Köln – Man hört das in Köln ja nicht sehr gerne, aber einer der beliebtesten Botschafter der Stadt kommt ausgerechnet aus Düsseldorf. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), seit 25 Jahren „Tatort“-Ermittler in Köln, wurde damals von Düsseldorf, wo er als Mitarbeiter von Hauptkommissar Flemming (Martin Lüttge) gearbeitet hatte, nach Köln versetzt. Mit seinem neuen Kollegen Freddy Schenk (Dietmar Bär) lief es im ersten gemeinsamen Fall „Willkommen in Köln“, der am 5. Oktober 1997 erstmals ausgestrahlt wurde, dann auch eher suboptimal.
Der begrüßte den neuen Chef alles andere als begeistert, hatte er sich doch selbst Hoffnungen auf dessen Posten als Leiter der Mordkommission gemacht. Auch sonst hatten die beiden Ermittler wenig gemeinsam. Schenk war der Familienmensch, dessen Ehefrau die Zuschauer allerdings bis zum heutigen Tag nicht zu Gesicht bekommen haben. Er liebte Cowboy-Stiefel und Oldtimer.
Ballauf hingegen war der weltgewandte, aber gebrochene Drogenfahnder, der es nie lange in einer Beziehung aushielt – was sich bis heute nicht wesentlich geändert hat.
Freddy Schenk und Max Ballauf: Ein eingespieltes Team
Ansonsten kann man aber festhalten, dass heute, 25 Jahre später, von den anfänglichen Animositäten nichts mehr übrig ist. Schenk und Ballauf sind ein eingespieltes Team, das gleichberechtigt ist. Das ist ihnen wichtig, wie sie jüngst bei einem Pressegespräch betonten, auch deshalb, weil sie schon vor Beginn der gemeinsamen Arbeit befreundet waren.
Beide kommen aus dem Ruhrgebiet, sind aber gerne Botschafter für Köln. Was die Beliebtheit beim Publikum angeht, finden sie sich auf jeden Fall schon seit Jahren mit dem Duo aus Münster regelmäßig auf den Spitzenplätzen bei Umfragen.
Neben den „Tatort“-Kollegen aus München und Ludwigshafen gehören sie zu den dienstältesten Ermittlern des ARD-Sonntagabendkrimis. Woher die große Popularität kommt, wissen Bär und Behrendt selbst nicht so genau. Aber es freut sie, dass das Publikum ihnen auch nach 25 Jahren die Treue hält.
Keine Experimente beim Kölner „Tatort“
84 Fälle der beiden Kölner sind mittlerweile gelaufen und so unterschiedlich sie auch teilweise sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Wer den „Tatort“ aus Köln schaut, kann sich auf einen soliden Krimi freuen. Experimentelle Filme, wie man sie etwa von Felix Murot (Ulrich Tukur) kennt, gibt es in Köln nicht. Kritiker finden die Filme deshalb mitunter etwas piefig, dem Großteil des Publikums gefällt diese Verlässlichkeit aber offensichtlich sehr gut.
Für „Tatort“-Fans
„Tatorte“ gibt es viele: klassisch, experimentell, spannend oder doch eher langweilig? In unserer Vorschau erfahren Sie immer bereits ab Samstag, wie der kommende „Tatort“ werden wird.
Direkt im Anschluss an jede Sendung am Sonntagabend folgt dann unsere „Tatort“-Kritik.
Die zweite Konstante ist das stetige Streben der Verantwortlichen, Themen aufzugreifen, die eine gesellschaftspolitische Relevanz haben. Der dritte Fall „Manila“, für den auf den Philippinen gedreht wurde, drehte sich um Kinderhandel und Sextourismus. Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär und einige Mitstreiter gründeten anschließend den Verein „Tatort – Straßen der Welt e.V.“, der sich unter anderem für Straßenkinder einsetzt.
Aber auch viele andere, zum Teil heikle Themen griff der „Tatort“ aus Kön auf, etwa Tretminen („Minenspiel“), Selbstjustiz („Bestien“), Rechtsextremismus („Odins Rache“), den vergessenen Krieg im Kongo („Narben“) und Bürgerwehren („Wacht am Rhein“). Im Film „Platt gemacht“ (2009) über Obdachlosigkeit traten auch die Höhner mit „Alles verlore“ auf. Überhaupt gab es viele prominente Gäste in den Filmen, von Udo Kier bis Tom Schilling, von Anna Maria Mühe bis Natalia Wörner.
Kölner „Tatort“: Wurstbude gibt es nicht mehr
Die beiden Schauspieler haben immer Lust auf ihre Rollen, das ist klar. Mit 61 (Bär) und 62 (Behrendt) Jahren sind es ja auch noch ein paar Jahre bis zur Rente. Und laut Jörg Schönenborn, Direktor Information, Fiktion und Unterhaltung beim WDR, hat der Sender noch viel vor mit den beiden.
Von einer Konstante mussten die Fans allerdings schon vor ein paar Jahren Abschied nehmen. Die legendäre „Wurstbraterei“, die erstmals im 16. Fall „Mördergrube“ im Jahr 2001 zu sehen war, ist mittlerweile ausgemustert. Seit 2020 kann man sie im LVR-Freilichtmuseum Kommern besichtigen.
Aber ein Kölsch zum Abschluss eines erfolgreich gelösten Falls kann man ja in Köln glücklicherweise auch an vielen anderen Orten trinken.
Der neue und 85. Fall „Spur des Blutes“ feiert seine Premiere beim Film Festival Cologne am 21. Oktober, 20.15 Uhr im Filmpalast. Im Ersten ist er zu sehen am Sonntag, 23. Oktober um 20.15 Uhr.