„Eins zu viel“Buschmann findet Würzburger „Layla“-Verbot auf Volksfest falsch
Würzburg – Bundesjustizminister Marco Buschmann hat sich zu der Debatte um das Abspielverbot für den Ballermann-Hit „Layla“ auf dem Kiliani-Volksfest in Würzburg geäußert. „Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden“, schrieb Buschmann am Dienstagabend bei Twitter. „Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel.“ Zuvor hatte die „Mainpost“ einen Sprecher der Stadt Würzburg zitiert: „Es wird sichergestellt, dass das Lied künftig nicht mehr gespielt wird.“ Hintergrund sei der von Kritikern als sexistisch empfundene Liedtext.
„Layla“ von DJ Robin & Schürze steht seit fast drei Wochen auf Platz 1 der deutschen Singlecharts und gilt vor allem bei jungen Leuten als Stimmungshit auf Volksfesten. Bundesweit ist allerdings eine Debatte um den Liedtext entbrannt, in dem es um eine Prostituierte geht.
Würzburg hatte zuvor auch das „Donaulied“ für das Volksfest verboten
Die Stadt Würzburg hatte bereits mit den Volksfest-Betreibern eine Vereinbarung geschlossen, dass das umstrittene „Donaulied“ - dessen Text sich um eine Vergewaltigung dreht - nicht mehr gespielt werden darf. Die Vereinbarung umfasse alle Liedtexte, die rassistische oder sexistische Inhalte haben, berichtet die Zeitung. Nun dürfe auch „Layla“ auf dem Fest nicht mehr gespielt werden.
Inzwischen wurde das Abspielen des Songs auch von den Veranstaltern der Düsseldorfer Kirmes untersagt.
Laut des Direktors des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg, Michael Fischer, ist die Bewertung des Songs als „sexistisch“ zutreffend. „Natürlich ist das Lied sexistisch“, sagte Fischer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist ein Partyschlager.“ In dem Song werde eine Frau namens Layla beschrieben und „in sexistischer Weise besungen, und das Video unterstützt das natürlich auch in seiner Bildsprache.“
Musikexperte zu „Layla“: „Natürlich ist das Lied sexistisch“
Dass die Protagonistin des Clips offensichtlich ein Mann in High Heels, schwarzem Minirock und mit blonder Perücke ist, ändere nichts am Charakter des Liedes. Dies sei jenseits von Ironie oder Transaspekten. „Das ist einfach ein sexistischer Song.“ Die Musiker waren zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
In den sozialen Netzwerken ist unterdessen am Dienstag eine hitzige Debatte über das Abspielverbot für „Layla“ entbrannt. „Kannte das Lied #Layla bislang gar nicht. Ganz ehrlich, es ist auch kein Verlust, es nicht zu kennen“, befand ein Twitter-Nutzer. „Allerdings müssten dann auch sehr viele andere Ballermann-Lieder verboten werden - von Rap-Songs ganz zu schweigen.“
Aufregung auf Twitter wegen Layla-Verbots
Andere nahmen die Entscheidung derweil eher ironisch aufs Korn: „‘Stimmungshit auf Volksfesten‘ reicht mir, um ein konsequentes Verbot zu befürworten, ohne das Lied #Layla überhaupt zu kennen“, erklärte ein Nutzer.
Wieder andere sehen in dem Abspielverbot auf dem Würzburger Volksfest unterdessen Anzeichen einer vermeintlichen „Cancel Culture“. In eine ähnliche Kerbe schlug auch das ehemalige Mitglied des Bundestags Christian Natterer. „Wann genau ist in Deutschland aus 'Sex, Drugs & Rock n Roll' eigentlich 'Laktoseintoleranz, Veganismus & Helene Fischer' geworden?“, fragte der CDU-Politiker.
Die entsprechenden Konter folgten – typisch für Twitter – prompt. „Wenn Wutbürger-Twitter herausfindet, dass die Stadt, in der 'der woke linksgrüne Mob Layla verboten hat' CSU-geführt ist“, schrieb ein Nutzer und hängte ein passendes Bild an. Im Würzburger Stadtrat sind die Grünen und die CSU die stärksten Parteien, Oberbürgermeister Christian Schuchardt ist wie Natterer CDU-Mitglied.
Unterstützung für die Würzburger Entscheidung gab es in den sozialen Netzwerken allerdings ebenfalls. „Der Ballermann-Hit Layla verschwindet aus ersten Bierzelten“, schrieb der Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“, Thomas Kaspar. „Es können nicht genug sein, die den kalkulierten Sexismus nicht mehr spielen“.
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Der Song „Layla“ hatte bereits im Juni für Aufregung gesorgt. Bei ihrer Landestagung hatte die Junge Union Hessen den Saal mit dem fragwürdigen Partylied beschallt – ein Videoausschnitt machte danach die Runde auf Twitter und sorgte für scharfe Kritik. Die Marburger SPD-Politikerin Sophie Frühwald warf der Jungen Union „blanken Sexismus“ vor. Der JU-Landesvorsitzende Sebastian Sommer reagierte gelassen auf die damalige Kritik. „Musikgeschmäcker waren schon immer verschieden“, erklärte Sommer gegenüber dem „Spiegel“. (mit dpa)