Schon wieder eine Sicherheitslücke bei Whatsapp: Letzte Woche berichtete die britische Zeitung „The Guardian“, dass der Messenger-Dienst unsicher sei und der Regierung so eine Hintertüre zum Ausspionieren der Bürger öffnen würde.
In dem Bericht hatte der deutsche IT-Sicherheitsforscher Tobias Boelter erklärt, WhatsAapp könne Krypto-Schlüssel austauschen, ohne dass Nutzer dies merkten und damit Unterhaltungen abfangen. „Wenn Whatsapp von einer Regierungsbehörde aufgefordert wird, Nachrichten-Aufzeichnungen offenzulegen, kann es durch den Austausch der Schlüssel Zugang gewähren,“ erklärte er.
Der Whatsapp-Server könne dabei nachträglich komplette Unterhaltungen abrufen und nicht nur einzelne Nachrichten, sagte der IT-Spezialist. Nach eigenen Angaben habe er Whatsapp schon im April 2016 auf diese Lücke aufmerksam gemacht, allerdings sei ihm geantwortet worden, dass diese Funktionalität so erwünscht sei.
Whatsapp wies diese Vorwürfe mit der Erklärung zurück: „Die Design-Entscheidung, auf die sich der „Guardian“-Artikel bezieht, verhindert, dass Millionen Nachrichten verloren gehen und Whatsapp bietet Benachrichtigungen an, um Nutzer auf potenzielle Sicherheitsrisiken hinzuweisen.“
Whatsapp und Facebook als Datenkraken in der Kritik
Erst im Mai 2016 wurde eine Sicherheitslücke bei dem Messenger-Riesen bekannt, bei der laut Medienberichten andere User die Nachrichten einfach mitlesen könnten. Allerdings funktionierte dies jedoch nur, wenn Fremde sich über einen für den User generierten Code für die Nutzung auf dem PC mit ihrem eigenen Gerät eingeloggt haben.
Doch ein anderes, viel gravierenderes Problem in den Augen der Datenschützer ist die Tatsache, dass Whatsapp eine Tochterfirma von Facebook ist – und das Unternehmen bekanntlich Geld mit unseren Daten macht.
Wer sich jetzt überlegt, den Messenger nicht mehr nutzen zu wollen, um seine Daten zu schützen, hat inzwischen einige Alternativen zur Auswahl.
Trotzdem gehört Whatsapp noch zu den beliebtesten Messenger-Apps
Das größte Problem beim Wechseln ist aber: Freunde und Familie nutzen oftmals nicht das gleiche System, haben nur Whatsapp. Tatsächlich gehört der Dienst nach wie vor zu den beliebtesten Messenger-Systemen, in den App-Stores rankt es meist auf dem ersten Platz. Wie viele User genau den Dienst nutzen, ist jedoch nicht klar, da das Unternehmen die Zahlen nicht veröffentlicht.
Allerdings sollte das kein Grund dafür sein, nicht einmal einen neuen Messenger auszuprobieren. Und falls Sie zufrieden sind, könnten Sie mit ein wenig Überzeugungskraft ihr Umfeld vielleicht zur Nutzung eines anderen Messenger-Systems überreden.
Immerhin geht es darum, ihre privaten Daten zu schützen.
Auf der nächsten Seite geht es zur Übersicht.
Fünf Messenger-Dienste in der Übersicht
Telegram
Dieser Dienst macht Whatsapp mit über 100 Millionen aktiven Nutzern – so die offiziellen Zahlen des Unternehmens – inzwischen starke Konkurrenz. Telegram ist bei vielen Nutzern vor allem wegen seiner lustigen Sticker- und Gif-Funktion beliebt und bekannt. Darüber hinaus wirbt der Messenger auch damit, hochgradig verschlüsselt zu sein.
Das allerdings sehen nicht alle so: Kritiker warnen davor, dass die Verschlüsselung nicht mit einem erprobten und standardisierten Verfahren geschehe und Telegram seine eigene technische Lösung nicht offen lege. Letzteres ist allerdings wichtig, damit auch außenstehende und unabhängige Experten sich den Code anschauen können, um seine Sicherheit zu überprüfen. Hinzu kommt, dass das Unternehmen laut eines „Welt“-Berichts keinen Firmen-Sitz angibt.
Kosten: Gratis
Telefonie: Nein
Gifs und Co.: Ja
Signal
Diese Messenger-App ist vor allem dadurch bekannt geworden, dass sie von Whistleblower Edward Snowden empfohlen wird. Auch die deutschen Datenschutz-Experten von „Netzpolitik.org“ haben das System gelobt, weil es nicht der Anordnung eines US-Bundesbezirksgerichts nachkam, unter absoluten Geheimhaltung tausende von Nutzerdaten herauszugeben – es veröffentlichte im Gegenteil Details über den Versuch der Regierung.
Der Messenger wirbt vor allem damit, nur wenige Daten des User zu sammeln – so würde beispielsweise nicht gespeichert werden, wer mit wem kommuniziert.
Kosten: Gratis
Telefonie: Ja – dafür gibt es keine Möglichkeit für Sprachnachrichten
Gifs und Co.: Nein
Hoccer
Laut eines Berichts der Stiftung Warentest von 2015 schnitt der deutsche Messenger Hoccer unter den getesteten Systemen am Besten ab (Note 1,9) – neuere Testergebnisse liegen leider nicht vor. Der Messenger will keine Nutzerdaten wie Mailadresse oder Handy-Nummer für die Registrierung und wirbt damit, jedem User eine zufallsgenerierte Zahl zuzuweisen, über die er kommunizieren kann.
Kosten: gratis
Telefonie: Nein
Gifs und Co.: Nein
Threema
Dieser Messenger-Dienst landete im Stiftung-Warentest-Bericht auf Platz zwei direkt hinter Hoccer. Hier können Texte und Bilder ebenso verschlüsselt versendet werden, wie bei den anderen Diensten. In puncto Sicherheit wirbt das Schweizer Unternehmen damit, keine Telefonnummern und Verbindungsdaten zu speichern.
Kosten: iOS und Android 2,99 Euro, für Windows Phone 1,99
Telefonie: Nein
Gifs: Nein
Wire
Das Berliner Unternehmen Wire Swiss hat seinen Kurznachrichtendienst erst 2014 entwickelt und gehört damit zu den jüngsten Diensten. Ein Vorteil gegenüber vielen anderen Anbietern liegt darin, dass mit der App telefoniert werden kann, auch verschlüsselt. Neben der Einsehbarkeit des Verschlüsselung-Systems für die Öffentlichkeit liefert der Messenger auch regelmäßige Transparenz-Berichte. Hinzu kommt, dass User mit diesem Messenger außerdem Animationen über Giphy versenden können.
Kosten: Gratis
Telefonie: Ja
Gifs und Co.: Ja
(mit Material der dpa)
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