Video aus SchweinestallNRW-Landwirtschaftsministerin Schulze Föcking unter Beschuss
Düsseldorf/Steinfurt – Tierschützer setzen die neue NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking mit Aufnahmen aus dem Schweinestall vom Hof ihres Ehemanns in Steinfurt unter Druck. Die Ministerin hatte den Betrieb erst an kürzlich ihrem Mann übergeben.
Die Grünen im Düsseldorfer verlangen eine Sondersitzung des Landwirtschaftsausschusses. „Die Bilder aus dem Stall der Landwirtschafts- und Tierschutzministerin Christina Schulze Föcking sind schwer erträglich. Die Ministerin darf jetzt nicht einfach abtauchen, sondern muss zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen Stellung nehmen“, sagte die Fraktionsvorsitzende Monika Düker. Der Co-Vorsitzende Arndt Klocke betonte, Schulze Föcking könne „nicht mehr glaubwürdig auftreten“ und sei als Tierschutzministerin „völlig fehl am Platz."
Aufnahmen im März und Juni entstanden
Das TV-Magazin „Stern“ zeigte am Mittwochabend Videoaufnahmen aus dem Schweinestall des Großbetriebs, auf denen Tiere mit angefressenen und entzündeten Schwänzen zu sehen waren. Die Aufnahmen seien ihnen von Tierschützern zugespielt worden, sagte Christian Adam von der Organisation tierretter.de aus Münster dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Verein habe sie dann der Redaktion von stern.tv zur Verfügung gestellt.
„Die Bilder sind in drei Nächten entstanden, eine Nacht im März und zwei Nächte im Juni“, sagte Adam. Der Hof von Schulze Föcking verfüge über sechs Hallen, in denen Schweine gehalten würden. Die Videos seien in verschiedenen Hallen entstanden.
Tierschützer werfen Ministerin Lobbyismus vor
Gerade die angefressenen Schwänze zeigten, wie schlecht die Haltungsbedingungen seien. „Die Schwänze werden schon zur Geburt kupiert, weil sich die Schweine sonst aus Langeweile gegenseitig beißen. Dass sie es hier offensichtlich trotzdem getan haben, ist schon immens“, kritisierte Adam.
„Was uns schockiert hat, sind aber nicht so sehr die Bilder, denn so etwas sehen wir beinahe jeden Tag. Viel schlimmer ist, dass die Politik der Ministerin sich im Zustand ihrer Tiere widerspiegelt“, kritisiert Adam. „Sie fordert weniger Bürokratie in der Landwirtschaft. Jetzt haben wir gesehen, warum.“
Schulze Föcking kann Schwanzbeißen nicht erklären
Dass sich insbesondere im Juni die Fälle von verletzten Ferkeln gehäuft haben, bestreitet Frank Schulze Föcking, Ehemann der CDU-Politikerin, in einer Stellungnahme zu den Vorwürfen auch nicht. Ausführlich stellt er dar, dass sich aus bisher nicht schlüssig erklärbaren Gründen auffällig viele Tiere durch Schwanzbeißen verletzt hätten.
Schon frühzeitig sei deshalb die Tierärztin hinzugezogen worden, die auch mehrfach die Nottötung von Ferkeln angeordnet hätte. Innerhalb weniger Tage hätten deshalb 14, insgesamt sogar 31 der 940 Ferkel auf dem Hof getötet werden müssen.
Alle Tiere seien aber vorher fachgerecht behandelt und in Krankenbuchten untergebracht gewesen. Damit weist Schulze Föcking auch den Vorwurf der von Stern TV befragten Veterinärin und Bundestagskandidatin der Grünen Orfelia Nick zurück, die Krankenbuchten habe es nicht gegeben. Der Hof habe mit 99,57 und 99,58 von 100 Punkten das Qualitätssiegel erhalten.
Amtstierarzt stellte keine Missstände fest
Eine Sprecherin des Kreises Steinfurt bestätigte auf Anfrage, dass der Leiter des Veterinäramtes, Christoph Brundiers, noch vor wenigen Tagen im Rahmen einer Routinekontrolle beide Ställe in der Bauerschaft Sellen kontrolliert habe. Dabei seien keine Missstände festgestellt worden. Für die Kontrolle bei Schulze Föcking habe es keinen besonderen Anlass gegeben.
Dass Tierschutz-Aktivisten möglicherweise eindringen könnten, kann die Eheleute Schulze Föcking nicht überrascht haben, seit der Präsdent des westfälisch-lippischen Bauernverbandes Johannes Röring das vergangenes Jahr erlebt hat. Dennoch wirke sich der Einbruch aus, er „hat das Sicherheitsgefühl der Familie erschüttert“, schreibt Frank Schulze Föcking.
Befürchtung der CDU: Hof wird zur Angriffsfläche
Am Donnertagvormittag meldete sich auch die Ministerin persönlich zu Wort. „Der Betrieb hat eine umfassende Stellungnahme abgegeben, sehr offen und im Detail. Alle Vorgänge sind dokumentiert. Zudem hat sich mit dem Landkreis Steinfurt die für den Tierschutz zuständige Behörde klar geäußert", sagte Schulze-Föcking.
Parteifreunde im Landtag hatten im Gespräch mit unserer Redaktion schon vor der Berufung der Ex-Landwirtin ins NRW-Kabinett befürchtet, dass der Hof in Steinfurt zu einer Angriffsfläche für die Ministerin werden könnte.