So war der „Tatort“ aus SaarbrückenDie Neuen machen Lust auf mehr
Saarbrücken – Der Saarländische Rundfunk und der „Tatort“, das war in den vergangenen Jahren eine lange Leidensgeschichte. Die Idee, mit dem erfahrenen Schauspieler Devid Striesow laufe die Sache schon, erwies sich als fatale Fehleinschätzung. Sein Kommissar Jens Stellbrink irrte stets wie eine verlorene Seele durch die Filme, die kein sichtbares Konzept hatten. Die Kritiken waren schlecht, die Zuschauerresonanz auch. Zum Glück war nach acht Folgen Schluss. Nun übernahm ein neues, junges Ermittlerteam.
Der Fall
Ihr erster Fall führte die beiden Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) weit in die Vergangenheit. Der Erbe der einflussreichen Industriellenfamilie Hofer war ermordet worden, 60 Mal hatte der Täter auf seine Leiche eingeschlagen.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Verdächtig waren viele, den in dem Clan hasste jeder jeden. Konrad (Moritz Führmann) etwa, älterer Bruder des Toten, verabscheute den Jüngeren, weil der spielsüchtige Frauenheld von ihrem Großvater Bernhard (Dieter Schaad) bevorzugt wurde.
Schnell deutete sich an, dass die Hintergründe, die zu dem Mord geführt hatten, weit in die Vergangenheit zurückreichten.
Die Auflösung
Zunächst vermuteten die Ermittler den Mörder in der Familie, was nahe lag, den ein Motiv hatten viele. Doch es war die Firmengeschichte, die Erik Hofer zum Verhängnis geworden war. Die Firma hatte zur Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter ausgebeutet und sich hinterher geweigert, Entschädigungen zu zahlen.
Besonders der heutige Seniorchef Bernhard Hofer (sehr überzeugend: Dieter Schaad) hatte sich damals durch große Brutalität schuldig gemacht. Einsicht oder Reue suchte man bei ihm vergebens. Er hatte auch den Bruder der damals jungen Lida Tellmann (Marie Anne Flegel) getötet - mit 60 Schlägen, weil er Essen gestohlen hatte. Als die alte Frau nun im Wald auf den Enkel getroffen war, der ihm sehr ähnlich sah, brannten bei ihr die Sicherungen durch.
Die neuen Ermittler
Das neue Team in Saarbrücken ist wohl sehr bewusst anders angelegt als der Vorgänger. Und das ist auch gut so. Gleich vier neue Ermittler schickte der SR am Ostermontag ins Rennen. Leo Hölzer und Adam Schürk begegneten die Zuschauer in „Das fleißige Lieschen“ an ihrem ersten gemeinsamen Arbeitstag. Die beiden kennen sich allerdings schon sehr lange. Sie waren Jugendfreunde. Leo hatte jahrelang zusehen müssen, wie Adams Vater den Sohn quälte. Als dieser Adam eines Tages mal wieder verprügelte, schlug ihn Leo nieder. Die beiden legten ein Feuer, um die Tat zu verschleiern. Der Vater überlebte, lag seither im Wachkoma. Adam ging weg, 15 Jahre hatten sie sich nicht gesehen. In langen Rückblenden erfuhren die Zuschauer nach und nach, was in der Kindheit der beiden geschehen war.
Ein bisschen ärgerlich war allerdings, dass die beiden neuen Kommissarinnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) nur Nebenrollen spielten und sich vor allem durch fiesen Flurfunk hervor taten.
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Fazit
Die Schatten der Vergangenheit waren in dem Film von Hendrik Hölzemann (Buch) und Christian Theede (Regie) lang – in jeder Hinsicht. Die Verbindung der Vorgeschichte der beiden Kommissare mit ihrem ersten Fall - brutaler Vater, hilfloser Sohn - wirkte vielleicht auf den ersten Blick etwas konstruiert, ging aber auf. Gerade die erste Szene, in der Adam Schürk einen lieblosen Vater im Bus per Faustschlag darauf hinwies, dass er dessen Erziehungsmethoden nicht guthieß, gab die Richtung vor. Schürk ist der Harte, der sich nichts mehr gefallen lassen will, Leo Hölzer hat die Vergangenheit anders geprägt. Er ist zwar Polizist, fürchtet sich aber davor, seine Waffe zu benutzen. Auch das Ende verspricht interessante Entwicklungen in der nächsten Folge.
Es knirscht zwar noch etwas im Ermittlerteam. Und ein bisschen übertrieben sie es mit den ernsten Blicken. Aber es gefiel, dass sich der SR traute, ein sperriges, junges Team ins Rennen zu schicken, dass man nicht gleich ins Herz schloß. Es könnte interessant werden, diesen Ermittlern auf ihrem Weg zu folgen.