Ex-„Tatort“-KommissarSchauspieler Günter Lamprecht ist tot
Berlin – Der mit Filmen wie „Die Ehe der Maria Braun“ (1979) oder „Das Boot“ (1981) und als „Tatort“-Kommissar berühmt gewordene Schauspieler Günter Lamprecht ist tot. Er starb am 4. Oktober im Alter von 92 Jahren, wie seine Agentin Antje Schlag am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow würdigte Lamprecht als „größten Charakterdarsteller, die der deutsche Film hervorgebracht hat“.
Karriere am Theater und erste Rollen im Fernsehen
Lamprecht hatte sich ab den 1950er Jahren zunächst einen Namen als Theaterschauspieler gemacht. So spielte er ab 1954 bereits kleinere Rollen unter Regisseuren wie Hans Lietzau und Erwin Piscator am Berliner Schillertheater. Später war er unter anderem in Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“ auf der Bühne zu sehen.
Erste Fernsehrollen hatte er vor allem in Inszenierungen von Theaterstücken, wie zum Beispiel 1968 neben Willy und Lucy Millowitsch in „Der Meisterboxer“.
Durchbruch als Charakterdarsteller
Ab den 1970er Jahren etablierte er sich als Charakterdarsteller in Kino und Fernsehen. 1973 wirkte er in der ZDF-Serie „Kara Ben Nemsi Effendi“ mit. 1975 folgte die Hauptrolle in dem Zweiteiler „Stellenweise Glatteis“, der auf dem gleichnamigen Roman von Max von der Grün basiert. Seine erste Hauptrolle im Kino spielte Lamprecht 1976 in „Das Brot des Bäckers“ und gewann damit den Lubitsch-Preis.
1977 brillierte er in Peter Beauvais’ TV-Trinkerdrama „Rückfälle“ als Alkoholiker. Rainer Werner Fassbinder wählte ihn 1979 für seinen hochgelobten Kinoerfolg „Die Ehe der Maria Braun“. Ein großer Erfolg war auch seine Darstellung des Franz Biberkopfs in der Verfilmung von Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“, die ihm das Lob der Kritiker und etliche internationale Preise einbrachte. Auch diese 14-teilige WDR-Miniserie entstand 1980 unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder.
„Tatort“-Kommissar: Große Popularität im Fernsehen
Lamprechts erreichte seine größte Popularität in den 1990er Jahren durch die Rolle des Berliner „Tatort“-Kommissars Franz Markowitz, den er ab 1991 ins insgesamt acht Fällen verkörperte. Es war nicht seine erste „Tatort“-Erfahrung, bereits zuvor hatte er in unterschiedlichen Rollen mitgespielt. Darunter auch 1970 im allerersten „Tatort“, „Taxi nach Leipzig“, in dem er einen DDR-Grenzbeamten spielte. Zum Jubiläum, der 1000. Folge, ebenfalls „Taxi nach Leipzig“ betitelt, kehrte er für einen kurzen Auftritt zur Krimiserie zurück.
Der Charakterdarsteller spielte auch in vielen kleineren Film- und Fernsehrollen, darunter „Die große Flatter“ (1979), „Das Boot“ (1981) und „Comedian Harmonists“ (1997). Insgesamt war Lamprecht in mehr als 100 Film- und Fernsehrollen zu sehen, begleitet von zahlreichen Ehrungen.
Zuletzt spielte er 2021 neben Ulrich Tukur und Sibel Kekilli in dem Fernsehfilm „Meeresleuchten“. 2017 hatte er in der Serie „Babylon Berlin“ einen Gastauftritt als Reichspräsident Hindenburg.
Trauma durch Amoklauf von Bad Reichenhall
Unfreiwillig in die Schlagzeilen geriet Lamprecht am 1. November 1999 als er und seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Claudia Amm, Opfer eines Amoklaufs wurden. Beim Amoklauf in Bad Reichenhall wurden beide von einem 16-Jährigen angeschossen und schwer verletzt. Der Schütze tötete vier Menschen und erschoss sich kurz nach der Tat selbst.
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Lamprecht beauftragte später den bekannten Promi-Anwalt Rolf Bossi († 2015) damit, die Eltern des Täters straf- und zivilrechtlich zu verklagen. Zur Anklage kam es jedoch nie. Über eventuelle Schadenersatzleistungen gibt es keine Informationen. Noch Jahre nach dem Verbrechen klagte Lamprecht über schlaflose Nächte und Albträume. Er begab sich in posttraumatische Behandlung und versuchte das Geschehen in einem Theaterstück zu verarbeiten.
Lamprecht lebte zuletzt mit Claudia Amm in Bornheim, im Stadtteil Rösberg.