pflege ich meine Schuhe?
Mit guter und regelmäßiger Pflege können die richtigen Wanderschuhe bis zu zehn Jahre halten. „Das Innenmaterial der Schuhe ist wie ein Funktionsunterhemd für die Füße“, sagt Petz. „Und ähnlich wie die Funktionsunterwäsche, schwitzt man beim Wandern auch die Schuhe voll und sollte sie daher reinigen.“ Dafür den Schuh zur Hälfte mit Wasser volllaufen lassen und mit einer Seifenlauge auswaschen. Anschließend kann man den Schuh mit einem Küchenhandtuch oder auch mit Zeitungspapier kurz von innen abtupfen und ihn anschließend einfach an der Luft trocknen lassen. Unter keinen Umständen sollten Wanderschuhe auf oder unter der Heizung getrocknet werden. Dort wir das Leder schnell brüchig und der Schuh trocknet aus.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Leder in den Schuhen verarbeitet ist, desto mehr muss man sie pflegen. Die Außenseite sollte regelmäßig mit Wachs oder Lederfett eingerieben werden, mit einem Imprägnier-Spray kann der Schuh dann noch zusätzlich versiegelt werden.
„In jedem Fall sollte nach dem Gebrauch die Sohle herausgenommen werden, damit der Stiefel gut auslüften kann. Sonst bleibt die ganze Feuchtigkeit im Schuh, das stinkt und kann langfristig sogar schimmeln“, empfiehlt Petz.
Was kostet ein guter Wanderschuh?
Wanderschuhe sind aufwändig verarbeitete Schuhe, die ihren Besitzer bei guter Pflege einige Jahre lang begleiten können. Doch Qualität hat ihren Preis.
„Ein vernünftiger Wanderschuh kostet mindestens 150 Euro, Stiefel beginnen im Schnitt sogar erst bei 170 Euro“, sagt der Experte. Nach oben hin ist die Preisskala offen. Man solle aber bedenken, so Petz, dass ein guter Schuh bei ordentlicher Pflege ein treuer Begleiter über bis zu zehn Jahre sein könne. Einige Modelle lassen sich bei Bedarf neu besohlen, was die Haltbarkeit abermals verlängert.
Vom Kauf im Online-Shop rät Petz im Übrigen ab. „Gerade bei Wanderschuhen zählt das Anprobieren. Auch Kunden, die ihr Standard-Modell im Netz nachbestellen, können unter Umständen Probleme bekommen, da die Füße sich über die Jahre verändern.“